Weil am Rhein Die Sprache nicht verlieren

Renata Buck
Yves Bisch hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für den Erhalt der elsässischen Sprache. Foto: Renata Buck

Vortrag: Yves Bisch spricht über das Elsass. Fotos und Dokumente der Kultur.

Weil am Rhein - Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Erhalt der elsässischen Sprache hielt Yves Bisch, pensionierter Lehrer aus dem elsässischen Sierentz, vor zahlreichen Zuhörern im Museum am Lindenplatz. Bisch sprach im Dialekt, kurzweilig und anschaulich, unterstützt durch eine Fülle von Fotos und Dokumenten elsässischer Kultur und Lebensart. Aus dem Elsass sind auch zahlreiche Nobelpreisträger hervorgegangen.

Die Begrüßung übernahm die Kuratorin des Museums am Lindenplatz, Barbara Brutscher.

Der Elsässer Dialekt, eng verwandt mit dem Alemannischen und dem Schwyzerdütsch, wird in den Schulen des Elsass kaum gefördert und im täglichen Leben zunehmend nur noch von den Älteren gesprochen. Bisch berichtete, wie Pflegekräfte in Altersheimen, die gelernt hatten Elsässisch zu sprechen, einen deutlich besseren Zugang zu den Bewohnern fanden.

Elsässische Theatergruppen

Eine große Stütze im Bemühen um den Erhalt des Dialekts sind die 230 elsässischen Theatergruppen, die in mehr als 1000 Vorstellungen im Jahr teils in Mundart geschriebene, teils aus anderen Sprachen übersetzte Stücke aufführen – einmal im Jahr auch in Weil am Rhein, organisiert durch die „Table Ronde“, die deutsch-französische Arbeitsgemeinschaft des Weiler Städtepartnerschaftsvereins.

In bescheidenem Ausmaß werden auch Messen im Dialekt gehalten, so einmal jährlich im Straßburger Münster. Das Elsässische Sprochàmt (www.olcalsace.org) vereint und organisiert die Bemühungen um den Erhalt der eigenständigen Sprache und Kultur der beiden Departements des Elsass und steht in regem Austausch mit ähnlichen Verbänden in Südtirol und der Schweiz.

Feine Sprachunterschiede

Bisch demonstrierte an einer Karte die Trennlinien feiner Sprachunterschiede innerhalb des Elsass. Die Organisation arbeitet an einer Annäherung der unterschiedlichen Schreibweisen des Dialekts in den Regionen. Eine der Aktivitäten des Sprochàmts ist der Dichterweg zwischen Hüningen, Basel und Weil am Rhein mit Interaktionen mundartlicher Dichter. Zunehmend werden an den Ortseingängen unter dem Ortsschild zusätzliche Schilder mit der Dialektform des Ortsnamens angebracht – etwa Milhusa, Hafertzchilch und Bartana. Von der französischen Zentralregierung werden diese Aktivitäten, sagte Bisch auf Nachfrage, toleriert, jedoch nicht ausdrücklich gefördert.

Von den differenzierten Ausdrucksmöglichkeiten des elsässischen Dialektes überzeugte Yves Bisch seine Zuhörer mit einigen Haikus – dreizeilige Kurzgedichte aus japanischer Tradition – aus seiner eigenen Feder. „Wenn mer unseri Sproch verliere, verliere mer unseri Seel“, war sein Fazit.

Der Museumsverein lud im Anschluss zu einem Apéro mit Elsässer Spezialitäten ins Museum am Lindenplatz.

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