Mit seinem untrüglichen Gespür für Unterhaltungskultur hatte Theaterleiter Erwin Sütterlin die Akkordeonistin und Sängerin Christine Schmid für einen Chanson-Abend im Theater am Mühlenrain (TAM) in Weil am Rhein verpflichtet. Er landete damit einen Volltreffer. Das Programm des Chanson-Abends lautete „Ich bereue nichts, mon amour“. Von Joachim Pinkawa Weil am Rhein. Mit Christine Schmid, die in Basel geboren und in Rheinfelden aufgewachsen ist, stand eine professionelle Ausnahmekünstlerin auf der TAM-Bühne, die seit ihrem dritten Lebensjahr Akkordeon spielt. Wer beim Akkordeon an die gute alte „Quetschkommode“, Volksmusik oder Seemannslieder gedacht hatte, wurde spätestens nach ihrem vielseitigen Auftritt vom Gegenteil überzeugt. Christine Schmid betrat in „edlem Chic“ die Bühne, schnallte sich das glitzernde Akkordeon um und nahm auf einem Barhocker Platz. Bereits mit den ersten Klängen von „Milord“ (Mein Herr), einem der berühmten Chansons von Édith Piaf, wehte gleichsam ein Hauch Pariser Flair durch den Saal. Die Leidenschaft, das Akordeon auf „neuem Terrain“ auszuprobieren und dessen klangliche Vielfalt zu präsentieren, bewies dem Publikum, dass es sich zum attraktiven Instrument für moderne Musik gemausert hat. Gesang und Pop-Akkordeon mit französischem Flair, mal kokett, mal melancholisch, mal lässig, mal kritisch, zeigten dem größtenteils 50-plus-Publikum die verschiedenen Facetten der Liebe in der Sprache der Musik. Da Christine Schmid sowohl in der Klassik als auch in der Unterhaltungsmusik zuhause ist, spielte sie stilsicher arrangiert ihr „geliebtes Akkordeon“ und setzte mit ihrer Stimme die richtigen Akzente. Die klassisch ausgebildete Sängerin, die fließend englisch, französisch, spanisch, italienisch und natürlich auch alemannisch spricht, spielte und sang französische, deutsche und italienische Chansons, Lieder von Edith Piaf, Marlene Dietrich, Zarah Leander, Helen Vita, Gilbert Bécaud und anderen. Weil die erfahrene Künstlerin nach dem Studium verschiedene Engagements wie die Rolle der „Marlene Dietrich“ im Musicaltheater in Basel und regelmäßige Auftritte als Gast-Sopranistin mit dem Kurorchester Badenweiler hatte, wirkte keines der vorgetragenen und beim Publikum auch bekannten Chansons einfach nachgesungen, sondern strahlte als Gesamtkunstwerk ihre eigene Interpretation und ureigenen Charme aus. Zu den jeweiligen Musikstücken hatte sie zum Thema Liebe nicht nur einen „flotten Spruch“ oder eine Anekdote parat, sondern münzte sie auch passend darauf. Mit sicht- und vor allem hörbarer Leidenschaft erzeugte die Sängerin mit der Arie „Nessun Dorma“ aus Puccinis Oper Turandot pures Gänsehautgefühl, brachte aber mit Joe Dassins „Champs Elysées“ als Hommage an alle Pariser das Publikum zum Mitsingen. Die Vielfalt ihres Könnens, die die Künstlerin auch schon beim Jazzfestival New Orleans als Akkordeonistin und Sängerin mit einer Gypsy- Jazz-Formation beweisen konnte und zudem den Chansonpreis der deutsch-französischen Gesellschaft für ihre Verdienste um das französische und deutsche Chanson erhalten hat, brachte sie mit „Nathalie“ von Gilbert Bécaud, „Dans le Port d’Amsterdam“ von Jacques Brel, „Der Keuschheitsgürtel“ von Helen Vita oder „Nehm’n se ’n Alten, nehm se ’n Alten!“ von Otto Reutter zum Ausdruck und das Publikum auch zum Schmunzeln. Leidenschaftliche Melancholie vermittelten die musikalischen Dramaturgien von „ne me quitte pas“ und Zarah Leanders „Nur nicht aus Liebe weinen“, die von der angenehmen Stimme der Sängerin wohltuend besänftigt wurden. Ein Loblied auf die Badener Männer mündete schließlich fließend im „Badner Lied“. Das begeisterte Publikum ließ die Künstlerin nicht ohne eine Zugabe gehen. Edith Piafs „Non, je ne regrette rien“ (ich bereue nichts) traf nicht nur das Programmthema, sondern auch die Stimmung des Publikums. Christine Schmid, eine großartige Künstlerin, hatte mit ihrer facettenreichen Stimme und ihrem beeindruckenden Akkordeonspiel das Publikum verzaubert.