Auch heute beschäftigt mich, was im Bildungsbereich passiert. Ich finde, die Stadt Weil am Rhein ist da gut aufgestellt. Es wird sehr viel geleistet. Dass wir für die Gemeinschaftsschule einmal einen Anbau brauchen, hätte zu Anfang niemand gedacht. Ich finde es wegweisend, dass wir das realisieren können. Mit Sorge sehe ich die heutigen Herausforderungen im Bildungsbereich, die völlig andere sind als früher: der Klassenteiler liegt höher, das heißt, die Klassen sind größer. Gleichzeitig sind sie schwieriger zu unterrichten. Früher gab es einen guten Respekt und Umgang von Kindern und Jugendlichen mit anderen Kindern und Lehrern. Das ist ein Stück weit verloren gegangen. Es fehlen Lehrer und Erzieher! Auch die Belastung der jungen Leute durch die Coronazeit macht mir Sorgen. Es ist heute schwieriger, an sie heranzukommen, auch wegen Social-Media. Auch hier finde ich, dass unsere Stadt mit Angeboten für die Jugend – etwa den Jugendzentren, den Sportplätzen oder dem Rheinpark – viel erreicht hat.
Wie haben Sie Ihre Tätigkeit als Stadträtin mit Ihrem Beruf vereint?
Ich habe mich erst dann entschlossen, mich politisch zu engagieren, als ich Zeit hatte, mich diesem neuen Tätigkeitsfeld auch voll zu widmen. Als Buchhändlerin konnte ich meine freie Zeit gut einteilen. Als ich in den Stadtrat gewählt wurde, waren meine beiden Söhne schon aus dem Haus.
Wie hat sich der Stadtrat in Ihrer Zeit verändert?
Der Stadtrat ist eine tolle Gemeinschaft, die versucht, Dinge auf einen Nenner zu bringen. Klar, es gibt verschiedene Meinungen, und das ist gut so. Ich gehörte beispielsweise ursprünglich nicht zu den Befürwortern der Tram 8. Heute wird sie extrem gut genutzt, allerdings ist die Situation in Friedlingen dadurch verkehrstechnisch nicht optimal gelöst.
Was schade war: Als der frühere Hauptamtsleiter Dieter Walk in den Ruhestand ging wurde seine Mappe, in der er immer die „Nachsitzungen“ geplant hatte, leider nicht weitergeführt. Diese Nachsitzungen waren zusätzlich sehr informativ.
Warum haben Sie sich entschlossen, nicht erneut zu kandidieren?
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass junge Leute neu dazu kommen. Alles hat seine Zeit! Es ist sehr wertvoll, dass wir für die Freien Wähler jüngere Leute gewinnen konnten, die sich engagiert einbringen möchten. In meinem Geschäft werde ich weiterhin von Montag bis Samstag anzutreffen sein.
Elke Gründler-Lindow
Die 70-Jährige ist Weilerin durch und durch. Sie hat die Grundschule und das Kant-Progymnasium abgeschlossen. Sie verließ das Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach vor dem Abitur, wurde Physiotherapeutin und absolvierte ein Lehramtsstudium auf dem zweiten Bildungsweg.
Seit 1989 führt sie die Buchhandlung Lindow in Alt-Weil. Der Sport spielt eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Von Kindesbeinen an war sie Schwimmerin in der SSG Weil am Rhein, deren Vorsitzender ihr Vater viele Jahre lang war. Wie ihr Mann und ihre beiden erwachsenen Söhne spielte sie leidenschaftlich gern Tennis. Gründler-Lindow ist außerdem Oma eines Enkelkinds, das mit der Familie ihres Sohnes in Frankfurt wohnt.