Weil am Rhein (ste). 150 Sprachkurse bräuchte es im Landkreis, 70 bis 80 gibt es schon. Nochmal so viele fehlen also. „An Geld oder Räumen fehlt es nicht“, hat Günter Michel von der Arbeitsagentur in Lörrach im Weiler Rathaus klargestellt. Knackpunkt sei der Lehrkräftemangel. „Es gibt die Programme, aber keine Lehrkräfte, keine Sozialpädagogen und kein Erziehungspersonal.“ Freiwillige wären genügend da: Auch in Weil am Rhein engagieren sich viele Ehrenamtliche in der Sprachförderung der Flüchtlinge. Für viele Modelle funktioniert das auch, bei den Integrationskursen des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge gelten jedoch strenge Kriterien wie das Zweite Staatsexamen. Michel spricht von einem „bürokratischen Hindernis, das man nicht so lassen kann“. Der Lehrermangel sei in der Grenzregion eklatant, sagt Michel und nennt neben Weil am Rhein auch grenznahe Städte wie Bad Säckingen und Waldshut. „Der Anteil deutscher Lehrer in der Schweiz ist um 12,5 Prozent gestiegen“, weiß Michel. Schon in Freiburg sehe es deutlich besser aus. Kompetenz ist gegeben Während das Bundesministerium bei den Integrationskursen strikt ist, gelten für die von der Arbeitsagentur gezahlten Willkommenskurse und für die vom Landkreis angebotenen Zusatzkurse für Menschen aus allen Herkunftsländern lockerere Bestimmungen. Die Lehrkräfte müssen zwar auch eine Qualifikation haben, allerdings kommen dabei auch Menschen zum Zug, denen bürokratische Formalia fehlen, die aber fachlich kompetent sind. Ein Beispiel ist ein junger Mann, der Deutsch als Fremdsprache studiert, seinen Abschluss jedoch in Marokko gemacht hat. Dieser wird in Deutschland nicht anerkannt, in der Sprachförderung hat der Mann dennoch eine Chance, denn die Entscheidung über die Eignung als Dozent liegt bei den Willkommens- und Zusatzkursen allein bei Tom Leischner als Kurs-Organisator. Dieser weist auch darauf hin, dass der Lehrermangel nicht das einzige Problem ist: „ Mit jedem neuen Kurs steigt auch der Verwaltungsaufwand“, sagt Leischner. Klagen will er wirklich nicht, gibt aber gleichwohl zu bedenken, dass die Sprachförderung von Flüchtlingen ein Kraftakt auf vielen Ebenen ist. „Wir machen, was wir können und momentan schaffen wir das auch.“ Sollte das Angebot ausgeweitet werden, müsse aber auch bedacht werden, wie der hohe Verwaltungsaufwand – Erfassung und Einteilung der Menschen in die verschiedenen Kursniveaus und noch vieles mehr – gestemmt werde. Für die Organisation und Abwicklung der Integrationskurse hat Tom Leischner eine halbe Stelle zur Verfügung, die Steuerung der Willkommenskurse von der Arbeitsagentur und der Zusatzkurse des Landkreises auf lokaler Ebene macht er hingegen momentan selbst.