Weil am Rhein Ein ungutes Gefühl fährt mit

Marco Fraune
Das Taxi-Gewerbe spürt die Folgen. Foto: sba/Felix Hörhager

Interview: Zahl der Taxifahrten rückläufig / Auch Fahrer fürchten Ansteckung

Weil am Rhein - In der Taxizentrale Weil am Rhein klingelt während der Corona-Krise deutlich weniger häufig das Telefon. Marco Fraune hat mit Dirk Prestel über die aktuellen Auswirkungen gesprochen, wobei der Betriebsleiter angesichts zahlreicher Ausfälle während des Telefonats an die Seite heranfahren musste, da er den Bürostuhl gegen den Fahrersitz eingetauscht hat.

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihr Taxi-Unternehmen aus?

Wir haben einen Einbruch bei den Fahrten von 50 bis 60 Prozent. Betroffen sind sowohl Privat- als auch Krankenhausfahrten. Und außerdem haben wir das Problem, dass von unseren 14 Beschäftigten etwa 70 Prozent derzeit ausfallen.

Was ist der Grund für diesen hohen Anteil?

Teilweise haben die Fahrer eine Erkältung, aber viele haben auch Angst. Die fürchten, dass sie ihre Angehörigen anstecken, mit denen sie in einem Haushalt leben. Die Fahrer sitzen schließlich direkt an der Front und kommen mit den Kunden in Kontakt. Die Sorge ist ja durchaus begründet.

Sie müssen in diesen Tagen ihren Arbeitsplatz im Büro mit dem Taxi-Fahrersitz zwangsläufig eintauschen. Haben Sie keine Angst?

Nein. Corona ist ein Grippebild wie jedes andere Grippebild. Damit möchte ich das Thema aber auf keinen Fall verharmlosen. Wichtig ist daher natürlich auch, dass man die Hygieneempfehlungen beachtet.

Welche besonderen Maßnahmen gibt es für die Taxifahrer?

Wir waschen uns mehrmals am Tag die Hände, vor allem wenn man Kundenkontakt hatte. Bislang sind wir auch mit Mundschutz gefahren, doch die Masken bekommt man nicht mehr. Wir haben nur noch vereinzelt welche in einigen Autos.

Steigen die Fahrgäste auch mit Mundschutz ein?

Zwei von drei tragen einen Mundschutz. Aktuell konzentrieren sich die Krankenfahrten auch auf Wege zur Chemo- oder Strahlentherapie sowie zur Dialysestation, womit besondere Vorsicht angesagt ist. Außerdem vermeiden wir engsten Kontakt, indem nur noch hinten in den Wagen eingestiegen werden darf.

Halten sich alle daran?

Ich habe alle Fahrer darauf hingewiesen, doch es gibt keine Kamera im Auto. Das ist nicht erlaubt.

Wie fallen denn die Rückmeldungen der Fahrgäste bislang aus?

Sehr verhalten. Man hat das Gefühl, dass sie versuchen, während der Fahrt die Luft anzuhalten. Die Fahrgäste sind erleichtert, wenn sie schnell wieder aus dem engen Innenraum aussteigen können.

Angesichts der fehlenden Fahrten. Haben Sie schon Kurzarbeit angemeldet?

Das ist viel komplizierter als öffentlich dargestellt. Bei der Übermittlung der Unterlagen waren außerdem die Server überlastet. Den Mitarbeitern ist aber schon mitgeteilt worden, dass bald Kurzarbeit gilt, die sich auf etwa 25 bis 40 Prozent belaufen wird. Die Fahrer haben natürlich Existenzängste. Zugleich ist mein Plan, dass ich mehrere Teams bilde, damit die Krankentransporte weiterhin gewährleistet werden können. Sollte es einen Corona-Fall in einem Team geben, springt das andere ein.

Der ÖPNV-Fahrplan ist nun ausgedünnt. Kommt dem Taxigewerbe das nicht zugute?

Nein, die Leute reisen einfach weniger. In dieser Woche habe ich nur eine Anmeldung für eine Fahrt bis nach Müllheim. Doch langfristig gehe ich davon aus, dass der ÖPNV weniger genutzt wird, weil die Menschen sich nicht im Bus oder in der Bahn anstecken wollen. Auch insgesamt bin ich optimistisch für die Zukunft. Wenn sich die Situation wieder einpendelt, wird auch wieder mehr Taxi gefahren.

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