Zwar haben die Flüchtlinge auch in Weil unter den ausländischen Mitbürgern einen „Sonderstatus“, womit der Zugang zur Sozialbetreuung verbunden ist, aber dieser sei häufig nicht gewünscht, berichtete Karjalainen. „Viele Geflüchtete wohnen schon seit mehreren Jahren in der Stadt und sehen sich selbst als normale Bewohner der Stadt.“ Die Unterstützung und Beratung sei auch darauf ausgelegt, dass die geflüchteten Menschen immer eigenständiger werden und ihre Interessen selbst wahrnehmen.
Weil jeder fünfte Bürger in Weil am Rhein keine deutsche Staatsangehörigkeit hat (19,5 Prozent) und die 470 Geflüchteten einem Ausländeranteil von sieben Prozent entsprechen, sei der nächste wichtige Schritt im Bereich der Flüchtlingsarbeit in Weil zu überlegen, wie sich der Sonderstatus der Flüchtlinge normalisieren und sich generell das Thema Migration und Integration besser strukturell verankern lasse, erklärte Karjalainen. „In diesem Zusammenhang soll geprüft werden, wie sich die Teilhabe und Beteiligung nicht nur von Menschen mit Fluchterfahrung, sondern allgemein von Einwohnern mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben und den städtischen Angeboten besser fördern lässt.“ Grundsätzlich habe die ganze Bevölkerung der Stadt ein Anrecht, am öffentlichen Leben teilzunehmen. „Um die vielen Strukturen für Zugewanderte zugänglicher zu machen, bedarf es neuer Ansätze“, blickte die Flüchtlingsbeauftragte auf die nächsten Schritte. So müsse geprüft werden, ob die wichtigsten Infos der Stadtverwaltung auch für Menschen mit geringeren Deutsch-Kenntnissen erreichbar und verständlich sind und ob sich auch Migranten von den Angeboten in der Stadt angesprochen fühlen beziehungsweise wie sie erreicht werden.
Status bleib Knackpunkt
Weiter treibt die Stadtspitze um, dass zwei Jahre nach der Ankunft eines Flüchtlings häufig immer noch nicht dessen Aufenthaltsstatus geklärt ist. Dennoch müsse die Kommune dann für die Unterbringung sorgen, erinnerte OB Wolfgang Dietz.
Zwar drängte Wolfgang Roth-Greiner (FDP) darauf, auch zu ermitteln, wie viele qualifizierte Fachkräfte nun unter den Flüchtlingen sind, eine Angabe durch die Stadt sei aus Datenschutzgründen jedoch nicht möglich. „Wir brauchen nicht nur Ärzte, sondern auch Mitarbeiter in der Gastronomie“, unterstrich Roth-Greiner. Die meisten Menschen würden arbeiten, sich qualifizieren oder hätten anderweitig zu tun, so die Flüchtlingsbeauftragte.
„Es ist eine hervorragende Hilfestellung, die die Stadt leiste“, lobte Thomas Harms (FDP). Die Jobsuche sei aber nicht Aufgabe der Stadt. „Mein Herz lacht etwas vor Freude“, blickte Andreas Rühle (UFW) auf erfolgreiche Integrationsbemühungen. Die erfolgte dezentrale Unterbringung sei gut.
Dass rechtzeitig in Weil gehandelt wurde, um den gesellschaftlichen Frieden zu wahren, erklärte Johannes Foege (SPD). Nach der erfolgreichen Integration nach dem Zweiten Weltkrieg sei auch der zweite Zustrom geschafft. „Wir mussten die Aufgabe hier vor Ort erledigen. Das haben Sie gut geschafft.“ Der OB bedankte sich auch bei den Ehrenamtlichen, die hier mit anpackten. Weiterhin eine große Herausforderung sei die Unterbringung in privaten Wohnungen. „Nicht alles ist rosarot, es ist viel Arbeit“, erinnerte Dietz.