Das Spektrum reicht von witzigen Mickey Mouse- und anderen Comicfiguren wie den Simpsons, Dagobert und Pink Panther des Brasilianers Salmos, der zum ersten Mal in Europa seine fröhlichen Arbeiten ausstellt, über eine Kojengestaltung mit Stuhlobjekt des Katalanen Marti Sawe, einem Pionier der naiven Graffiti, bis zu einer Wandgestaltung inklusive Video des Parisers Funco, der schon früh mit Graffiti begonnen hat.
Allen gemeinsam ist, dass sie die Buchstaben ihres Namens in ihre persönliche Handschrift einbringen. Der eine Künstler will „gelesen“ werden und fügt seinen Namen gut entzifferbar in die Wand- und Leinwandarbeiten ein. Andere arbeiten freier, abstrakter, die Buchstaben sind versteckter und ihre Bilder lassen sich nicht so leicht dechiffrieren.
Einflüsse der klassischen Kalligrafie mische "Handstyle" auf
Manche Künstler sind schon viele Jahre als Sprayer auf den Straßen unterwegs, wie Mason aus Dortmund. Von diesem echten Street Art-Künstler stammen die großen konstruktiven Wandarbeiten mit geometrischen Formen, grafischen Flächen, Linien, schwarzen Zeichen und auffallend roten Zacken.
In diesem speziellen Genre gibt es auch Kalligrafen, die mit Einflüssen der klassischen Kalligrafie ihren Handstyle aufmischen. Ein solcher ist Sicoer aus Polen, der in streng geometrischen Runen- und Buchstabenbildern mit dem Pinsel kühne, kräftige Linien und Striche setzt.
Da erwartet den Besucher also eine ganze Galaxie von unterschiedlichen Graffiti-Arbeiten, die sich durchwandern lässt. Man entdeckt auch einen 3D-Style wie bei einem der bekanntesten italienischen „Writer“ namens Dado, der gern mit geschwungenen Bändern und runden Formen spielt.
Graffiti-Boom Anfang der 90er Jahre
Vom Graffiti-Boom Anfang der 90er Jahre mitgerissen wurde Demsky J., dessen synthetische Bildreihen von früher Computergrafik beeinflusst sind und mit ihren zahllosen Farbfeldern wie verpixelt aussehen: ein Flimmereffekt, ähnlich dem der Op-Art oder optischen Kunst.
Nach Früchten wie Kiwi, Grapefruit und Mango nennt Sweetuno seine Bilder, eine Art malerische Smoothies. Cédric Pitarelli, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, wuchs in den 90er Jahren in der Basler Street Art-Szene auf und lebt seit zwölf Jahren in Heidelberg, arbeitet auch als Schauspieler und Bühnenautor und vertritt die klassische Graffitikunst, also die „alte Schule“.
Zeit- und gesellschaftskritische Botschaft in konsumkritischen Motiven
Eine Ausnahme macht Marti Sawe, dessen ungewöhnliche Bilder nichts mit Schrift zu tun haben. Kurator Winterle wollte sie trotzdem dabei haben, denn der junge Spanier aus Barcelona verarbeitet konsumkritische Themen in Motiven von der Straße – Obdachlose, Wegwerfgesellschaft, kaputte Dinge – und schafft damit eine zeit- und gesellschaftskritische Botschaft.
In der „Cinema“-Lounge läuft ein dokumentarischer Film, in dem man verfolgen kann, wie die Künstler vor Ort an den Wänden gearbeitet haben. Bis Mai 2020, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 12 bis 18 Uhr