Weil am Rhein Besonderer Ansatz ragt in die Höhe

Marco Fraune

Arealentwicklung: Ein Wettbewerbsbeitrag sieht Hochhäuser und mehr grünen Freiraum vor

Weil am Rhein - Der städtebauliche Studienauftrag zur gemeinsamen grenzüberschreitenden Arealentwicklung südlich von Otterbach hat einen Entwurf hervorgebracht, der in einem Teilbereich Hochhäuser vorsieht, die bis zu 80 Meter hoch sind. Der Entwurf des Zürcher Büros „pool Architekten“ gemeinsam mit „Maurus Schifferli Landschaftsarchitekten“ soll anhand der Darlegung der Ersteller hier näher Beachtung finden. Noch bis morgen können alle eingereichten Arbeiten in Basel begutachtet werden (siehe Info-Kasten).

Eine zentrale Aussage lautet, dass „pool Architekten“ und die Landschaftsarchitekten im Rahmen der Quartierentwicklung des Areals Otterbach-Süd bestrebt sind, das ökologische Gleichgewicht des Landschaftsparks Wiese möglichst zu bewahren. Denn dieser forme immerhin einen 600 Hektar großen Grünraum im grenzübergreifenden Siedlungsgebiet.

In Etappen

Sowohl bei dem eher konventionellen Wettbewerbsbeitrag von Hosoya Schaefer Architects mit Agence Ter.de Landschaftsarchitekten, der auch als „hochwertige Basis für die weiteren Vertiefungs- und Planungsschritte“ gilt, als auch bei der Teil-Hochhaus-Variante wird eine Entwicklung in Etappen vorgeschlagen. Bei letzterem heißt es: „Der Landschaftspark auf dem Baufeld Süd wird bereits bei der Realisierung der Etappe 1 auf dem Baufeld Nord allen Bewohnern von Otterbach zur Verfügung stehen. Der Landschaftspark wird mit den prägenden Elementen, den Lichtungen und den ersten Flurwegen, die an das bestehende Wegnetz anschließen, ausgestattet.“

Bei der Realisierung der Großbauten in der Etappe 2 und 3 werde der Landschaftsraum mit Plätzen, Bäumen und weiteren Flurwegen sukzessive verdichtet. Den Abschluss bildet laut den Plänen von pool Architekten mit Maurus Schifferli die Etappe 4 mit der Überbauung des Gärtnereibetriebs. Ob dieser aber überhaupt dem Wohn-Projekt weichen muss, ist noch nicht ausgemacht, wie zuletzt im Gemeinderat deutlich wurde. Mit gemeinnützigen Bauträgern könnten Baufelder realisiert werden, heißt es von Seiten der Beitragsersteller.

In Form eines Tropfens

In der Begrenzung des Gebiets mit dem auf einer Seite verlaufenden Bahndamm sehen die Experten angesichts der bewaldeten Gleisschlaufe die Bildung eines Horizonts in Form eines Tropfens. Und dieser werde in Landschaftsstreifen unterteilt.

„Zusätzlich zu den privaten Gärten der Einfamilienhäuser im Norden bespielt das Projekt nun zwei weitere Streifen.“ So verweisen die (Landschafts-)Architekten auf die möglichen neuen Wohnhöfe mit gemeinschaftlichen Gärten und die Großstrukturen im öffentlichen Park. „Mit den Großstrukturen bleibt der Landschaftspark als Naherholungsraum für das gesamte Siedlungsgebiet Otterbach möglichst erhalten.“ Die neuen Wohnhöfe auf dem Baufeld Nord könnten auch als Gemeinschaftsgärten genutzt werden, heißt es.

Hinsichtlich der Wohnnutzungsformen im nicht so hochgeschossigen Bereich haben die (Landschafts)-Architekten schon erste Überlegungen, die sie in ihrem Beitrag skizzieren: „Man lebt an Wohnstraßen mit durchgrünten Innenhöfen und nahem Anschluss an den Landschaftspark. Im Erdgeschoss wird bodennah gewohnt.“ Die kleinteilige Parzellierung ermögliche sehr vielen Bauträgern, unterschiedliche Wohnkonzepte nach ihren Vorstellungen umzusetzen: Duplex-Wohnungen mit Dachterrasse, Reihenhäuser über vier Stockwerke, Terrassenhäuser, Atelierwohnungen oder Wohngemeinschaften mit Gewerberäumen.

Die Hochhäuser

Ein besonderes Augenmerk wird in der Stadt Weil am Rhein sicherlich auf die Hochhäuser gelegt. Deren angrenzende Positionierung richtet sich dem Konzept zufolge nach den Windverhältnissen und der Besonnung der benachbarten Bauten. „Die unterschiedlichen Bebauungsstrukturen fördern eine gute Durchmischung der Bevölkerungsstruktur.“ Wegen des hohen Grundwasserspiegels soll hier keine Unterkellerung erfolgen.

In den zurückliegenden Jahrzehnten nicht mehr realisiert wurden in Weil Hochhäuser. Doch im Baufeld Süd gruppieren sich dem Vorschlag der Zürcher Architekten zufolge je drei Hochbauten um einen zentralen Platz. „Die Hochhäuser wachsen über den Horizont des Waldes hinaus und suchen den Bezug in die Weite, zu den Wohnhochhäusern der Schorenmatte und den hohen Industriebauten am Rheinhafen.“ Wie im Gemeinderat vom Vorsitzenden der Wettbewerbsjury ausgeführt, wird in den Erdgeschossen nicht gewohnt, sondern diese könnten der Öffentlichkeit dienen, Quartierversorgungen, Clubräume und Freizeitnutzungen beherbergen.

Ein Pool auf dem Hochhaus

Neben der reinen Nennung und Positionierung der Hochhäuser finden sich auch zu den eigentlichen Wohnungen Ausführungen, bei denen jede mit einem begrünten Außenraum versehen sein soll. „Die auf den Etagen zentral angeordneten Waschsalons und Gemeinschaftsräume fördern die Nachbarschaften.“ Das Kopfkino bekommt auf den Dächern noch einen Höhepunkt geboten, denn dort könnten Pools für das Siedlungsgebiet entstehen, so die Idee.

Der Verkehr

Im Baufeld Nord befinden sich im Wettbewerbsbeitrag beruhigte Wohnstraßen mit Besucherparkplätzen und Parkhäuser für die Anwohner. Das südliche Quartier soll hingegen vollständig für die Fußgänger frei bleiben. Angesichts des hohen Grundwasserspiegels schlagen die Architekten vor, sämtliche Parkplätze oberirdisch im Zentrum von zwei tiefen Gebäudekomplexen anzuordnen und vom „Parkway“ direkt zu erschließen.

„Mit den durchgrünten Wohnhöfen und dem reduzierten Fußabdruck der Großbauten wird ein ökologisches, klimabewusstes und nachhaltiges Bauen umgesetzt“, wird noch betont.

Die Ausstellung zu den Wettbewerbsarbeiten des städtebaulichen Studienauftrags zur gemeinsamen grenzüberschreitenden Arealentwicklung südlich von Otterbach ist noch bis Sonntag, 6. Dezember, im Kultur- und Gewerbehaus Elys, Elsässerstraße 215a, in Basel zu sehen. Die Räumlichkeiten sind groß genug für eine Besichtigung unter Einhaltung der derzeitigen Abstandsregeln, heißt es. Es besteht Maskenpflicht.

Öffnungszeiten: heute und morgen von 15 bis 19 Uhr. Interessierte finden unter www.weil-am-rhein.de auch die Präsentation sowie den Schlussbericht des Beurteilungsgremiums zu den Wettbewerbsergebnissen.

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