Weil am Rhein Das neue Feuerwehrhaus Nord wird am Sägischopf errichtet

Saskia Scherer , aktualisiert am 25.05.2022 - 18:01 Uhr

Weil am Rhein - Es war eine äußerst knappe Entscheidung: Mit zehn zu neun Stimmen (bei zwei Enthaltungen) hat der Weiler Gemeinderat am Dienstagabend den Bereich Sägischopf in Haltingen als Standort für das neue Feuerwehrhaus Nord festgelegt. Der Entscheidung ging eine längere Diskussion voraus, denn mehrere Räte bevorzugten den Standort an der B 3 am nördlichen Ortseingang von Haltingen.

Auch in den Reihen der Feuerwehr gab es eine vielfältige Diskussion, berichtete Kommandant Frank Sommerhalter. Bei einer Klausur, an der das Kommando und die Abteilungskommandanten teilnahmen, herrschte Konsens für den Standort Sägischopf. Im Feuerwehrausschuss erhielt der Sägischopf in geheimer Abstimmung acht Stimmen, der Standort B 3 sechs.
Die Verwaltung sprach sich ebenfalls für den Standort Sägischopf aus. Es handele sich um „den größten gemeinsamen Nenner aller Bedürfnisse“, meinte Bürgermeister Martin Gruner. Es entstehe ein gesamtstädtisches Haus für die Abteilungen Märkt, Ötlingen und Haltingen.

Mehrere Räte dagegen

Dem Vorschlag folgten aber nicht alle Gemeinderäte. Eugen Katzenstein (UFW) votierte für den Standort an der B 3 und hatte eine Liste mit 17 Argumenten vorbereitet. Unter anderem führte er auf, dass der Standort B 3 die schnellstmögliche Einsatzkräfteverfügbarkeit gewährleiste. Beim Standort Sägischopf müsse zudem berücksichtigt werden, dass die Gleise der Kandertalbahn gequert werden müssen. Insbesondere beim Ausbau zu einer S-Bahn-Verbindung befürchtet Katzenstein Behinderungen. In der Nähe von Veranstaltungsstätten gebe es zudem stets Probleme mit falsch parkenden Fahrzeugen. Ein Neubau an der B 3 wäre auch optisch für Ötlingen präsent und würde einen Bezug zum Dorf für die Ötlinger Wehrleute bieten.

Claus Weibezahl (CDU) ließ sich von Katzensteins „Feuerwerk an Unterpunkten“ nicht beeindrucken: „Das Kommando hat beraten, der Ausschuss hat abgestimmt – Mehrheit ist Mehrheit“, betonte er. Weibezahl sprach sich deshalb klar für den Standort Sägischopf aus.

Als Vorteile dieses Standorts zählte Martin Fischer (Grüne) auf, dass dort die Eingriffe in die Natur geringer seien, mit weniger Grundstückseigentümern verhandelt werden müsste und städtebauliche Synergieeffekte möglich seien. Deshalb beantragte er auch, für das Areal ein städtebauliches Gesamtkonzept zu erstellen.

Ein wichtiger Gesichtspunkt sei, über eine funktionsfähige Feuerwehr zu verfügen, meinte Johannes Foege (SPD). „Es braucht Personal. Da haben wir mit Märkt ein Schicksal erlitten.“ Dort sind im Laufe der Standortdebatte 16 von 18 Kameraden ausgetreten. Objektiv betrachtet sei der Standort Sägischopf zwar besser, aber Foege fürchtet eine „Boykott-haltung“. „Allerdings gab es ja auch eine kleine Mehrheit“, relativierte er.

Grünfläche freihalten

Die Feuerwehr sollte eine Entscheidung treffen – jetzt gelte es, ihr den Rücken zu stärken, fand Thomas Harms (FDP). Allerdings hätten 15 Personen geheim abgestimmt, „das sind nicht alle“. Die B 3 sei schneller erreichbar. Und was die höhere Zahl der Grundstückseigentümer angeht, meinte Harms sinngemäß: Wo ein Wille, da ein Weg. Das konnte OB Wolfgang Dietz so nicht stehen lassen. Dass es so einfach nicht sei, „haben wir in Märkt bitter gelernt“.

„Wir haben nun ein Ergebnis und wollen es nicht tragen“, ärgerte sich Thomas Bayer (Grüne). „So funktioniert Demokratie aber nicht.“ Er erinnerte daran, dass der Haltinger Ortschaftsrat sich einst dafür eingesetzt hatte, den Standort an der B 3 als Grünfläche im Flächennutzungsplan freizuhalten.

Andreas Rühle (UFW) hatte den Bereich Rumänenfriedhof als besten Standort auserkoren. Da er sich aber schwer tat, gegen die Feuerwehr zu stimmen, enthielt er sich der Stimme. „Das tue ich sonst nicht.“

Axel Schiffmann (UFW) bevorzugte den Standort an der B 3. Das Entrée von Haltingen dort sei sehr schön, es dürfe kein Prachtbau entstehe, sondern ein naturnahes Gebäude, vielleicht aus Holz.

„Die meisten Gründe sprechen für den Sägischopf, aber nicht alle Gründe sind gleichberechtigt“, meinte Jürgen Valley (SPD). Der „Faktor Mensch“ sei am wichtigsten. Er votierte für den Standort an der B 3.

Drei Standorte zur Auswahl

Im Vorfeld der Entscheidung hatten Bürgermeister Martin Gruner und Kommandant Frank Sommerhalter noch einmal die möglichen Standorte vorgestellt. Die Auswahl war im Oktober 2020 im Gemeinderat vertagt worden. Die feuerwehrtechnischen Aspekte sollten noch genauer untersucht werden. Das ist nun geschehen. Das Fachbüro Forplan zeichnete eine für neue feuerwehrtechnische Beurteilung der Standorte verantwortlich, das Büro Fichtner Water & Transportation übernahm die Beurteilung aus städtebaulicher Sicht.
Am Standort B 3 hat die Stadt keine Grundstücke, es seien Grunderwerbsverhandlungen mit elf bis 19 Parteien erforderlich, berichtete Gruner. Die Erschließung sei gut machbar. Eine Einfahrt kann nur dort entstehen, wo die Straße zweispurig ist. Das Areal grenzt an ein Vogelschutzgebiet. 70,7 Prozent der Einsatzorte könnten innerhalb der vorgegebenen Zeit von dort aus erreicht werden. Innerhalb von drei Minuten Fahrzeit vom Wohnort wären 38 Kräfte verfügbar, vom Arbeitsort aus 17.
Am Standort Sägischopf  gehören der Stadt zum Teil Grundstücke, Verhandlungen wären mit zwei bis vier Parteien erforderlich. Störeinflüsse auf angrenzende Nutzer seien weitgehend minimiert. Bei der städtebaulichen Neuordnung des gesamten Areals gebe es Synergieeffekte. 70,1 Prozent der Einsatzorte können in der vorgegebenen Zeit erreicht werden. 16 Einsatzkräfte sind vom Wohnort aus nach drei Minuten Fahrzeit vor Ort, vom Arbeitsort aus acht.
Am Standort Rumänenfriedhof  gehört der Stadt das komplette Grundstück. Es seien aber erhebliche Ausgleichsmaßnahmen zu erwarten. Die Abwasserleitung liegt in zehn Metern Tiefe. 81,9 Prozent der Einsatzorte könnten in der vorgegebenen Zeit erreicht werden. Nach drei Minuten Fahrzeit vom Wohnort aus wären 20 Kräfte vor Ort, vom Arbeitsort aus 15.
Auf jeden Fall müsse eine Erweiterung möglich sein, betonte Sommerhalter.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading