Weil am Rhein Ein Ring für Meister Adebar

Saskia Scherer
Frisch beringt: die Jungstörche auf dem Märkter Kirchturm. Foto: Saskia Scherer

Hinauf in luftige Höhen ging es für die Storchenbeauftragte Heidi Hübner in Märkt. Sechs Jungtiere galt es zu beringen, die derzeit von ihren Eltern in einem Horst auf dem Kirchturm und einem auf einer benachbarten Scheune großgezogen werden.

Immer wieder sind von der Straße aus die kleinen Gesichter zu sehen, als die jungen Störche neugierig aus ihren Nestern hervorlugen. Drei befinden sich im Nest auf dem Turm der St. Nikolaus-Kirche, ebenfalls drei im Horst auf einer einige Meter entfernten Scheune. Dass trotz des nassen und kalten Frühjahrs sechs Junge überlebt haben, sei ein Erfolg, freut sich Heidi Hübner, Storchenbeauftragte beim Lörracher Nabu, im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn: „Das Wetter hat schon einen Einfluss“, erklärt sie. Einerseits sei es gut, weil die Störche dann viel Futter finden. Andererseits sei es für die Kleinen eine schlechte Konstellation, denn die noch nicht komplett befiederten Küken könnten erfrieren oder auch ertrinken, wenn das Wasser im Nest nicht richtig ablaufen sollte. „Da bangt man mit.“

Die Weiler Feuerwehr unterstützte mit der Drehleiter. Foto: Saskia Scherer

Feuerwehr unterstützt

Mit Hilfe der Weiler Feuerwehr, die mit der Drehleiter angerückt ist, geht es für Hübner hoch hinaus. „Es wird Zeit, die Jungen zu beringen“, sagt sie. Dies ist nur bis zur sechsten bis achten Lebenswoche möglich, weil sie dann noch in die „Akinese“ fallen – das heißt, sie verfügen noch über einen Reflex, sich flach hinzulegen und oder sich totzustellen. „Sonst ist das Risiko sehr hoch, dass sie flüchten und aus dem Nest fallen, weil sie noch nicht flügge sind.“ Man müsse den Schlupftermin im Blick haben. „Außerdem sieht man es an der Länge der sogenannten Fingerfedern.“

Es ging hoch hinaus. Foto: Saskia Scherer

Weil 2023 ein ungerades Jahr ist, werden die Ringe am linken Bein befestigt – oberhalb des Kniegelenks. Die Altstörche fliegen derweil weg, schauen von ferne. Prompt sieht man eines der Elterntiere am Kirchturm vorbeifliegen. „Manchmal bemerken sie es aber auch gar nicht, weil sie auf Futtersuche sind“, weiß Hübner. Mit geübtem Griff bringt sie die Ringe an, die mit einer Nummer sowie Adresse und Kontaktdaten der Vogelwarte in Radolfzell versehen sind. „Man muss fest zudrücken, der Ring muss richtig einrasten, dann bleibt er dran“, erklärt Hübner. Das Geschlecht der Tiere kann beim Beringen übrigens nicht festgestellt werden – dafür müssten extra Federn entnommen und untersucht werden.

Vorne das Nest auf der Kirche, hinten das auf der Scheune Foto: Saskia Scherer

Mehrere Schaulustige

Der Drehleiter-Einsatz bleibt von Dorfbewohnern nicht unbemerkt, im Nu hat sich eine kleine Schar Schaulustiger gebildet, die das Geschehen gespannt verfolgt. „Ich kenne Märkt ohne Störche gar nicht“, sagt ein älterer Mann. Allerdings habe er gedacht, es gehe erst später los. „Die Störche kommen immer früher zurück“, hat er beobachtet.

Auf dem Ring sind eine Nummer sowie die Adresse der Vogelwarte in Radolfzell zu finden. Foto: Saskia Scherer

Die Storchenbeauftragte Heidi Hübner hat im Jahr 2021 eine entsprechende Schulung absolviert, seitdem betreut sie die Störche. Darauf aufmerksam geworden war sie über ein Inserat des Nabu. Weitere Ehrenamtliche, die Störche betreuen, seien gerne gesehen, wirft Manfred Schemmelmann, ebenfalls vom Lörracher Nabu, ein. Er schaut sich das Geschehen an diesem Nachmittag ebenfalls aus nächster Nähe an. Generell könne sich der Nabu aber nicht über Nachwuchsprobleme beklagen. „Etwas mehr Bewerber wären gut“, meint er.

Daten werden gesammelt

Es werde aber gar nicht mehr so viel beringt wie früher. „Wir erhalten nicht mehr so viele Ringe“, sagt Hübner. „Ich denke, das ist so gewollt, weil schon so viele Daten erfasst sind.“ Zudem gebe es mittlerweile auch Störche mit Sendern, die natürlich viel detailliertere Daten liefern könnten über Flugrouten und -ziele.

Ein Altstorch fliegt vorbei. Foto: Saskia Scherer

Generell gebe es überall Menschen, die „Störche ablesen“. Wenn die kleinen Märkter Störche einmal ausgeflogen sind, kämen sie erfahrungsgemäß nach zwei, drei Jahren zurück. „Wenn sie geschlechtsreif sind.“ Aber nicht alle kämen wieder. „Es gibt Gefahren, vor allem Strommasten. Ich bin froh, dass sich die Population entwickelt“, sagt die Storchenbeauftragte.

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