Weil am Rhein Einbrecher sorgen für "Phase Rot"

Marco Fraune
Die Zahl der Einbrüche wird 2018 voraussichtlich höher liegen als im vergangenen Jahr. Foto: sba

Polizei rechnet 2018 mit steigenden Einbruchszahlen. Sexualdelikte: In Weil keine Auffälligkeiten.

Weil am Rhein - Die steigende Zahl der Wohnungseinbrüche und mehr gemeldete Sexualdelikte zeichnen sich im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg als negative Trends ab. Eine positive Entwicklung ist seit dem Start der Sicherheitsinitiative Friedlingen (Sifried) vor vier Jahren zu verzeichnen.

Bereits zwei bis drei Wochen stand die „Phase Rot“ mit Beginn der dunklen Jahreszeit für den heimischen Bereich. Es kam also in den vergangenen Wochen zu vielen Einbrüchen. Die alarmierende „Ampelschaltung“ hatte zur Folge, dass die Hälfte der Polizisten der Tagschicht abends die Kontrolle und Fahndung verstärkten. „Wir bündeln dann die Kräfte“, erklärte Berthold Fingerlin als Vertreter des Polizeipräsidenten Bernhard Rotzinger bei einer CDU-Info-Veranstaltung. Mittlerweile haben sich die Raubzüge von Weil aus in Richtung Breisgau-Hochschwarzwald, danach in die Stadt Freiburg bis aktuell nach Emmendingen verlagert.

Ein Drittel der Einbruchszahlen im Land entfällt auf den Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg mit gut einer Million Einwohner, zu dem vier Landkreise gehören, unter anderem Lörrach. Fingerlin: „Die Grenzlage spielt hier eine Rolle.“ Eine wissenschaftliche Analyse hat zudem gezeigt, dass im Dreiländereck – der Ballungsraum mit mehr als einer Million Einwohner – die Mobilität der Menschen eine Rolle spielt und angesichts der zahlreichen Single-Haushalte auch die Anonymität.

Zumindest die jüngste Einbruchswelle scheint gestoppt zu sein, verwies Fingerlin auf zehn Festnahmen. „Wir haben die Hoffnung, dass wir Schwerpunkttäter rausgezogen haben.“ So handele es sich hier offenbar um organisierte Täterbanden. Doch man müsse noch abwarten.

„Kampf um Straße in Friedlingen gewonnen“

Mit neuen Kriminalitäts-Zahlen für Weil oder den Landkreis Lörrach konnte Fingerlin bei der Info-Veranstaltung nicht aufwarten. Die schon im März im Weiler Gemeinderat präsentierten Statistiken sind weiter das, was die Polizei öffentlich macht. „Den Kampf um die Straße haben wir gewonnen“, hatte die Weiler Polizeichefin Kathrin Mutter seinerzeit verkündet. Nur bei den genannten Wohnungseinbrüchen bot der Leiter Direktion Polizeireviere Einblick in die aktuellen Trends 2018.

Sexualdelikte: Frauen sorgen sich

Nicht erst seit der Massenvergewaltigung in Freiburg geht die Zahl der gemeldeten Sexualdelikte hoch. Hinzu kommt eine nicht bekannte Dunkelziffer, wenn Frauen oder auch Männer Übergriffe nicht melden.

Der Anteil ausländischer Täter sei bei den bekannten Vorkommnissen „auffallend hoch“, erklärte Rotzinger-Vertreter Fingerlin. Sehr oft würden sie einen Asylstatus aufweisen. Dieses Phänomen habe die Polizei im gesamten Präsidiumsbezirk Freiburg im Fokus. „Im Landkreis Lörrach und in Weil am Rhein haben wir keine Auffälligkeit, sondern in Freiburg“, erklärte Fingerlin den mehr als 50 Interessierten im Hadid-Bau. Die Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung würden zudem in der Polizeistatistik nur ein Prozent ausmachen. „Dennoch belastet es die Bürger“, berichtete der Polizeipräsident-Stellvertreter von zahlreichen Anrufen von Frauen, die wissen wollen, ob sie sich noch sicher fühlen können. Hier gibt die Polizei die Maxime aus: „Tatgelegenheiten reduzieren“. Rotzinger hatte sich vor kurzem auch öffentlich deutlich positioniert. „Macht euch nicht wehrlos mit Alkohol und Drogen.“ Gegen Einbrüche gelte es, mit der Sicherung von Wohnungen und Häusern vorzugehen.

Hohe Kriminalitätsbelastung in Weil am Rhein

Die Zahl von insgesamt 8663 erfassten Straftaten für 2017 in Weil am Rhein relativierte Fingerlin ein Stück weit. So entfielen 53 Prozent davon auf ausländerrechtliche Verstöße. Die Häufigkeitszahl, also wie viele Straftaten pro Einwohner in den Orten zu verzeichnen sind, fällt für Weil hoch aus. Fingerlin: „Die Kriminalitätsbelastung ist in Weil sehr hoch.“

Zumindest die Aggression im öffentlichen Raum sei deutlich zurückgegangen. Die von der Polizei getroffenen Maßnahmen, hier vor allem die Sicherheitsinitiative Friedlingen, würden Wirkung zeigen. „Es geht in die richtige Richtung.“ Von einer Trendumkehr will der Leiter Direktion Polizeireviere aber noch nicht sprechen.

Auch bei der Straßenkriminalität, die das Sicherheitsgefühl der Bürger besonders belastet, gibt es eine positive Entwicklung. „Die Zahl ist stark nach unten gegangen.“ Es gebe keinen rechtsfreien Raum. Räuber und Gewalttäter hätten sich aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen. Im Rahmen von „Sifried“ sind ab 2014 acht Ermittler speziell damit befasst gewesen, gegen Intensivtäter vorzugehen. Dies wurde vom Personaleinsatz verstetigt, sodass es weiterhin hier sechs Sonderermittler gibt.

Mehr Polizeibeamte in der Stadt im Einsatz

Alles könne die Polizei nicht leisten. „Wir müssen Prioritäten setzen.“ Wie berichtet, konnte sich das Polizeirevier aber über ein Mehr an Polizisten freuen, womit das Land der großen Kriminalitätsbelastung Rechnung getragen hat. Fingerlin lobte hier die Rückendeckung und den Einsatz der Politik und OB Wolfgang Dietz.

Was bleibt, ist, dass Weiler Polizisten zum Beispiel für Einsätze im Rahmen von Fußballspielen oder Demos abgestellt werden müssen, sagte Fingerlin auf Nachfrage von CDU-Fraktionschef Claus Weibezahl, der früher das Weiler Revier geleitet hat. Die „Talsohle“ bei der landesweiten Personalstärke werde erst ab 2020 durchschritten. „Das müssen wir gemeinsam durchstehen.“

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