Frage: Auch der Zustand des Gräberfeldes steht in der Kritik. Sowohl dürftig wachsendes Grün als auch größere Unebenheiten werden als Negativpunkte genannt. Können Sie das nachvollziehen?
Ich kann das nachvollziehen, dass man mit der Situation nicht glücklich ist. Nur können wir das im Moment nicht vermeiden. Wenn wir mehrere Bestattungen in einer Woche haben, dann wächst der Rasen aktuell nicht mehr an, den wir ausstechen. Und jetzt bei der Hitze ist es sowieso problematisch.
Frage: Und die Absenkungen?
Da die Angehörigen bei der Beisetzung als Beigabe sehr viele Schnittblumen in die Gräber werfen, ist klar, dass sich der Boden absenkt. Wir haben auch Probleme, wo die Bestattungen schon drei Jahre zurückliegen. Dort wurde sogar Rollrasen verlegt und man sieht nun Absenkungen. Wenn wir dann mähen, leidet der Rasen an einigen Stellen besonders.
Frage: Einzige Lösung wäre, Grabbeigaben zu verbieten.
Auch die Urnen sollen verrotten und es wird verrottbares Material gewählt. Deswegen wird man auch dann Absenkungen haben.
Frage: Ist es anzuraten einzugreifen, oder ist die aktuelle Toleranzschwelle die richtige?
Es ist für mich sehr schwierig: Wir versuchen immer, tolerant zu sein. Aber wenn man zu viel Toleranz walten lässt, nimmt es Überhand.
Frage: Wie stellte sich die Entwicklung in den vergangenen Jahren dar?
Die Unzufriedenheit ist etwas, was in der Vergangenheit nicht so extrem ausgeprägt war. Sie ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Daher kann ich den Menschen nur empfehlen: Kommen Sie raus, lassen Sie sich auf dem Friedhof beraten – unabhängig vom Bestatter. Schauen Sie sich die Grabart an. So erreichen wir einen hohen Grad an Zufriedenheit. Bei 85 Prozent der Sterbefälle kommen die Angehörigen auch auf den Friedhof. Die einzigen, die zuvor nicht kommen, sind die, die ein Stilles Grab wählen. Und dann gibt es die Probleme.
Frage: Welche Erwartungshaltung besteht bei den Menschen hinsichtlich eines Stillen Grabes?
Es sollte immer englischer Rasen vorhanden sein und das Umfeld sich immer in einem tip-top Zustand befinden. Wir versuchen viel, aber es ist nicht immer alles möglich. Wenn die Beschwerden kommen, dann versuche ich, dem Abhilfe zu schaffen.
Frage: Und konzeptionell: Welche Vorstellungen haben die Menschen, die ein Stilles Grab wählen? Wovon gehen sie aus?
Ich weiß es nicht. Viele Menschen haben jedenfalls die falsche Grabart gewählt. Wenn ich sehe, was an Blumen hingelegt und an Kerzen angezündet wird: Diese Leute benötigen ein Grab, an das sie gehen, etwas ablegen und mit dem Angehörigen reden können. Das ist an einer Wiese schwer möglich. Wenn es sich um ein aktuelles Stilles Gräberfeld handelt, bei dem noch Erde bewegt wird, verstehe ich, dass es dann besonders schwer fällt, in Ruhe zu trauern.
Frage: Spielen die Kosten auch eine Rolle?
Bei einigen schon, bei einigen auch nicht. Ein Teil der Menschen hätte eine andere Wahl getroffen, wenn sie sich zuvor bei uns hätten beraten lassen.
Frage: Der Friedhof ist eigentlich ein Ort der Ruhe: Nun ist Unruhe aufgekommen. Wie sehr ärgert Sie das?
Das bereitet mir auch schlaflose Nächte, wenn solch eine Unruhe ist. Es ist nicht so, dass wir die Bestattungen durchführen und abgestumpft sind. Wir sind ganz normale Menschen, die mit den Angehörigen mitfühlen und wissen, dass sich die Menschen hier in einer ganz schwierigen Situation befinden.
Frage: Sie sind schon seit 20 Jahren der verantwortliche Friedhofsgärtner. Sie sagen: Das ist emotional mein Friedhof. Wo entwickelt sich Ihr Friedhof in den nächsten zwei Jahrzehnten hin?
Im Moment geht der Trend ganz klar zu den Gärtner-betreuten Grabfeldern, die pflegefrei für die Angehörigen sind. Dort gibt es momentan die meisten Bestattungen. Die Erdbestattung in der jetzigen Form wird vielleicht noch etwas rückläufig sein, aber nicht mehr viel. Es wird immer bei 20 bis 30 Prozent Erdbestattung bleiben, weil von den Religionen her die Menschen das Bedürfnis haben, den Körper zu bestatten und nicht die Asche.