Weil am Rhein Die Klassik erlebbar machen

Saskia Scherer
Die Weiler Sopranistin Iris Benesch hat auch ein eigenes Konzertformat ins Leben gerufen. Foto: zVg

Portrait: Die Weiler Sopranistin Iris Benesch schätzt das Besondere / Eigenes Konzertformat kreiert

Der Wunsch, Musikerin zu werden, kam bei der Weiler Sopranistin Iris Benesch schon im Alter von sechs Jahren auf. „Damals habe ich die Oper ,Die Zauberflöte’ in Basel besucht, das hat mich wahnsinnig geprägt“, erinnert sie sich im Gespräch mit unserer Zeitung. Besonders wichtig ist der Sängerin, die die Klassik liebt, ihre Konzerte erlebbar zu machen und damit Geschichte zu erzählen.

Weil am Rhein. Nachdem ihre Begeisterung entfacht war, lernte Benesch, Geige und Klavier zu spielen. Sie zog zunächst ein Geigenstudium in Erwägung, bevor die junge Frau sich für den Gesang entschied. Es folgte das Studium in Basel. „Ich stellte mir dann die Frage, wo ich hingehöre von Typ und Stimme her.“

Der Beruf sei ein ständiger Wettbewerb, meint Benesch. „Man muss sich immer wieder zeigen, und ist als Selbstständige selbst und ständig unterwegs. Aber das wollte ich auch sein.“ Sie sei schon immer vielseitig interessiert gewesen, sagt die Sängerin über sich selbst – ob Oper, Liederabende oder zeitgenössische Musik. Sie sei auch sehr initiativ. „Ich liebe die Klassik, aber manchmal ist sie ein bisschen einseitig, fand ich.“ Auf der Bühne die Künstler, im Saal die Zuschauer – Benesch wollte eine Verbindung zwischen ihnen schaffen.

Der Ort spielt eine Rolle

Dabei kam ihr zugute, dass sie auch andere Musik schätzt, ebenso wie Theater und Kino. „Dort versteht man es, das Publikum zu unterhalten.“ Und auch sie wollte die Zuhörer „näher ranholen“. „Es gibt schon Opernhäuser, die das vormachen“, weiß die Sängerin. Sie dachte sich, dass sie das im Kammermusik-Format auch selbst kreieren könne. „Dabei war mir wichtig, dass auch der Ort eine Rolle spielt.“ Konzerte könnten auch im Möbelhaus, in einer Kirche oder im Museum stattfinden. „Das gibt es ja alles schon, wichtig ist aber auch, es mit einem Motto zu verknüpfen.“

Erste Versuche konnte sie in den Kulturnächten der Städte Weil am Rhein und Lörrach einbringen. „Bei mir gibt es immer eine Story“, sagt Benesch. „Und es sollte immer eine Verbindung ins Jetzt geben, um auch jüngere Menschen zu begeistern.“ Denn diese würden sonst auf der Strecke bleiben. „Ich will die etwas elitäre Klassik-Ecke öffnen.“ Und das sei zum Teil auch bereits gelungen. „Es waren schon sehr junge Zuschauer da“, freut sie sich. Benesch will dabei Unterhaltung auf hohem klassischen Niveau bieten – und dass das Publikum sich in der Geschichte wiederentdecken kann. Auch die Kleidung sei wichtig. „Es muss nicht immer im Abendkleid sein. Es muss passen.“

Im Jahr 2016 rief Benesch das Konzertformat „DiaMond Classics“ ins Leben. Das Motto dieser Konzerte lautet „Klassik ,erleben’“. Als Beispiel nennt sie die Aufführung „From Mozart with Love“, die sie im Rahmen einer Kulturnacht zeigte. „Bei Mozart geht es immer um Liebe. Ich habe Arien und Duette zusammengestellt und zusammen geknüpft zu einer modernen Geschichte.“

Somit ging es um ein Paar, das sich zerstreitet und dann zufällig beim Online-Dating wieder trifft. „Mozart war ein großer Verwirrspieler. Ich bin sicher, er hätte seine Freude daran gehabt“, ist die Musikerin überzeugt. Im „Sichtwerk“ in Eimeldingen trat sie schon am Valentinstag auf und kombinierte das Konzert mit einem Film in dem riesigen Saal. „Das war auch eine besondere Verknüpfung.“

Durch Corona ausgebremst

Im vergangenen Jahr hatte Benesch eigentlich unter anderem drei Auftritte mit dem Markgräfler Symphonieorchester aus Müllheim geplant. „Das wäre auch eine tolle Erfahrung gewesen.“ Aber nun sei die Situation eben eine ganz andere geworden. Die Sopranistin findet, dass es an der Zeit ist, neue Formate zu kreieren. „Im Leben gibt es nur ein Vorwärts.“ Das Spezielle sei ein guter Weg, das Angepasste zu entwickeln.

„Aber gerade gibt es natürlich gar nichts an Kultur. Das ist besorgniserregend, gerade für Selbstständige.“ Es sei nicht klar, welche Veranstalter überleben, auf die die Künstler ja angewiesen seien. Dennoch fände sie es sinnvoll, wenn kleine, besondere Formate entstünden. „Open Air ist zum Beispiel auch ein Wunsch von mir.“ Und so versuche sie, diese Zeit jetzt zu nutzen. „Als Selbstständige muss man selbst aktiv sein und weiter denken.“ Streamen im Internet sei jedoch nicht ihre Welt. „Klassik ist absolute Live-Kultur. Und das soll sie auch wieder werden.“

Benesch probt nun für sich allein und studiert Werke ein oder recherchiert Noten für künftige Projekte. So sei sie trotz allem sehr beschäftigt und versuche, zu ergründen, wo sich die Situation hin entwickelt. „Die Motivation aufrecht zu erhalten, ist natürlich auch mal schwer. Aber Freude und Neugier sind da“, sagt sie. Was sie vermisse, seien andere Klassik-Künstler. „Es ist still geworden. Die meisten warten wohl ab. Das bedauere ich. Im Moment sind wir alle Einzelkämpfer.“

Von Stuttgart nach Weil

Die Musikerin wurde in Stuttgart geboren, lebt aber schon lange in der Gegend. „Hier habe ich mich dann auch sehr auf die Schweiz ausgerichtet, auch was meinen schulischen und beruflichen Werdegang betrifft.“ Das Länderübergreifende sei ihr immer wichtig gewesen. „Man kommt von hier aus überall hin.“ Wen sie in Weil am Rhein „absolut schätzen gelernt“ habe, sei der ehemalige Kulturamtsleiter Tonio Paßlick. „Er hat künstlerisch so toll gewirkt und das Kulturamt zur Hochblüte gebracht.“ Seinen Nachfolger Peter Spörrer habe sie noch nicht kennengelernt. Aber: „Es wird spannend in Weil“, ist sie überzeugt.

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