Weil am Rhein Ein ganz besonderer König

Weiler Zeitung
Céphas Bansah, seine Frau Gabriele und Erwin Lang Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Stippvisite: Céphas Bansah regiert sein Volk in Ghana von Deutschland aus / Bindeglied und Übersetzer

Besonderer Besuch bei der Weiler Zeitung: Céphas Bansah, König der rund 206 000 Einwohner umfassenden Gruppe der Hohoe Gbi Traditional Ghana des Drei-Millionen-Volkes der Ewe im Osten Ghanas, hat auf dem Weg in die Schweiz gestern Morgen eine Stippvisite an der Weiler Hauptstraße eingelegt. Eine Frage, die in der Redaktion beantwortet wurde: Wie fühlt es sich an, ein König zu sein?

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Kräutertee statt Kaffee, Schiebermütze statt Krone – der 70-jährige Afrikaner ist nicht auf den ersten Blick als König zu erkennen. Würde man ihn in seinem Heimatland treffen, das er von seinem festen Wohnsitz in Ludwigshafen-Mundenheim in Rheinland-Pfalz aus regiert, wäre das anders. Statt direkt ins Gespräch zu kommen, würden zwei Wächter die Worte an den Herrscher übermitteln, der auch über diese dann antworten würde.

Das ist in Deutschland anders, wo er mit der deutschen Diplom-Sozialpädagogin Gabriele Bansah auch „nur“ eine Ehefrau hat, die ihn begleitet, ebenso wie der Weiler Kulturförderer und Geschäftsmann Erwin Lang. Was nicht dabei war: die Krone und der Reisethron. Im Gepäck hingegen: der Herrscherumhang, also das Ornat.

Rechtshänder auf Thron

Mit vollständigem Namen heißt der König Togbui Ngoryifia Céphas Kosi Bansah, doch im Gespräch gibt er sich locker, ebenso wie auch bei anderen Anlässen. Gestern ging es beispielsweise im Anschluss ins aargauische Huttwil, wo ein trinationales Lions-Club-Camp für Kinder veranstaltet wird, organisiert auch von dem Weiler Lions-Mitglied Gerhard Laux.

Kinder aus dem Dreiländereck im Alter von zwölf bis 20 Jahren und auch viele Erwachsene konnten den König dort gestern live erleben. Wie wird man König? Wie leben die Kinder in Afrika? Warum lebt ein König in Deutschland? Das sind einige Fragen, die bei solchen öffentlichen Auftritten von Céphas Bansah gestellt werden, der es einem für deutsche Verhältnisse ungewöhnlichem Umstand zu verdanken hat, dass er den Thron bestieg. Weder sein Vater noch sein Bruder kamen nach dem Tod seines Großvaters als Könige in Betracht, da beide Linkshänder sind und beim Volk der Ewe die linke Hand als unrein gilt. Die Krönung von Bansah erfolgte so am 16. April 1992.

Ausbildung in Werkstatt

In Ludwigshafen führt er seitdem ein normales Leben. „Hier kann ich nicht König spielen.“ Zwar steht er offiziell an der Spitze von zwölf Häuptlingen der Volta-Region in Ghana, doch ansonsten beschäftigt er in seiner Werkstatt drei Arbeiter und bildet drei Lehrlinge aus. Insgesamt 14 deutsche Jugendliche seien schon von ihm ausgebildet worden, legt der König im Gespräch mit unserer Zeitung Wert auf diesen Punkt. Beim Umgang mit Kunden gehe es auch locker zu, die ihm – in Ghana undenkbar – zwischendurch mal auf die Schulter klopfen oder kurz „Hör bitte mal hin“ sagen. „Es gefällt mir hier, direkt mit den Leuten zu sprechen.“

Sonnen- und Schattenseite

Die schlechte Seite des Königdaseins bekam Céphas Bansah bald nach der Thronbesteigung zu spüren. Die Verantwortung für ein ganzes Volk und nicht nur die eigene Familie zu haben, sei eine große Belastung. Die gute Seite: „In Deutschland kann ich mehr bewirken.“ Als „schönstes Erlebnis“ hat er in Erinnerung, dass vor kurzem die Eröffnung eines neuen Frauengefängnisses durch ihn ermöglicht wurde. Zuvor seien die Frauen häufig von mitinhaftierten Männern vergewaltigt worden.

Eine Tradition

Das Königsein sei eine Tradition, es könne also nicht mit einem Ministerpräsidentenamt des Saarlands oder einem Oberbürgermeisteramt einer großen Stadt verglichen werden, betont Céphas Bansah. „Ohne König läuft nichts“, sei er der Vermittler zwischen Volk und Politik. Mehr als 70 verschiedene Sprache gebe es in Ghana, womit er sich als Übersetzer und Bindeglied sieht.

Per Telefon, Fax oder auch E-Mail verwaltet er sein Volk von daheim. Doch auch regelmäßige Besuche in seinem Land stehen an. Um die Not dort lebender Menschen zu lindern, sammelt der 70-Jährige über seinen gemeinnützigen Verein „König Bansah Ghana Förderverein“ Spenden für Hilfsprojekte. Sein Volk habe verstanden, dass der Kfz-Meister und Landmaschinenmeister von Deutschland aus mehr bewirken kann, schildert er auch auf seiner eigenen Internetseite.

Werder-Fan und Buchautor

Hier findet sich eine weitere Besonderheit über das royale Oberhaupt – ein großer Artikel über König Bansah und seinen Enkel Tyrone im Sportteil der „Bild“ Bremen vom 28. Dezember 2016. Der Titel: König Bansah ist Werders schrägster Fan. Dabei geht es um die Zuneigung zum SV Werder Bremen.

Unter dem Titel „König Bansah – zwischen Krone und Schraubenschlüssel“ hat der 70-Jährige gemeinsam mit seiner Königin Gabriele Bansah auch ein neues Buch herausgebracht. In Wort und Bild wird der besondere König näher gebracht, der die Menschen mag.

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