Weil am Rhein Den Menschen in der Krise Kraft geben

Adrian Steineck
 Foto: sba/Friso Gentsch

Seelsorge: Kirchengemeinden gehen in der Corona-Zeit neue Wege / Abstand und Hygiene sind wichtig

Weil am Rhein - Gottesdienste und andere seelsorgerische Angebote können derzeit nur eingeschränkt und unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln stattfinden. Wie Kirche unter diesen besonderen Umständen funktioniert, berichten Pfarrer Michael Hoffmann und Pfarrerin Renate Krüger.

Für die evangelische Kirchengemeinde Alt-Weil haben die Corona-Auflagen zur Folge, dass unter Einhaltung des Sicherheitsabstands von zwei Metern maximal 38 Leute in der Altweiler Kirche Platz finden. „Unter diesen Umständen sind die Gottesdienste aber gut besucht“, schildert Pfarrer Hoffmann die Situation im Gespräch mit unserer Zeitung. Man habe ein Konzept gefunden, wie etwa mit dem Singverbot umgegangen wird. So werden die Liedtexte auf eine Leinwand projiziert, damit sie die Gottesdienstbesucher mitsprechen können, während die Stücke etwa mit Orgel und Saxofon begleitet werden.

Neue Wege geht die Kirchengemeinde auch bei den Konfirmationen. So finden acht Gottesdienste mit jeweils zwei bis vier Konfirmanden statt, wobei deren Eltern angehalten sind, die genaue Besucherzahl im Vorfeld anzugeben. „Das könnte durchaus auch ein Modell für das kommende Jahr sein, je nachdem, wie sich die Corona-Situation weiter entwickelt“, wagt der Pfarrer eine vorsichtige Prognose.

Rege angenommen wurde Ende Juli auch ein Freiluft-Gottesdienst neben dem Gemeindehaus. „Es gibt eine große Sehnsucht nach Normalität und Gottesdiensten bei den Menschen, aber viele sind auch vorsichtig, was natürlich begrüßenswert ist“, beschreibt der Pfarrer seine Erfahrungen. Dass derzeit viele Dinge, die das kirchliche Angebot ausmachen würden – Hoffmann nennt Nähe, Empathie und Teilnahme – entweder unmöglich oder doch schwieriger als sonst umzusetzen seien, merke man schon.

„Die Sorgen der Menschen sind ja noch immer da“, beschreibt er die Auswirkungen der Corona-Krise. Letzten Endes aber appelliert er an alle, Geduld zu haben und sich an die bestehenden Regeln zu halten. „Wir als Kirchengemeinde haben für uns gesagt: Klagen hilft nicht, wir wollen die Gottesdienste unter den bestehenden Bedingungen feiern, auch wenn wir diese bedauern mögen“, zieht Hoffmann ein Fazit.

Pfarrerin Krüger von der evangelischen Kirchengemeinde Haltingen hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Die Gottesdienste wurden bis zum Beginn der Sommerferien sehr gut besucht“, sagt sie. Mit zunächst maximal 30, später unter Hinzuziehung der Empore 40 Teilnehmern wurden regelmäßig Gottesdienste gefeiert. Das Angebot wurde dabei zeitlich entzerrt. „Bis zu den Pfingstferien haben wir an den Freitag- und Samstagabenden sowie sonntags am Vormittag Gottesdienste abgehalten, damit die Besucher sich besser verteilt haben“, beschreibt die Pfarrerin die Vorgehensweise. Danach wurde auf die freitäglichen Gottesdienste wieder verzichtet, da der Zuspruch vergleichsweise geringer war.

Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit wurden analog zu vielen anderen Kirchengemeinden auch in Haltingen Gottesdienste im Freien abgehalten. „Da kamen bis zu 60 Leute, die hätten wir in der Kirche unter den geltenden Corona-Bestimmungen niemals alle untergebracht“, berichtet Krüger. Viele Besucher hätten ihr auch versichert, wie sehr es sie freue, dass wieder gemeinsam Gottesdienste gefeiert werden können, wenngleich Angebote wie der sonst übliche Kirchenkaffee derzeit noch nicht wieder möglich sind.

Als wesentliche Veränderung im seelsorgerischen Angebot beschreibt die Pfarrerin, dass „das Spontane entfällt“: Manchmal wolle sie im Gespräch jemanden berühren oder drücken, wenn sie merke, dass es ihrem Gegenüber schlecht geht. Dies sei derzeit nicht angebracht, aber es sei möglich, andere Formen der Herzlichkeit zu finden: „Ich habe alle Trauerfamilien in unserer Kirchengemeinde persönlich besucht und nicht nur telefonisch mein Beileid ausgedrückt.“ Hier sei das Dorfleben ein Pluspunkt, denn in Haltingen könne man sich auch am Gartenzaun treffen oder mit einer Familie auf dem Balkon sitzen, beschreibt die Pfarrerin ihre Erfahrungen.

Feier in der Festhalle

Konfirmationen finden in Haltingen ebenfalls statt, und zwar Mitte Oktober in der Festhalle. Dort wird es drei Gottesdienste für insgesamt 26 Familien geben, welche Krüger, die zum 1. September in den Ruhestand geht, noch leiten wird.

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