Weil am Rhein Besondere Bedeutung zum „50.“

Weiler Zeitung
50 Jahre alt: Die am Kant stehende Skulptur „Lehrer – Schüler“ von Emilie Clauss.Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Kunst: Werk „Lehrer – Schüler“ von Emilie Clauss am Kant-Gymnasium / Engagiert

Weil am Rhein (mcf). Eingezwängt durch zwei Containereinheiten fristet das Kunstwerk „Lehrer – Schüler“ von Emilie Clauss auf der kleinen Grünfläche am Kant-Gymnasium zwar ein Schattendasein. Doch gleich zwei Anlässe sorgen für eine besondere Aktualität. So ist die an der Kantstraße stehende 2,50 Meter hohe Skulptur aus Basalt Lava vor nunmehr genau 50 Jahren entstanden. Und: Solch eine Nähe von Lehrkörper und Schüler ist zum Schulbeginn Anfang dieser Woche angesichts von geltenden Abstandsregeln und sonstigen Corona-Auflagen derzeit kaum noch vorstellbar.

Mehrere Werke in Weil

Die Skulptur wurde im Jahr 1970 im Auftrag der Stadt Weil am Rhein aus Lohndorfer Basalt Lava gefertigt. Sie ist aber nur eine von gleich mehreren Werken in der Grenzstadt. Das älteste öffentliche Clauss-Werk in Weil ist die Blumenschale mit vier Reliefs aus dem Jahr 1953, die vor dem Haupteingang des Weiler Friedhofs steht. Das Relief „Quell der Erkenntnis“ (1955) findet sich an der Außenfront der Karl-Tschamber-Schule. Im Jahr 1959 gefertigt wurde der Gedenkstein „Wir sind des Herrn“, das zum Gedenken an die Weiler Opfer des Zugunglücks Markdorf im Dezember 1939 entstand und sich am Weiler Friedhof befindet. Der Taufstein mit drei Reliefs ist Teil der evangelischen Friedenskirche in Friedlingen, Entstehungsjahr hier: 1964. Ein Jahr nach der Lehrer-Schüler-Skulptur war das Elterngrabmal „Orpheus & Eurydike“ an der Reihe, zu finden am Weiler Friedhof. „Jesu Taufe im Jordan“ stammt aus dem Jahr 1972 und ist in der evangelischen Johanneskirche.

Die Vita

Der 1911 in Landau geborenen Bildhauerin und Politikerin Emilie Clauss bedeutete Kunst alles. „Sie war introvertiert, andererseits herzlich, immer engagiert und mit einer gehörigen Portion pfälzischem Mutterwitz gesegnet“, schrieb Monika Merstetter im Jahr 2003 seinerzeit anlässlich des 16. Todestages von Clauss.

Mit 16 Jahren kam sie nach Weil am Rhein, es folgten eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester, aber dann trat ihr Händchen für die Kunst zu Tage, woraufhin ein Studium an der Gewerbeschule Basel folgte, später in München. Im Jahr 1942 nach Friedlingen zurückgekehrt, gründete sie dort ein Atelier, in dem hauptsächlich aus Sandstein und Betonguss Skulpturen sowie Reliefs entstanden, die den Menschen in seinen verschiedenen Erscheinungsformen darstellen. Ab den 1950er-Jahren folgten auch verstärkt öffentliche Aufträge, was sich an den genannten Werken in Weil am Rhein bis heute noch niederschlägt, wobei sie über zwei Jahrzehnte zwischen Skulptur und reliefartigen Darstellungen variierte.

Soziales Engagement

Doch sie war auch weit über die Grenzen hinaus bekannt – unter anderem durch Ausstellungen in Paris und Monte Carlo. Politisch aktiv wurde Clauss Anfang der 1970er-Jahre, als sie sich stark gegen die Planung des Autobahnbaus durch Friedlingen wehrte. Ab 1980 agierte sie sich als Stadträtin der Grünen, was auch zu wahren Redeschlachten mit dem Alt-OB Otto Boll führte, rekapituliert Merstetter in ihrem Portrait. Doch aufgrund ihres sozialen Engagements war Clauss bei vielen Bürgern beliebt.

Die engagierte und mit einem starken Gerechtigkeitssinn ausgestattete Bildhauerin verstarb am 11. Juli 1987 im Alter von 76 Jahren. Eine eigene Ausstellung kam in ihrem Heimatort erst ein halbes Jahr danach zustande.

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