Weil am Rhein Ein Drittel arbeitete als Fischer

(jas)
Fischfang mit dem Waidling Foto: Stadtarchiv

„850 Jahre Märkt“: Historische Fangmethoden.

Weil am Rhein-Märkt - Ein Waidling, Netze, Garne, Fischfanggeräte: In Märkt fanden sie sich bis vor gut 150 Jahren in vielen Haushalten. Die schlanken Boote waren ideale Transportmittel, um über den bis ans Dorf reichenden Rhein und seine Altwasser Heu, Obst und Gemüse von den Rheininseln in den Ort oder zum Verkauf nach Basel zu tragen. Und sie dienten natürlich dem Fischfang, der bis zum Bau des Märkter Stauwehrs 1932 nicht nur die Dorfbewohner versorgte, sondern auch und vor allem in Basel gut vermarktet werden konnte, insbesondere der Lachs, der „Brotfisch“ der Märkter. So arbeiteten laut Chronik 1803 von 31 Märkter Bürgern elf als Fischer, genau so viele als Bauern, neun waren Tagelöhner.

Die unterschiedlichsten Fangmethoden wurden im Laufe der Zeit für die Lachsfischerei entwickelt. Anschaulich dargestellt sind sie unter anderem auf einer Schautafel des Fischereilehrpfads beim Märkter Stauwehr. Ausführliche Informationen liefert auch ein Aufsatz des aus Märkt stammenden, 1943 verstorbenen Eimeldinger Bürgermeisters Eduard Rung, der in vielen Aufsätzen das Leben in seinem Heimatdorf beschrieben hat.

Lockfisch und Fallen

Bemerkenswert dabei ist nicht nur, dass die Märkter einst gemeinschaftlich mit den benachbarten französischen Fischern aus Neudorf Lachsstände betrieben, in denen der lukrativen Salmen mittels Lockfisch gefangen wurde, sondern auch wie aufwändig, mühsam und mitunter gefährlich das Ganze war. Immerhin, sechs bis acht Lachse pro Lachsstand waren oft die Ausbeute einer Nacht.

Ebenfalls mit Lockfischen funktionierten die Lachsfallen, die nächtens mehrmals kontrolliert werden mussten.

Bis 1871 war auch das uralte Zünden oder Gehren üblich, bei dem zwei Fischer mit einem Waidling loszogen, auf dessen Vorderstück ein mit brennendem Kienspahn als „Leuchter“ gefüllter Eisenkorb befestigt war. In den Laichplätzen wurden die Lachse, sobald gesichtet, mit einem mehrzackigem Spieß erstochen. Dann wurde diese Fangmethode verboten.

Gebräuchlich blieb hingegen der Fang mit dem Lachsgarn, das vier Ruderer benötigte, die das Netz über die Laichplätze führten und in einem Bogen zurück ans Ufer fuhren, wo zwei bis drei weitere Männer das Garn an einem Seil festhielten. Bis zu sechs Lachse konnten so in einem Zug gefangen werden.

Zur Sommerzeit brauchte die Lachsfischerei eine staatliche Genehmigung. Dann wurden an Stellen mit besonders starker Strömung Salmenwaage, aufgestellt. Eine aufwändige Konstruktion, die gut 20 Kubikmeter Holzstämme benötigte und auch eine Hütte für die im Schichtdienst hütenden Fischer. In guten Zeiten gingen aber 20 bis 30 Salme ins Netz.

Zu den weiteren Fangmethoden zählten das Spreiten mit trichterförmigen Netzen sowie das Fischen mit Bähren, von denen noch zwei am Märkter Ufer zu sehen sind. Damit wurden quadratische Netze auf den Gewässergrund gesetzt und nach einiger Zeit wieder angehoben.

Fischerei lohnte nicht mehr

Mit dem Bau des Rheinseitenkanals sind nicht nur die Märkter Salmenwaagen allmählich verschwunden. Die Berufsfischerei, die schon durch Tullas Rheinkorrektur empfindliche Einbußen verbucht hatte, lohnte nicht mehr, zumal bald auch die zunehmende Verschmutzung des Rheins durch Abwässer von Haushalten und Industrie die einst reichen Fischgründe zerstörte. Seit Ende der 1950er Jahre wurde kein Lachs mehr gefangen – und so bleiben der Waidling am Brandweiher beim Märkter Rathaus und sanierte Fischergalgen beim Stauwehr die wenigen Zeugen eines den Ort einst prägenden Berufsstands.

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