Weil am Rhein „Ein Leben nach dem Fußball“

Weiler Zeitung
Hanspeter Vollmer, Ottmar Hitzfeld und Carolin Lefferts (von links) beim „Heimspiel“ im Alten Rathaus Foto: Saskia Scherer Foto: Weiler Zeitung

„Herbstzeitlose“: Ottmar Hitzfeld zu Gast beim „Heimspiel“ / 25 Millionen-Euro-Angebot abgelehnt

Von Saskia Scherer

Zum „Heimspiel“ hatten die „Herbstzeitlosen“ der VHS Weil am Rhein Meistertrainer Ottmar Hitzfeld ins Alte Rathaus in Alt-Weil eingeladen. In einem lockeren Gespräch mit Hanspeter Vollmer erzählte er aus seinem Leben.

Weil am Rhein. Die Veranstaltung am Mittwochnachmittag war bereits seit Tagen ausverkauft gewesen, wie Organisatorin Carolin Lefferts im Rahmen der Begrüßung erwähnte. „So eine Berühmtheit hatten wir noch nie“, freute sie sich. Sie habe zunächst gar nicht an die Zusage geglaubt – umso schwieriger sei das dann gewesen, die „tolle Neuigkeit“ geheim zu halten, bis das Programm veröffentlicht wurde.

Hanspeter Vollmer, Leiter der VHS-Außenstelle in Binzen, hat „eine besondere Verbindung“ zu Hitzfeld, da beide vor rund 40 Jahren an der Pädagogischen Hochschule studierten – Mathe und Sport beziehungsweise Biologie. „Sie können jetzt raten, wer Sport studiert hat“, scherzte er. Vollmer sei aber definitiv öfter an der Hochschule anzutreffen gewesen als er, sagte Hitzfeld. Nach seiner Karriere als Fußballprofi stellte er zwar einen Antrag auf Schuldienst. Da er aber zehn Jahre nicht in diesem Beruf tätig war, hätte eine Nachprüfung angestanden. „Also versuchte ich es als Trainer“, erklärte Hitzfeld.

„Wir waren beide Trainer – wenn auch mit unterschiedlicher Klientel“, fuhr Vollmer fort. Außerdem seien beide im Ruhestand – und Opas. „Henry ist unser ganzer Stolz, und jetzt kam noch Charlotta dazu“, erzählte der ehemalige Fußballtrainer. Jetzt gelte es, mit einem Zweijährigen auf dem Boden herumzukriechen. „Aber das ist eine herrliche Zeit.“ Er habe mit dem Berufsleben abgeschlossen und das sei die goldrichtige Entscheidung gewesen.

„Du hast mal gesagt, es gibt auch ein Leben nach dem Fußball“, erinnerte Vollmer. „Hast du die Kurve schnell gekriegt?“ Er habe ein paar Falten weniger, lachte Hitzfeld. Vorher sei alles vom Spielkalender vorherbestimmt gewesen, mittlerweile könne er selbst entscheiden. Auch mit einem Angebot, das 2015 aus China eintrudelte, ließ er sich nicht locken. „Es war unmoralisch“, erinnerte er sich. Für eineinhalb Jahre wurden ihm 25 Millionen Euro (plus Prämie) geboten. „Aber ich wollte mich der Familie widmen, mein Enkel kam auf die Welt.“ Dennoch sei es auch um das Familienvermögen gegangen. „Mein Sohn hat aber sofort zugestimmt, dass ich machen kann, was ich für richtig halte. Ich bin sehr stolz auf ihn.“

Auch Hitzfelds Fußballanfänge kamen zur Sprache. Die Zeit beim TuS Stetten sei eine der schönsten Zeiten gewesen. „Ich hätte aber nie gedacht, dass ich im Profifußball eine Chance bekomme.“ Doch bei einem Freundschaftsspiel gegen den FC Basel sei er Uwe Seeler aufgefallen und hätte dann dort „schüchtern angefragt“. „Früher standen die Trainer nämlich noch im Telefonbuch.“

Schließlich kam er zum VfB Stuttgart. „Deine Einführung war spektakulär, du hast sechs Tore bei einem 8:0 geschossen, das ist Rekord“, meinte Vollmer. „Das war mir schon peinlich“, sagte Hitzfeld mit einem Augenzwinkern.

Aber er machte nicht nur schöne Erfahrungen: Nach sechs Jahren beim FC Bayern litt er 2004 an einem Burnout und zog sich nach Engelberg zurück. Vor der WM 2006 meldete sich Franz Beckenbauer und bot ihm an, die Nationalmannschaft zu trainieren, das sei doch „locker“. Ich meinte nur: „Mach’s doch du“, erzählte Hitzfeld. 2007 kehrte er wieder zum FC Bayern zurück, weil ihn Uli Hoeneß um Hilfe bat. „Dann hatte ich auch wieder Freude am Fußball.“

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