Weil am Rhein „Das Essen“ bietet Erzählstoff

Joachim Pinkawa
Rudolf Grimberg (mit Schottenmütze) unterstrich seine Erzählungen auch szenisch dargestellt. Foto: Joachim Pinkawa

Kesselhaus: Grenzenloses Erzählforum mit „Brezel, Brot und Brötchen“. 20-jähriges Bestehen.

Weil am Rhein - Seit zwei Jahrzehnten widmen sich die Weiler Erzähler dem Märchenerzählen. Im Kesselhaus erzählen sie jeden dritten Dienstag im Monat ab 20 Uhr im „grenzenlosen Erzählforum“ und lassen auch die Gäste eigene Geschichten erzählen. Für das Jubiläumsjahr haben sie sich als besonderes Thema „das Essen“ auf die Agenda genommen.

Essen spielt nicht nur in Märchen und Geschichten eine große Rolle, sondern auch im Alltag. Nur darüber zu erzählen wäre einseitig und etwas langweilig, deshalb gibt es im Jubiläumsjahr beim grenzenlosen Erzählforum kulinarische Leckerbissen passend zum jeweiligen Erzählerthema.

Zu süßen, salzigen, großen und kleinen Brezeln in unterschiedlicher Ausprägung drehte sich der erste Erzählerabend um Geschichten und Märchen vom Müller und Bäcker, oder vom Backen und Brutzeln. Nach den ersten leckeren Bissen lieferte Rudolf Grimberg den Nachweis, dass die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Brüder Grimm sich zwar viele Märchen ausgedacht und aufgeschrieben haben, aber dabei auf historisch tatsächlichen Ereignissen aufgebaut und sie „mundgerecht“ und märchenhaft erzählbar aufgearbeitet haben. So wurde bei Wilhelm Grimm in „Hänsel und Gretel“ aus der blonden schönen Bäckerin Katharina aus dem Harz und ihren sagenhaften Backkünsten in Nürnberg und Haus auf einer Waldlichtung im Spessart erst durch Intervention von Jacob Grimm aus der historischen „Bäckerhexe“ eine hässliche böse Hexe.

Heiter bis skurril

Märchenhaftes präsentierte wunderbar erzählt auch Erzählerin Claudia Pfennigsdorf mit „Aschenbrödel und ihrer faulen, hässlichen Stiefschwester bei Frau Holle“, oder auch die Verse um den „Hund Schnick“ von Wilhelm Busch. Das Gedicht vom „Käsebrot im Abendrot“ mit Ute Delatorre führte zu deutlicher Erheiterung aller Gäste, die nach der kulinarisch angereicherten Pause selbst das Wort ergreifen durften.

Und auch dabei gab es von heiteren bis zu skurrilen Geschichten über sich unkontrolliert vermehrenden geteilten „Töpfchen-Teig“, Rhabarberkuchen mit Salz statt Zucker, der Geschichte zur Entstehung der Brezel, durch die man drei Mal den Himmel sehen kann, reichlich lustiges und spannendes zu hören. Ungesalzene Backwaren als erzieherische Maßnahme für einen verächtlichen Vater stießen ebenso auf interessierte Zuhörer wie gekaufte Schwarzwälder Torten, um der Anspruchshaltung der französischen Familie an Frauen aus dem Schwarzwald zu genügen und der schlesische Mohnkuchen mit seiner Wirkung des verwendeten echten Mohns, wie die speziellen Kekse mit „holländischen“ Zutaten und ihre Wirkung.

Insgesamt gestalteten Ute Delatorre, Rudolf Grimberg, Brigitte Wittkämper, Susanne Döring, Hildegard Vierhuff-Bocks sowie Renate Bingart gemeinsam mit den Gästen einen „Back-Abend“ der Extraklasse, der durchaus appetitanregend für die noch kommenden Erzähl-Abende mit Märchen, Geschichten, oder Satire, die sich um Kraut und Rüben, Wurst, goldene Eier, Schweizer Käse, Obst, Pudding und Brei oder Trauben und Wein und weitere Leckereien drehen werden.

Folgende Veranstaltungen stehen zum 20-jährigen Bestehen der „Weiler Erzähler“ noch auf dem Programm:

  • 19. Februar: „Geschichten wie Kraut und Rüben“ heißt es, wenn zu einer russischen Geschichte über Weißkohl nahrhaftes Wintergemüse auf den Tisch kommt.
  • 19. März: Die „Wünsch-dir-was-Wurst“: Ute Delatorre und Gisela Halmazna werden eine orientalische Geschichte vom Weißwurstkönig aufführen.
  • 16. April: Zur Osterzeit nehmen sich die Erzähler Geschichten von Hühnern und goldenen Eiern vor und servieren „russische Eier“.
  • 21. Mai: Der Basler Erzählkreis ist wieder zu Gast – mit Geschichten im Schweizer Dialekt im Gepäck.
  • 18. Juni: Wie in tausendundeiner Nacht dürfen sich die Zuhörer bei Geschichten aus dem Orient, Feigen, Datteln, orientalischem Gebäck und Minztee fühlen.
  • 16. Juli: Märchen von Pudding und Brei sind im Angebot.
  • 20. August: Texte rund um den Apfel stehen im Mittelpunkt. Bei einem Apfelkuchen können die Zuhörer lauschen.
  • 17. September: Herbstzeit ist Wein- und Traubenzeit und entsprechend widmet sich der Abend im September diesen Genüssen in Märchen und in Gerichten mit Weintrauben.
  • 15. Oktober: Die leiblichen Genüsse werden humorvoll-ironisch auf die Schippe genommen, etwa in der Satire „Essen ist meine Leibspeise“ von Ephraim Kishon.
  • 19. November: Zum Jahresausklang werden im November allerlei Nüsse geknackt.
  • 17. Dezember: Es wird weihnachtlich mit Geschichten über Lebkuchen und Pfeffernüsse, Plätzchen und Glühwein.

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