Weil am Rhein Das Alemannische ist ihnen wichtig

Adrian Steineck

Vereinsleben: Muettersproch-Gesellschaft setzt sich für den Erhalt der Mundart ein / Kaum Neumitglieder

Weil am Rhein - Hanspeter Kilchling, Vorsitzender der Regionalgruppe Dreiländereck der Muettersproch-Gesellschaft, bringt die derzeitige Situation im Verein auf den Punkt: „Unser größtes Problem ist, dass keine jungen Leute nachkommen.“

Die Muettersproch-Gesellschaft hat sich der Pflege und dem Erhalt des Alemannischen verschrieben. Für dieses Jahr gibt es bereits erste vorsichtige Planungen – jetzt hoffen die Verantwortlichen, dass die Corona-Pandemie deren Umsetzung erlaubt.

In der Altrheinhalle in Märkt soll Mitte Oktober ein alemannischer Liederabend stattfinden. „Die Planungen dafür gehen von unserem Hauptverein in Freiburg aus“, sagt Kilchling und betont zugleich: „Natürlich hoffen wir alle darauf, dass diese Veranstaltung stattfinden kann.“

Vereinsleben steht still

Es wäre das Wiederaufleben eines Vereinslebens, das seit dem März vergangenen Jahres praktisch stillsteht und das allen Beteiligten schmerzlich fehlt, wie der Ortsgruppen-Vorsitzende im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Die regelmäßigen Treffen in der „Krone“ in Lörrach-Haagen etwa können derzeit nicht stattfinden. „Wir konnten uns im März vor dem ersten Lockdown noch einmal treffen. Im September gab es dann eine Zusammenkunft im Freien und im Oktober eine im Nebenzimmer“, erinnert sich Kilchling.

Dann kam der zweite Lockdown, und weitere Treffen waren nicht mehr möglich. Auch Ausflüge, wie etwa im Jahr 2019 an die Bundesgartenschau in Heilbronn, haben seit dem Frühjahr 2020 nicht mehr stattgefunden. „Das fehlt einfach“, schildert Kilchling die Rückmeldungen aus dem Verein.

Mitglieder weit verzweigt

Die Regionalgruppe Dreiländereck ist eine von zwölf Gruppen, die der Muettersproch-Gesellschaft angehören. Sie zählt etwa 260 Mitglieder, die laut Kilchling aus dem gesamten Landkreis Lörrach kommen – und darüber hinaus. „Wir haben Mitglieder in Schwörstadt, Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen, dann entlang des Rheins bis nach Badenweiler“, zählt er auf.

Die meisten Mitglieder – etwa 90 – kommen aus Lörrach, Weil am Rhein ist mit etwa 70 Mitgliedern auf dem zweiten Platz. Auch in Efringen-Kirchen sowie im Kandertal und bis ins kleine Wiesental hinein haben sich Menschen gefunden, die an der alemannischen Mundart interessiert sind und diese erhalten wollen. Ebenso gibt es Mitglieder etwa in Karlsruhe, die ursprünglich aus dem Markgräflerland stammen und sich ihrer heimischen Mundart weiter verbunden fühlen.

Pflege der Mundart

Das Beherrschen des Alemannischen ist keineswegs Voraussetzung, um Mitglied in der Muettersproch-Gesellschaft zu werden, wie Kilchling betont. „Bei uns ist jeder willkommen, der einfach mal hineinschnuppern will.“

Die Muettersproch-Gesellschaft bringt zweimal im Jahr ein Heft heraus, das unter dem Titel „Alemannisch dünkt üs gùet“ in Mundart über das Vereinsleben berichtet sowie Gedichte und weitere Beiträge von Mitgliedern enthält. Besonders hebt Kilchling hier die beiden Mundartdichter Hans Brunner aus Wittlingen sowie Inge Tenz aus Brombach hervor. „Die beiden haben schon regelmäßig Gedichte bei uns vorgetragen, und das Alemannische liegt ihnen sehr am Herzen, so wie uns allen“, sagt er.

Schwerer Stand bei Jugend

Generell aber habe die Mundart heutzutage einen schweren Stand gerade bei der Jugend, da sie diese in der Schule nicht mehr vermittelt bekommen würde. „Es gibt in Rümmingen einen Lehrer, der auch auf Alemannisch unterrichtet“, weiß Kilchling. Stefan Hofmann, Ortsvorsteher von Märkt und von Beruf ebenfalls Lehrer, setze sich auch dafür ein, dass die Mundart nicht völlig aus der Schule verschwindet. Und in Hausen etwa werde der Heimatdichter Johann Peter Hebel hochgehalten.  Ansonsten aber: Fehlanzeige.

„Natürlich ist es klar, dass Schüler, die später studieren wollen, in erster Linie gutes Hochdeutsch lernen müssen“, sagt Kilchling, der selbst aus Marzell stammt und heute in Efringen-Kirchen lebt. Aber der Erhalt der alemannischen Mundart ist für Kilchling doch etwas, was „in unsere Ecke gehört“. Dabei gelte für alle Mundarten und Dialekte, nicht nur für das Alemannische: „Es wäre schade, wenn es ausstirbt.“

Junge Mitglieder kommen bei der Muettersproch-Gesellschaft praktisch keine nach. „Für Jugendliche bieten wir vielleicht auch zu wenig“, sagt Kilchling selbstkritisch. Einige Mitglieder der Ortsgruppe Dreiländereck sind bereits in ihren Neunzigern. Kilchling selbst ist 78 Jahre alt und überzeugt: „Wenn ich den Vorsitz mal nicht mehr mache, wird sich vermutlich kein Nachfolger mehr finden, und die Ortsgruppe wird aufgelöst.“

Weitere Informationen: Nähere Informationen zur Muettersproch-Gesellschaft und der Regionalgruppe Dreiländereck gibt es bei Hanspeter Kilchling, Tel. 07628 / 2326, E-Mail: hapekilch@gmx.ch, sowie unter www.alemannisch.de.

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