Weil am Rhein Digitalisierung schreitet im Rathaus voran

Marco Fraune
 Foto: Mirko Bähr

Zukunft: Entwicklung durch die Bürgerbrille betrachten / Auch Mitarbeiter sollen mitgenommen werden

Die Digitalisierung schreitet im Rathaus voran. Die Liste ist lang, wobei noch viele künftige Aufgaben anstehen. Sowohl Bürger als auch Mitarbeiter sollen dabei mitgenommen werden. Im Blick: enorme Potenziale.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Von verschiedenen Mammutaufgaben, die mit bestehenden Ressourcen zu bewältigen sind, spricht die Leiterin der Abteilung Informationstechnik und Kommunikation im Rathaus, Nadine Helfer. Ein Digitalisierungsbeauftragter alleine könne dies nicht. Wichtig sei, den anstehenden Zeitaufwand einzu-schätzen. „Die Technik ist leicht gekauft, doch man muss die Leute mitnehmen“, richtet die Expertin ihren Blick sowohl auf Bürger, denen die ergänzenden Angebote unterbreitet werden sollen, als auch auf Mitarbeiter.

Elektronischer werden

Organisatorisch federführend bei der Digitalisierung im Einsatz ist Stefan Dürrenfeld, Leiter der Abteilung Zentrale Dienste. Offen gibt er zu, dass die Stadt von der „Verwaltung 4.0.“ noch weit entfernt ist. Vielmehr gehe es auch darum, elektronischer zu werden. „Es gibt enorme Potenziale, die freigesetzt werden können, doch man muss viel Zeit und Kraft investieren und durch die Brille der Bürger denken.“ Als Positivbeispiel führt Dürrenfeld die jüngste Bundestagswahl an, bei der die Bandbreite von analog bis digital möglich war. Der Mensch, die organisatorischen Strukturen und die Technik müssten in einem Dreiklang bleiben. „Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck.“

Mehrwert für die Weiler

Vielmehr gehe es laut dem Zentrale-Dienste-Leiter damit darum, besser zu werden. Bei der Optimierung der Verwaltungsabläufe heißt dies beispielsweise, nachvollziehbare und standardisierte Abläufe herzustellen, Weiterleitungs- und Wegezeiten zu reduzieren, eine höhere Bearbeitungsqualität zu kreieren sowie Redundanzen zu vermeiden. Auch Wissensmanagement und die -bewahrung sei wichtig. Ein Mehrwert für den Bürger sei zentral. Die Datenintegrität und Datensicherheit genieße hier einen hohen Stellenwert.

Insgesamt gelte es, mit Augenmaß vorzugehen. Prozesse müssten betrachtet und auf ihre Bürgerfreundlichkeit geprüft werden. Eine Rolle spiele auch, wo gesetzliche Pflichten bestehen und wo Spielraum existiert. „Wir müssen in Teilstufen gehen“, erklärt Dürrenfeld. Realistisch bewertet werden müssten auch die zur Verfügung stehenden Ressourcen.

„Ansehnliche Liste“

Die Weiler Stadtverwaltung befinde sich aber schon auf dem Weg. „Die Stadt muss sich bei dem Thema nicht verstecken“, unterstreicht die IT-Verantwortliche Helfer. Angebote wie die Online-Terminvereinbarung für Rathaus-Gespräche, Kita-Anmeldungen via Internet und App, die Onleihe in der Stadtbibliothek oder auch Home-Office und Mobiles Arbeiten führt sie ebenso wie einige weitere Punkte auf. Die elektronische Akte beschäftige die Verwaltung noch länger.

Auf dieser „ansehnlichen Liste“ wolle man sich aber nicht ausruhen. Neben dem Ausbau der elektronischen Akte zählen unter anderem Agenda-Punkte wie die E-Poststelle, die E-Rechnung, der digitale Bauantrag oder auch der W-Lan-Ausbau im Rathaus oder moderne Besprechungsräume mit zeitgemäßer Technik dazu.

Der Fokus liege erst einmal auf dem 1. Januar 2023, wenn das Online-Zugangsgesetz klare Vorgaben macht. Dann müssen die Verwaltungsdienstleistungen digital zur Verfügung gestellt werden müssen. In Baden-Württemberg dient Service-BW als digitale Plattform.

Politik denkt an die Bürger

Die Darstellung der beiden Digitalisierungs-Experten ist im Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss positiv aufgenommen worden, seien sogar spannender als mancher Tatort gewesen, wie CDU-Fraktionschef Claus Weibezahl erklärte. Sowohl ihm als auch seiner Fraktionskollegin Eva-Maria Bozenhardt war wichtig, dass aber auch technisch nicht so bewanderte Bürger Beachtung finden. OB Wolfgang Dietz gab unter anderem zu bedenken, dass sich das Online-Zugangsgesetz nicht von alleine erledige. Zugleich gibt er das Ziel aus: „Am Ende des Tages muss eine bessere Verwaltung stehen.“

Dass die Digitalisierung Fahrt aufnehmen, doch noch lange dauern werde, sieht auch Matthias Dirrigl (SPD). Für Andreas Rühle steht aber ebenso die Bürgerfreundlichkeit an oberster Stelle. „Es ist wichtig, dass die Digitalisierung voran gebracht wird, aber mit Augenmaß.“

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