Weil am Rhein Ein kurzweiliger Exkurs durch die Altweiler Historie

Weiler Zeitung
Ein aufmerksames Auditorium fand Stadtführerin Monika Merstetter beim Altweiler Rundgang mit den Mitgliedern des Geschichtsvereins Markgräflerland, der gestern im evangelischen Gemeindehaus im Domhof tagte. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Tour: Geschichtsverein Markgräflerland mit Monika Merstetter auf dem Spuren von Gustave Fecht und ihrer Zeitgenossen

Von Walter Bronner

Weil am Rhein. Dass gestern bei der Jahrestagung des Geschichtsvereins Markgräflerland im Gemeindehaus Alt-Weil programmatisch kurz umdisponiert werden musste, erwies sich als höchst erfreuliche Änderung. Denn anstatt ins momentan nicht zugängliche Museum am Lindenplatz ging es mit Stadtführerin Monika Merstetter auf einen kurzen historischen Rundgang durch das alte Weil, dessen geschichtsträchtige Stätten samt und sonders in Sichtweite beieinander liegen.

Das war zunächst der Platz vor der im 18. Jahrhundert errichteten stattlichen Kirche, der die versammelten Geschichtsfreunde auch am Nachmittag nochmals einen Besuch abstatteten. Dann allerdings mit geballtem Wissen zur Kirchengeschichte Alt-Weils, die schon zur Reformationszeit grenzüberschreitende Bedeutung als geistlicher Zufluchtsort der nicht der Glaubenslehre Zwinglis anhängenden evangelischen Schweizer Christen und französischer Hugenotten hatte.

Und dass der nahe Domhof einst dank der Generosität des katholischen Bischofs dem „obdachlosen“ evangelischen Weiler Pfarrer als Domizil überlassen wurde und seither der Kirchengemeinde gehört, war wohl auch kaum jemandem bekannt.

Vertrauter dagegen das Leben und Wirken der aus heutiger Sicht prominentesten Domhof-Bewohnerin Gustave Fecht, der in zahllosen Briefen als „liebste Jungfer“ titulierten Freundin Johann Peter Hebels. Anekdotenreich schilderte die Stadtführerin Leben und Wirken dieser ungewöhnlichen Frau, für deren Gedenktafel-Beschriftung der Steinmetz acht Pfennige pro Buchstabe (insgesamt 5,72 Mark) einforderte und die – sehr zum Missfallen Hebels – in Weil eine „Winterschule“ für Mädchen begründete.

Bauliche Schmuckstücke

Dass seinerzeit der Brunnen bei der Kirche die einzige Wasserstelle für Mensch und Vieh war und auch sonst die hygienischen Verhältnisse in den meist kargen Behausungen der Bewohner recht zu wünschen übrig ließen, schilderte Merstetter ebenfalls höchst anschaulich. Gedichte von Werner Ohm und Manfred Markus Jung zum Thema „gute alte Zeit“ würzten ihre Ausführungen zudem.

Ausführlich informiert wurden die Gäste ferner über die Geschichte des Museumsgebäudes am Lindenplatz, das in der Vergangenheit auch schon Rathaus und Poststation war, ebenso über die Historie des Stapflehus‘ gegenüber und des Landwirtschaftsmuseums dahinter, die beide vor noch nicht allzu langer Zeit von der Abrissbirne bedroht waren, was engagierte Bürger verhinderten. Als bauliche Schmuckstücke zieren sie heute ebenso das gewachsene Stadtbild wie der einst enorm begüterte Bläserhof (Gutsanwesen des Klosters St. Blasien), der im 18. Jahrhundert versteigert wurde und seither im Besitz der Familie Lienin ist.

In diesem Zusammenhang erinnerte Monika Merstetter auch an Gottfried Friedrich Lienin, der als Musiker 1849 die Freischärler begleitete und nach der Schlacht bei Staufen mit knapper Not der Exekution entging und mit der (heute im Lörracher Dreiländermuseum verwahrten) Freischärler-Fahne nach Hause kam.

Die ebenso kurzweilige wie spannende Exkursion endete mit einem Besuch im Landwirtschaftsmuseum. Nach dem Mittagessen standen dann Regularien mit Wahlen auf dem Programm. Darüber berichten wir noch auf der Seite „Regio“.

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