Weil am Rhein (jas). Präzisionsarbeit für einen Stahlkoloss ist an diesem Wochenende angesagt, wenn die 1000 Tonnen schwere Bogenbrücke für das Tram in Bewegung gesetzt wird, um kurz vor Weihnachten den Trennpfeiler zu erreichen, auf dem die aus Friedlingen kommende Vorlandbrücke bereits liegt. Das mit Spannung erwartete Einschieben der Brücke hat vorige Nacht begonnen. Bis morgen früh soll die Brücke den Hilfspfleiler im Gleisfeld erreicht haben. Auf der Baustelle am Europaplatz wurden gestern die letzten Vorbereitungsmaßnahmen getroffen, um pünktlich um 23.50 Uhr mit dem Verschub beginen zu können. Die Tonnen schwere Brücke wurde diese Woche mit acht Pressen angehoben und auf zwei Vorschubwagen gehoben, erläutert Fritz Striebel, zuständig für die Bauüberwachung. Nun wird die gesamte Konstruktion über spezielle Teflonplatten über eine stählerne Vorschubbahn gezogen, die gestern kräftig geölt wurden, um den Reibungswiderstand weiter zu minimieren. Im Endergebnis müssen die beiden auf den Vorschubschienen montierten hydraulischen Litzenheber, durch die kräftige Stahltrosse zu den Vorschubwagen führen, „nur“ noch je 70 Tonnen über die Gleitfläche ziehen. Gleichwohl wird sich die Brücke nur um zwei bis drei Meter pro Stunde bewegen. 17 Meter sollten bis heute früh laut Plan überwunden sein und der an der Brückenfront montierte zwölf Meter lange Vorschubschnabel auf dem Hilfspfeiler liegen. Kommende Nacht geht es von 23.35 bis 6 Uhr zwölf Meter weiter, bis die Brücke auf dem Pfeiler aufliegt. Was einfach klingt, ist ein komplexer Vorgang, bei dem jeder Schritt funktionieren muss. Deshalb ließ Ivan Tanjic von der Firma DSD Stahlbau gestern Vormittag schon mal den Litzenheber probeweise anlaufen und die Brücke ein kleines Stück gleiten. Tanjic hat, wie Fritz Striebel, schon viele Brücken in Position geschoben, die längste war 1200 Meter lang. Aber auch für die Routiniers ist jeder Vorschub eine Herausforderung. In den insgesamt fünf Vorschubnächten wird er über Manometern des Litzenhebers beobachten, ob die Brücke problemlos gleitet. Weitere Mitarbeiter werden entlang der Brücke kontrollieren, ob alles glattläuft. Insgesamt 15 Fachkräfte werden auch in den nächsten Wochenenden bis zum 22. Dezember auf der Baustelle sein, um den nächtlichen Vorschub zu bewerkstelligen, bis die 60 Meter lange Brücke in Position ist. Hinzu kommt für die Übewachung des DB-Gleisfelds ein fünfköpfiges Sicherungspersonal der Bahn. Ohnehin könne die Arbeit erst beginnen, wenn die Oberleitung der Bahn abgeschaltet und geerdet sei und der Fahrdienstleiter die Streckensperrung bestätigt habe, erklärt Striebel. Anders als die Bahnstrecke muss die B 3 indes nicht gesperrt werden.