Weil am Rhein Die Natur kennt keine Grenzen

Weiler Zeitung

Serie: „25 Jahre Trinationales Umweltzentrum“ – Teil 3: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Das Trinationale Umweltzentrum setzt sich seit 25 Jahren grenzüberschreitend für die Natur ein. Wie die Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern Deutschland, Frankreich und Schweiz im Detail aussieht, beschreibt Jérémie Tudoux am Beispiel des Interreg-Projekts „NaturErlebnis grenzenlos“, das noch bis Ende des Jahres läuft und bei dem er für die Koordination zuständig ist.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Interreg ist ein Regionalprogramm der Europäischen Union zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, an dem sich auch Nicht-EU-Staaten beteiligen können. Als Tudoux im Jahr 2013 beim Truz angefangen hat, lief noch das Interreg-Projekt „Grenzüberschreitender Naturkorridor“. „Somit habe ich mich von Anfang an mit dem grenzüberschreitenden Aspekt beschäftigt“, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Seit 2017 läuft das Naturerlebnis-Projekt, das eigentlich im Juni abgeschlossen werden sollte. Aufgrund der Corona-Krise wurde es aber bis Ende des Jahres verlängert. Das Projekt wird zu 50 Prozent von der EU gefördert, und auch von der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Das Truz ist Projektträger, zahlreiche Partner sind mit im Boot: die Petite Camargue Alsacienne als französischer Projektkoordinator, die Stadt Weil am Rhein, die Stadt Hüningen, der Kanton Basel-Stadt, Pro Natura Basel, die Gemeinde Riehen, die Gemeinde Efringen-Kirchen, das Regierungspräsidium Freiburg sowie der Landkreis Lörrach. Gemeinsam mit den Projektpartnern wurden verschiedene Maßnahmen definiert.

Es gibt drei Schwerpunkte: Naturaufwertungsmaßnahmen, Umweltsensibilisierung und Besucherlenkung. Generell soll erreicht werden, dass die Menschen den Wert der Lebensräume erkennen und diese mehr zu schätzen wissen. Dadurch soll die Natur besser geschützt werden. „Der Druck in der Region auf die Lebensräume ist hoch, sei es durch Industrie oder Besucher“, erklärt Tudoux.

Maßnahmen zur Naturaufwertung

Im Naturschutzgebiet Kapellengrün zwischen Efringen-Kirchen und Rheinweiler wurde beispielsweise ein Habitat für Uferschwalben angelegt. Dafür zog man Experten aus den drei Ländern mit ein – sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung, berichtet Tudoux. „Denn die Natur kennt keine Grenzen.“

In der Petite Camargue sind Tümpel für die Kreuzkröte angelegt worden. „Die Art kommt in allen drei Ländern vor.“ Es gebe immer Verbindungen. In Hüningen wurde darum auch das Ufer am Kanal renaturiert, damit sich dort eine andere Vegetation für verschiedene Tierarten entwickeln kann, die sich entlang des Wassers bewegen.

Ebenfalls gemeinsam geplant wurde eine Trockenmauer in Efringen-Kirchen, die auch Nischen für den Wiedehopf enthält.

Ein Paradebeispiel ist der binationale Landschaftspark Wiese, der sich auf deutscher und Schweizer Gemarkung befindet. „In beiden Ländern kommen die gleichen Arten vor“, erklärt Tudoux. Mit Sträuchern, Totholz oder Steinhaufen wird versucht, ihren Lebensraum besonders attraktiv zu gestalten.

In der Region auf deutscher Seite nur selten vor kommt laut Tudoux der Kammmolch. Für ihn wurden im Weiler Krebsbachtal Tümpel angelegt – auch hier in guter Absprache mit den Projektpartnern, die ihre Erfahrungen eingebracht haben. Denn in der Schweiz und Frankreich sei der Molch häufiger zu finden.

Umweltsensibilisierung mit Exkursionen

Die Vielfalt sichtbar machen will man mit einem Programm von Exkursionen – zum einen vom Truz und seinen Partnern angeboten, aber auch von Nicht-Partnern. „Jeder macht sonst sein Programm, aber wir dachten uns, gemeinsam wäre doch interessant“, beschreibt Tudoux die Hintergründe. Fast alle Exkursionen werden zweisprachig angeboten, die einzelnen Institutionen werben dann gegenseitig dafür.

Vier Module umfasst eine Naturführertagung, von denen das letzte laut Tudoux „hoffentlich im Oktober“ stattfinden kann. Im Laufe der Tagung erfahren die Teilnehmer nicht nur, welche Regeln als Naturführer in welchem Land gelten, sondern entdecken auch die Naturräume und lernen etwas zur Didaktik, zum Beispiel wie sie lebendigere Führungen gestalten oder digitale Medien sinnvoll einsetzen können. Das erste Modul fand in Efringen-Kirchen statt, das zweite in Hüningen, das dritte in Basel und das vierte ist in Weil am Rhein geplant.

„Die Idee dahinter ist auch, dass ein Netzwerk gebildet wird und die Teilnehmer in Kontakt bleiben“, erklärt Tudoux. Manche Naturführer bieten bereits Exkursionen im Programm des Truz an. „Darauf weisen wir auf unserer Homepage hin, die Auflistung ist aber noch nicht vollständig.“

Besucherlenkung mit Lehrpfaden

Das Truz hat zudem etwa bei Lehrpfaden in der Petite Camargue mitgewirkt – wie dem Themenweg „Vom Kleinen Rhein zum Altrhein“ auf der Rheininsel beim Märkter Stauwehr, der im Juni 2019 offiziell eröffnet worden ist. Den dreieinhalb Kilometer langen Weg säumen neun Schautafeln, auf denen sich Interessierte informieren können. „Die Hinweisschilder sind zweisprachig oder mit QR-Codes versehen, um Informationen abrufen zu können.“ Um einen Wiedererkennungswert zu schaffen, wurden die gleichen Zeichnungen wie auf den Schildern im Landschaftspark Wiese oder im Krebsbachtal verwendet. „Diese drei sind auch die Kernzonen in unserem Gebiet“, erklärt Tudoux.

Geplant ist noch eine Velostrecke durch die drei Länder zum Thema „Lachs und Biber“. Mit Hilfe einer App können die Radfahrer dann auf die Strecke mit ihren verschiedenen Stationen zugreifen. Diese soll von Birsfelden entlang des Rheins, der Wiese und des Hüninger Kanals bis nach Kembs führen.

Der Franzose Jérémie Tudoux arbeitet seit 2013 im Trinationalen Umweltzentrum. Er ist Mitarbeiter im Naturschutzdienst und zuständig für die Projektkoordination des Interreg-Projekts „NaturErlebnis grenzenlos“. Er bietet auch verschiedene zweisprachige Exkursionen an.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading