Weil am Rhein Damit die Feuerwehr nicht zu spät kommt

Alexandra Günzschel
Die Freiwillige Feuerwehr Weil am Rhein bräuchte aktuell gut 20 Einsatzkräfte mehr. Darauf wies Kommandant Frank Sommerhalter im Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss hin.  Foto: Alexandra Günzschel

Frank Sommerhalter hat viele Ideen, wie die Einsatztruppe wieder effektiver werden könnte. Die Freiwillige Feuerwehr Weil am Rhein ist nach Aussage ihres Kommandanten nämlich unterbesetzt.

Die Einsatzkräfte aus der 3-Länder-Stadt kommen – gemessen an den Vorgaben – sehr oft erst mit zweiminütiger Verspätung am Einsatzort an. Das waren zwei wichtige Botschaften des Kommandanten Frank Sommerhalter aus seinem Sachstandsbericht, den er vor dem Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss (KSVA) vortrug.

Diese ungünstige Entwicklung geht einher mit immer mehr und komplexeren Aufgaben. Sommerhalter sprach von mittlerweile mehr als 400 Einsätzen pro Jahr, im Jahr 2023 seien es sogar mehr als 600 gewesen. Zugenommen hätten aufgrund einer alternden Bevölkerung beispielsweise Einsätze, bei denen hilflose Personen aus ihrer Wohnung befreit werden mussten. Immer häufiger gehe es auch um das Thema Zivil- und Bevölkerungsschutz. Zeitkritisch sind Einsätze im Brandfall oder in Verbindung mit Menschenrettung. Das traf immerhin auf 195 der 403 Einsätze im vergangenen Jahr zu.

Eigentlich müsste die Weiler Feuerwehr über 144 Einsatzkräfte verfügen, wie der Kommandant weiter ausführte. Derzeit stünden nach Abzug der Fachberater und beurlaubten Mitglieder jedoch nur 122 Aktive bereit. 75 Prozent der Arbeit werde von Ehrenamtlichen abgedeckt. Hinzu kommen elf hauptamtliche Kräfte.

Besonders groß ist der Engpass an Aktiven tagsüber während der Arbeitszeit. Zu Verspätungen kommt es häufig auch deshalb, weil nicht alle Fahrzeuge besetzt werden können. „Wir erreichen die Vorgaben nicht“, mahnte der Kommandant Verbesserungen an. Gefordert werden zehn Minuten für die erste Einheit und 15 Minuten für die zweite. Eine gravierende Unterbesetzung bestand im vergangenen Jahr an 25 Arbeitstagen.

Als Gegenmaßnahme schlug Sommerhalter Ampelvorrangschaltungen für die Feuerwehr vor, etwa auf der Hauptstraße in Friedlingen. Auch sollen die Einsätze besser auf die einzelnen Abteilungen verteilt werden, nachdem die Feuerwache Nord in Betrieb gegangen ist. Darüber hinaus setzt sich die Weiler Feuerwehr bei weniger gravierenden Einsätzen für eine Reduzierung der Mindeststärke ein, um die ehrenamtlichen Kräfte nicht über das Maß zu strapazieren. Angestrebt werden zudem standortnahe Wohnungen für die Einsatzkräfte, so dass auch die Drehleiter als zweiter Rettungsweg für die Obergeschosse immer rechtzeitig eintreffen kann.

Eine neue Werbekampagne versucht gezielt, Frauen für den Feuerwehrdienst zu gewinnen. Derzeit liegt ihr Anteil bei zehn Prozent. Des Weiteren sollen verstärkt Personen mit Migrationshintergrund angeworben werden. Sommerhalter konnte auf Nachfrage erste Erfolge vermelden. Eine Frau und zwei Männer hätten sich aufgrund der Kampagne gemeldet, freute er sich. „Wir sind offen für jeden.“

Um Engpässe zu vermeiden, soll im technischen Dienst weiter ausgebildet werden. Auch brauche es bei den Löschfahrzeugen eine gewisse Redundanz, weil diese hin und wieder ausfallen würden. In einem Fall werde bereits seit einem Jahr nach dem technischen Fehler gesucht. Davon abgesehen zeigte sich der Kommandant mit der Ausstattung sehr zufrieden.

Kooperationen mit Nachbargemeinden werden angestrebt, etwa bei selten gebrauchten Spezialisten, aber auch um die Tagesverfügbarkeit zu verbessern. Manchmal würden kleinere Gemeinden die Dienste der Weiler Feuerwehr anfragen – eine willkommene Einnahmequelle. Sommerhalter bedauerte den gesellschaftlichen Trend zu weniger ehrenamtlichem Engagement. „Dem müssen wir uns stellen und das System leistungsfähig halten“, betonte er. Die existierenden engagierten Kräfte sollen deshalb nicht zu sehr in Anspruch genommen werden. Auch würden ihnen Aus- und Fortbildungen angeboten.

Nicht so gut sehe es derzeit für eine bundesweit eingeführte Feuerwehrrente aus, um das Ehrenamt zu stärken, erklärte Sommerhalter auf Nachfrage. In Einzelfällen werde eine solche Rente kommunal finanziert. Gut aufgestellt sei die Jugendfeuerwehr mit 40 Mitgliedern, von denen erfahrungsgemäß etwa ein Drittel in den aktiven Dienst wechselt. Das Problem: Nicht wenige der jungen Leute verlassen die Stadt nach ein paar Jahren wieder. Eine vollständige Ausbildung dauert etwa zwei Jahre. Bis sich wirklich Routine einstelle, gehe weit mehr Zeit ins Land, wie Axel Schiffmann (UFW) bemerkte, der bei der Feuerwehr ausbildet.

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