Weil am Rhein Blutschweiß und Dornenkrone

Weiler Zeitung
Als Interpreten affektreicher barocker Passionsmusik brillierten am Sonntag Mojca Gal, Thomas Leutenegger und Andreas Heiniger in der Weiler Kirche St. Peter und Paul. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Konzert: Musikalische Grenzgänge zur Passionszeit in der Weiler Pfarrkirche St. Peter und Paul

Von Walter Bronner

Weil am Rhein. Die 15 Rosenkranz- oder auch Mysterien-Sonaten des österreichischen Barockkomponisten und Geigers Heinrich Ignaz Franz Biber zählen zur virtuosesten Violinmusik vor Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi. Als eine Art musikalischer Andachtsbilder thematisierte der seinerzeitige Kapellmeister am fürsterzbischöflichen Hof zu Salzburg neutestamentliche Schilderungen aus dem Leben und Wirken von Jesus und Maria. Eine weitere Besonderheit dieser Sonaten ist die so genannte Skordatur, eine Umstimmung der Violinsaiten (etwa von e auf d), wodurch wechselnde Schwingungsverhältnisse und Klangfarben bewirkt werden. Vier dieser ausgefallenen, von heftigen Stimmungsumschwüngen zerklüfteten Klangreliquien zu Christi Passion und Kreuzigung waren am Sonntagnachmittag in der Weiler Pfarrkirche St. Peter und Paul zu hören.

Dabei teilten sich die slowenische Geigerin Mojca Gal und ihr Schweizer Kollege Andreas Heiniger die extrem anspruchsvollen Streicherpartien. Und beide erwiesen sich dabei als einander ebenbürtige Interpreten, die auf ihren Barockgeigen – nacheinander kamen vier verschiedene Instrumente zum Einsatz – Vortragsleistungen erzielten, die hinsichtlich virtuoser Spieltechnik und Deutlichkeit der Artikulation keine Wünsche offenließen. Schlackenlos und überirdisch schön zelebrierte Heiniger die Sonaten sechs und acht („Blutschweiß“ und „Dornenkrone“), beides eindringliche Tonschilderungen von Jesus verzagtem Klagen im Garten Gethsemane und seiner Peinigung durch die römischen Soldaten. Dabei wechselten heftige Staccato-Attacken mit obertonreichen melodischen Wendungen und raffinierten Doppelgriff-Effekten, deren harmonische Kombinationen mit regulärer Geigenstimmung nicht erzeugt werden kann.

In gleicher Weise brillierte Mojca Gal in der neunten und zehnten Sonate mit kerniger Tongebung und bravourös dargebotenen spieltechnischen Raffinessen, die die Bildhaftigkeit und Symbolkraft der „Kreuztragung“ und des Geschehens auf Golgatha in faszinierende Klanggemälde umformulieren.

Souveräner Begleiter des exzellenten Violinspiels an einer tonklaren Kastenorgel war der renommierte Berner Kirchenmusiker Thomas Leutenegger. Er brillierte zudem an der großen Metzler-Orgel der Pfarrkirche mit dem facettenreichen Praeludium e-Moll des norddeutschen Altmeisters Nicolas Bruhns, einem prachtvollen Stück mit dynamisch bewegten Wechseln von Tempi, Akkorden, Laufwerk, reizvollen Echoeffekten und glitzernden Arpeggien, die der Interpret mit aller Sorgfalt aus- und durchgestaltete.

In Triobesetzung überzeugten die Konzertgeber eingangs und am Schluss zudem mit einer stimmungsintensiven Passions-Sonate von Johann Heinrich Schmelzer, der im 17. Jahrhundert am Wiener Kaiserhof wirkte, sowie Bibers von erstaunlichem Klangvolumen geprägten fünften Partita g-Moll aus seiner Werksammlung „Harmonia artificiosa“.

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