Weil am Rhein Bilder bleiben in Erinnerung

Zoë Schäuble

Engagement: Christian Altpeter berichtet vom Transport von Hilfsgütern an die ukrainische Grenze

Heute vor drei Monaten hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine begonnen – und eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Das Weiler Logistik-Unternehmen Fröde hat im März einen Spendenaufruf gestartet, innerhalb von drei Tagen 60 Tonnen Hilfsgüter gesammelt und anschließend drei vollbepackte Laster auf den Weg geschickt. Christian Altpeter hat eines der Fahrzeuge gesteuert. Die Bilder sind ihm im Gedächtnis geblieben.

Von Zoë Schäuble

Weil am Rhein. „ Ich war überwältigt von der Resonanz und Hilfsbereitschaft“, erzählt Altpeter, der bei Fröde Leiter der operativen Umzugslogistik ist. Das Speditionsunternehmen hatte kurzerhand seine Tore geöffnet, nachdem Pavel Kopylov, der am Weiler Kulturzentrum Kesselhaus eine Annahmestelle für Sachspenden organisiert hatte, geradezu „überrannt“ worden war (wir berichteten).

60 Tonnen Hilfsgüter

Kopylov leitete in Absprache mit dem Unternehmen einige Spender direkt an dieses weiter. „Wir haben unsererseits selbst über die Sozialen Medien zu Sachspenden aufgerufen“, so Altpeter. Neben Kleidern spendeten die Weiler auch Lebensmittel, Verbandsmaterial, Tiernahrung, Hygieneartikel, Matratzen und Schlafsäcke, berichtet Charline Fröde, die in der Geschäftsführung tätig ist.

Zunächst hatten die Spediteure die Spenden nach Kategorien sortiert und anschließend drei 40-Tonner beladen. Sechs Fahrer, unter ihnen Altpeter, machten sich dann auf den Weg in das polnische Przemysl. „Hin und zurück haben wir für die 3200 Kilometer lange Strecke rund 58 Stunden gebraucht“, berichtet Altpeter. Lange Pausen hatten die Fahrer, die sich zu zweit abwechselten, bewusst vermieden, denn die Hilfsgüter sollten so schnell wie möglich an der Abgabestelle ankommen.

Erfahrungen vor Ort

Damit die Hilfsgüter auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden, hatte sich das Unternehmen im Vorfeld mit dem polnischen Roten Kreuz in Verbindung gesetzt. „Als wir nachts in Polen angekommen sind, konnten wir aber keine Waren abliefern.“ Die Lager in Przemysl waren zu dem Zeitpunkt überfüllt. Altpeter und seine fünf Kollegen suchten daraufhin nach einer alternativen Lösung und luden ihre Waren auf ukrainische Laster um. „Die haben die Hilfsgüter direkt in die Ukraine nach Kiew gebracht.“ Obwohl rund 30 Lkws vor Altpeter und seinen Kollegen in der Reihe standen und an der Abladestelle abgefertigt werden mussten, habe es kein Durcheinander oder gar Chaos gegeben. „Vor Ort waren auch viele Deutsche, unter anderem Sanitäter, die die ankommenden Ukrainer in Empfang genommen haben“, schildert Altpeter. Einsatzkräfte der polnischen Feuerwehr unterstützten die ankommenden Fahrer beim Abladen.

Besonders der Anblick der fliehenden „Menschenmassen“ ist Altpeter in Erinnerung geblieben: „Natürlich wollten viele die Grenze passieren.“ Unterwegs hatte Altpeter nicht nur Straßensperren, die die polnische Polizei rund 30 Kilometer vor der Grenze errichtet hatte, passieren müssen. Auf der Fahrt waren ihm und seinen Kollegen auch immer wieder die Flüchtlingscamps, UN-Fahrzeuge und Militärkonvois aufgefallen. Obwohl er vom Kriegsgeschehen an sich nichts beobachtet habe, seien das Bilder, die im Gedächtnis blieben und ihn in seinem Tun bestärken: „Ich empfinde Mitleid, gleichzeitig aber auch Unverständnis darüber, dass so etwas in unserem Zeitalter geschieht.“

Fünf Touren gefahren

Insgesamt hat das Speditionsunternehmen bislang mehr als 130 Tonnen Hilfsgüter in fünf Touren an die ukrainische Grenze gebracht. Palettenweise seien sukzessive Sachspenden bei der Firma eingegangen, sodass Altpeter und seinen Kollegen schnell klar war, dass es nicht bei einer Tour bleiben würde.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading