Damals kostete der Mitgliedsbeitrag für den Frauenverein sechs Reichsmark, und nahezu alle evangelischen sowie viele katholische Frauen gehörten ihm an. Die im Saal des Gasthauses „Rebstock“ eingerichtete Nähschule erfreute sich reger Beliebtheit. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 bereitete dem allerdings ein vorläufiges Ende: Die Räume und das Kapital des Vereins von 2000 Reichsmark wurden im Jahr 1938 an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) übergeben. Erst nach Kriegsende im Jahr 1945 wurde der Frauenverein noch einmal aus der Taufe gehoben.
Je näher Susi Engler bei ihrem Vortrag der Gegenwart kam, desto mehr sorgte sie bei ihren 25 Zuhörern – unter ihnen auch ein Mann – für Aha-Effekte und dafür, dass ihnen selbst Anekdoten einfielen. „In den 1960er-Jahren waren die Versammlungen des Frauenvereins stets ein großer Tag, zu dem die Frauen in ihre traditionellen Trachten schlüpften und sich die Hörnerkappen aufsetzten“, sagte die Stadtführerin, die selbst einen Trachtenrock aus Egringen trug und diesen im Lauf der Führung durch eine traditionelle Hörnerkappe ergänzte. Eine Zuhörerin erinnerte sich, dass sie ihrer Schwiegermutter Locken ins Haar drehen musste, wenn die Hauptversammlung des Frauenvereins anstand.
Immer wieder galt es für die Vereinsmitglieder auch, Widerstände zu überwinden. Als etwa im Jahr 1998 die „Kükenstube“ eingerichtet wurde, in der Kleinkinder für einige Stunden in Obhut gegeben werden konnten, erinnerten sich einige Zuhörerinnen an Stellungnahmen von Männern im Haltinger Ortschaftsrat. „Es hieß damals, die Frauen müssten dann in der Betreuungszeit auch berufstätig sein und dürften keinesfalls nur ihrem Vergnügen nachgehen“, sagte eine Teilnehmerin.