Weil am Rhein Die Jüngsten schlagen sich wacker

Ines Bode
Margrit Malachowski hat einen Blick auf ihren Schützling Timo Hösli, dieser stellte sich dem Großmeister Sebastian Siebrecht. Foto: Ines Bode

Bereits die ganze Woche über lockt die Initiative „Faszination Schach“ Kinder in die Dreiländergalerie. Und sie machen es Großmeister Sebastian Siebrecht teils gar nicht so leicht.

Großmeister Sebastian Siebrecht spielte am Donnerstag in der Dreiländergalerie anlässlich der Schachwoche simultan gegen 14 Kontrahenten – die Jüngsten hielten dabei länger durch als manch gestandener Teilnehmer. Das könnte daran liegen, dass der Schachprofi aus Essen ein Herz für den Nachwuchs habe, schmunzelt Margrit Malachowski, die Jugendleiterin des Schachclubs Dreiländereck. „Die Kleinen lässt er länger drin.“

Einer ist der neunjährige Timo Hösli, ein Bub von der „Margrit“, wie die Kinder sagen. Sieben Siege holte er kürzlich beim ersten Jugendturnier seines Vereins. Nun wagt er sich mit seinem Bruder an den Großmeister heran. Fast eine Stunde hält er durch. Sein älterer Bruder war vor ihm draußen. Am Rande beobachtet der Vater seine Jungs. „Timo spielt besser“, teilt er mit. Zwischendurch scheint es, als ob die Jungs sich absprechen. Ob Timo dem Bruder Tipps gebe? Das glaube er nicht, meint der Vater, die reden über etwas anderes.

Mit zappelnden Füßen wartet der Neunjährige bis er wieder dran ist. Die Tische stehen im Quadrat, die Spieler sitzen außen und Siebrecht bewegt sich innen von Brett zu Brett. Manchmal macht er einen schnellen Zug. Manchmal verharrt er, denkt nach. 14 Spiele wandern mit und durch seinen Kopf. Auch bei Timo bleibt er öfter stehen. Denn leicht macht es der aufgeweckte Junge ihm nicht. Einmal fasst sich Siebrecht gar an die Denkerstirn. Ein anderes Mal stützt er sich auf den Tisch und konzentriert sich auf den Spielstand. Sein Springer, das weiße Ross, schiebt sich nach vorn.

Pferde schauen nach vorne

Zuvor erzählt Siebrecht am Rande eine Eigenheit: Seine Pferde schauen immer direkt nach vorn. Bei anderen stehen sie seitlich, wieder andere lassen sie quasi rückwärts übers Brett ziehen. Letzteres sorge durchaus für Irritation, aber das Berühren der Figuren des Gegners sei untersagt. Siebrecht zieht auch weiter, lässt ein kleines Schachtalent grübelnd zurück. Timo zeigt mit einem Finger auf sein Brett, geht die Züge durch, als wolle er den Gestalten diktieren wie es weitergeht. Dann grinst er. Doch irgendwann ist Schluss. „Timo! Mensch!“, ruft der große Meister dem Kleinen zu, um anzubieten, noch zu üben.

Verlieren mit Humor

Am Üben sind auch zwei Herren nebenan. Sie wurden von Siebrecht nicht geschont. Aber gegen so eine Koryphäe zu verlieren, nehme man mit Humor. Siebrechts Elo‑Zahl (Rang) liegt bei 2365. Vor ihm liegen an diesem Abend noch Blitzschachpartien.

Seit Montag geht es den ganzen Tag um Schach. Als erste kamen immer die Schulen. Ob es einen Aha-Moment gab? „Aber ja“, meint er. Ein Junge wollte Fußball sausen lassen, ein anderer ging verspätet heim. Einige kamen nachmittags nochmal allein. Neben begabten Kindern hätten auch solche mit Lernschwierigkeiten Spaß am Denksport. Ein Extra-Lob gilt den Schülern der Leopoldschule. Den „Funken“ habe er da gesehen, „das Strahlen“, das beweist, dass ein Kind etwas verstanden habe. Den Turm habe er ihnen als die Ritterburg Rötteln erklärt. 95 000 Kinder habe er schon bespaßt, lacht der Profi.

Markus Haag, Vorsitzender des Schachclubs Brombach, findet sich ein, und die Center-Leitung um André Bunn ebenfalls. Der Leitungsetage gilt ein dickes Kompliment der Schachvertreter: Es wurde viel mehr auf die Beine gestellt als nötig, etwa die kostspieligen Schachfiguren, die als Wegweiser dienen.

Am heutigen Samstag geht es in der Dreiländergalerie richtig rund auf den viereckigen Brettern: Haag hat die Chance genutzt, und die Bezirksjugend-Einzelmeisterschaften anberaumt. Binnen Tagen kletterte die Anmeldezahl auf 60.

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