Weil am Rhein Die Zeichen der Zeit früh erkannt

Weiler Zeitung

„Haus der Volksbildung“: 50-Jähriges: OB mit persönlichen Erinnerungen / „Rolle einer kleinen Stadthalle“

Von Marco Fraune

Das „Haus der Volksbildung“ hat sich in den 50 Jahren seines Bestehens als Besuchermagnet, Leuchtturm und Teil einer Ideenschmiede etabliert. Das wurde bei der Jubiläums-Veranstaltung deutlich, in der Oberbürgermeister Wolfgang Dietz auch an das Engagement seiner verstorbenen Eltern erinnerte.

Weil am Rhein. Als erstes Gebäude in Südbaden, das vorwiegend den Zwecken der Erwachsenenbildung gewidmet war, wurde der Bau des Hauses der Volksbildung am 21. September 1967 eingeweiht. Als „eine Novität in der Bildungslandschaft und eine Pioniertat im Südweststaat“ bezeichnete OB Dietz diese Heimstätte in seiner Ansprache am Freitagabend. Zugleich flocht er dabei persönliche Erinnerungen ein, schließlich ist das Haus sehr eng mit dem Engagement von Edgar und Erna Dietz verbunden, die sich für die Erwachsenenbildung eingesetzt und verdient gemacht haben.

So war es sein Vater, der 1951 die Gründung des damaligen Volksbildungswerkes initiierte, und das im Alter von 24 Jahren. Da die Menschen zu jener Zeit nach Wissen gierten und auch andere Sprachen lernen wollten, stieß das Angebot dann auf regen Zulauf. Erna Dietz führte seinerzeit über Jahrzehnte ehrenamtlich das Sekretariat und organisierte die Geschäfte.

Dem steigenden Angebot sowie der höheren Nachfrage wurde dann mit dem Haus der Volksbildung Rechnung getragen. Neben Sprachkursen, Seminaren, praktischen Lehrverstaltungen (unter anderem „Kosmetik und Körperpflege“ sowie „Wir bereiten eine Party vor“) gab es auch Lichtbildervorträge auf der seinerzeit größten Projektionsleinwand im weiten Umkreis. „Es war Mittwochabend besser als ARD und ZDF“, erinnerte sich Dietz an die Diavorträge, auf denen beispielsweise von einem Referenten vom Affenfleisch-Kauf berichtet wurde.

Dem ehrenamtlichen Engagement, das für eine dynamische Entwicklung des Hauses sorgte, folgte 1982 die Überführung der Volkshochschulleitung in eine hauptamtliche städtische Funktion. „Das Haus der Volksbildung aber blieb der Nukleus und die Heimstatt der Erwachsenenbildung“, erklärte der OB.

In dem Gebäude selbst kamen im Laufe der Zeit auch andere Einrichtungen unter, wie die städtische Bücherei, die Abendrealschule, das Berufskolleg, das Abendgymnasium und das Kant-Gymnasium. Die städtische Musikschule veranstaltet hier seit Jahrzehnten Konzerte, die Bühne wird für Theateraufführungen genutzt, und auch die Orchestergesellschaft trat hier schon auf. Kulturamtsleiter Tonio Paßlick bot in seinem Lichtbildvortrag einen kleinen Abriss. „Das Haus der Volksbildung hat die Rolle einer kleinen Stadthalle ausgefüllt“, erklärte er.

Während der vergangenen Jahrzehnte prägten zahlreiche Persönlichkeiten das damit verbundene Wirken. Neben dem Ehepaar Dietz wurden unter anderem auch Elise Kaltwasser und Helmut Schamberger genannt, die sich unter den Gästen der Jubiläumsveranstaltung befanden. Kaltwasser war ehrenamtlich in der Stadtbücherei tätig, Schamberger arbeitete als gemeinsamer Hausmeister von Kant-Gymnasium und Haus der Volksbildung.

„Heute kann Weil am Rhein stolz darauf sein, weit früher als andere Städte die Bedeutung des ,lebenslangen Lernens’ erkannt zu haben und daraus bauliche Konsequenzen gezogen zu haben“, freute sich Dietz, der die bauliche und architektonische Qualität lobte. Und schnell ging es auch. Zwischen Gemeinderatsbeschluss und Einweihung des 1,1 Millionen Mark teuren Baus lagen nur 18 Monate. „Das ist heute nicht mehr denkbar“, verwies der OB auf die heutige Vielzahl an Auflagen. Als „Meilensteine der Veränderung“ bezeichnete er den Auszug der Stadtbibliothek im Jahr 1994 und die mit dem Konjunkturpaket II aus dem Jahr 2009 verbundene neue Fensterfront, die neu gestaltete Fassade zur Straße und neue Sanitärräume. In diesem Jahr gab es zudem neue Vitra-Stühle.

Der Zweck des Gebäudes habe über 50 Jahre nichts von seiner Bedeutung verloren, unterstrich der OB. Er machte aber auch klar: „Ein Gebäude lebt immer von und mit den Menschen, die es nutzen.“

Einer davon, der VHS-Leiter Tom Leischner, freute sich, dass die Volkshochschule hier einen wichtigen Anteil hat. Die Bandbreite reiche von der Ideenschmiede über die Planung und Konzeption bis hin zur Umsetzung. „Das Haus der Volksbildung ist für das Volk da und das heißt für Alle.“

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