Weil am Rhein Das „Umbrella House“ hat in Weil eine neue Heimat gefunden

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Architektur: Bauwerk des japanischen Architekten Kazuo Shinohara wurde auf dem Vitra Campus wieder aufgebaut

Weil am Rhein (sas). Der Vitra Campus ist um ein Gebäude reicher: das „Umbrella House“. Das Werk des japanischen Architekten Kazuo Shinohara (1925 bis 2006), ist von Tokio nach Weil am Rhein umgezogen.

Rolf Fehlbaum, Chairman Emeritus von Vitra, hörte bei einem Aufenthalt in Tokio davon, dass das Haus kurz vor dem Abriss stand. „Ich dachte mir, das ist vielleicht was für uns“, sagte er bei einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag. Vieles auf dem Vitra Campus habe sich spontan ergeben. Der Campus-Architekt schaute es sich an – und dann war die Sache beschlossen.

Das in Holzständerbauweise gebaute Haus wurde im Sommer 2020 sorgfältig auseinander gebaut und in seine Einzelteile zerlegt. Zusammen mit den weiteren Teilen des Hauses wurde die Holzkonstruktion aus japanischer Zeder, japanischer Kiefer und Douglasie verpackt und nach Weil am Rhein verschifft – mehr als 600 Teile. Vier Wochen befand sich das „Umbrella House“ auf See, berichtete Christian Dehli vom Architekturbüro „Dehli Grolimund“ aus Zürich, das den Wiederaufbau auf dem Vitra Campus betreut hat. Dieser hat im September 2021 mit Unterstützung des Tokyo Institute of Technology begonnen und wurde im Sommer dieses Jahres abgeschlossen. Das Haus befand sich nicht mehr im ursprünglichen Zustand. Um so nah wie möglich daran heranzukommen, wurden beispielsweise mehrere Farbschichten vom Holz entfernt, erklärte Dehli.

Bei dem „Umbrella House“ handelt es sich um das kleinste und eines der letzten noch erhaltenen Wohnhäuser aus dem ersten Stil Shinoharas, erläuterte Andrea Grolimund. Es wurde 1961 in Nerima, einer Wohngegend von Tokio, erbaut und bildete das Zuhause einer dreiköpfigen Familie. Auf einer Grundfläche von 55 Quadratmetern sind ein Badezimmer, eine Küche mit Esstisch, ein Wohnraum und ein traditionelles Tatami-Zimmer untergebracht. Letzteres beinhaltet 15 Tatami-Matten und bot der ganzen Familie Platz zum Wohnen und Schlafen. Durch fünf Schiebetüren kann es vom Wohnraum abgetrennt werden. Darüber befindet sich Stauraum, der über eine Leiter erreicht werden kann.

Die Möbel wurden von Shinohara selbst und vom Designer Katsuhiko Shiraishi entworfen. Das Mobiliar des „Umbrella House“ auf dem Vitra Campus besteht in Teilen aus Originalmöbeln sowie aus Nachbauten.

Name rührt vom Dach her

Seinen Namen erhielt das Gebäude durch die Dachkonstruktion mit seiner von innen sichtbaren Schirmstruktur. Shinohara bediente sich beim Entwurf bei traditioneller japanischer Wohn- und Tempelarchitektur. Die verwendete pyramidenförmige Dachform war bis dahin nur in Tempelanlagen zu finden. Außerdem achtete der Architekt beim Bau darauf, einfache und kostengünstige Materialien zu verwenden, etwa die Zementfaserplatten der Fassade.

Das Gebäude soll auf dem Vitra Campus als Ort für kleinere Zusammenkünfte dienen und Besuchern Einblicke in ein bedeutendes Zeugnis moderner Architektur Japans geben.

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