Novecento wird zu einem legendären Pianisten, dessen Musik die Seelen der Passagiere berührt und gleichzeitig das Symbol seiner eigenen Lebensreise ist. Die Töne, die er dem Klavier entlockt erinnern an Jazz oder Ragtime, entstammen aber anderen Sphären. Es ist, als finge er auf den Tasten seines Instruments den unendlichen Reichtum der Welt ein, einer Welt, die er selbst jedoch nie gesehen hat und auch nicht sehen wird.
Novecento scheint die ungewöhnliche Begabung zu haben, in den Augen der Schiffspassagiere lesen zu können und die Atmosphäre der Orte, die sie besucht haben zu imaginieren. Und so verwandeln sich die Geschichten der Passagiere in Musik mit magischer Anziehungskraft. Sabrina Lössl ließ diese Magie bereits während der kurzen Vorbereitungszeit seit Jahresbeginn in den Köpfen der Akteure entstehen, als sie Bilder ihrer Lieblings- und Traumorte imaginieren sollten. Und Techniker André Kulawik unterstrich den dramaturgischen Spannungsbogen durch geschicktes Changieren zwischen dunkler Atmosphäre und suggestiver Leuchtkraft, eingespielter Klaviermusik und stupender Stille.
Beeindruckende Leistung
Eine größere Bühne als im Kesselhaus wäre dieser rasanten Inszenierung zuträglicher gewesen, was aber in Rheinfelden und Lörrach gewährleistet sein wird. Um so beeindruckender ist die Leistung des Schauspiel-Kollektivs, das gleichzeitig mit sechs unterschiedlichen Sprachen brillierte zwischen Spanisch, Französisch, Englisch und – Alemannisch. Und damit die universelle Kraft der Imagination verdeutlichte.