Weil am Rhein Design als Teil der Comicwelt

Jürgen Scharf
Die Wechselwirkung von Design und Comics zeigt die neue Ausstellung im Vitra Schaudepot. Foto: Jürgen Scharf

Ausstellung „Living in a Box“ im Schaudepot des Vitra Design Museums.

Weil am Rhein - Legendäre Möbelstücke aus der Vitra-Sammlung beginnen in den Hochregalen des Schaudepots zu sprechen. Das bunte Memphisregal von Ettore Sottsass hat ebenso eine Sprechblase wie der „Carlton“, der behauptet, dass er „fürs Museum gemacht“ wurde. Auch andere Sessel beklagen ihr Dasein als Design-Ikone. „Das ist echt Mies“ weist der lederne Barcelona-Sessel in einer lautmalerischen Denkblase hintergründig auf seinen Schöpfer Mies van der Rohe hin.

Designobjekte reden miteinander

Zum ersten Mal werden die Regale im Weiler Schaudepot in diese Dialoge zwischen Möbeln einbezogen. In jedem Regal beginnen zwei der berühmten Designobjekte miteinander zu reden. „Was für ein unbequemer und unpraktischer Stuhl“, muffelte schon 1958 das Strichmännchen Mumin, ein kleiner Proll und Troll, über den „Butterfly Chair“ der Grupo Austral von 1938.

In die bunte Welt von „Peng! Krach! Bumm!“ weist die Schau „Living in a Box“ mit Design und Comics nach einer Idee von Kuratorin Erika Pinner hin. Damit kann das Vitra Design Museum seine Sammlung aus einem ganz ungewohnten Blickwinkel präsentieren. Die Ausstellungen, so Direktor Mateo Kries, sollen ja unterschiedliche Aspekte der Sammlung zeigen. Und da Comics ein wesentlicher Bestandteil der Popkultur sind und viele Designer sich bei Comics bedienen und umgekehrt, widmet sich das Museum beiden Bereichen und zeigt die Wechselwirkung zwischen den Geschichten aus Comics und dem Möbeldesign auf.

Comicstrips werden vorgestellt, Comichefte, Graphic Novels und japanische Mangas, ein Genre für sich, ausgelegt. Alle haben Objekte aus der Museumssammlung zum Inhalt einer Bildergeschichte. Da erfährt man, wie Comiczeichner auf Designobjekte reagieren.

In zahllosen Comicstrips gehört etwa die Tischleuchte Taccia zum Interieur in den Bildergeschichten. Für manchen Besucher dürfte es eine neue Erfahrung sein, dass Design schon immer ein Teil in den Comicwelten war. Angefangen bei Hergés Comic-Bestseller „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ mit der Anspielung auf einen real existierenden Freischwinger.

Bildsprache hinterlässt ihre Spuren

Verknüpfungen von Design und Comic gibt es auch bei großen Möbelstücken wie dem „Boomerang“-Schreibtisch aus dem Jahr 1969 mit seiner knalligen Farbe und der runden Form oder dem lackierten Stuhl „Tomato“ von Eero Aarnio (1971). Hier haben im umgekehrten Fall Comics auf das Design Einfluss genommen. In den 1960er Jahren hinterließ die Bildsprache der Comics nämlich nicht nur in den Werken von Pop-Art-Künstlern wie Roy Lichtenstein und Andy Warhol ihre Spuren, sondern auch in Designermöbeln.

Vor allem die Science-Fiction-Comics mit Superhelden haben Designer, die mit Glasfaser und Kunststoff experimentierten, zu solchen witzigen Möbelstücken inspiriert. Während die Sprache der Comics inzwischen längst allgemein bekannt ist, macht das Vitra Design Museum mit der gerade erst begonnenen Erforschung der Beziehung von Design und Comics einen Anfang.   Bis 20.Oktober, täglich 10 bis 18 Uhr

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