„Wir versuchen Konfliktstoffe, wie die Schuldfrage zu vermeiden. Denn die feste Überzeugung in Frankreich von der alleinigen Schuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg passt in der inzwischen historisch teilweise geänderten Sichtweise und Diskussion in Deutschland und anderen Ländern nicht zu einer überzeugenden gemeinsamen Erinnerungskultur“, beschrieb Krumeich die grundsätzliche Herausforderung. „Die deutschen und französischen Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg zeigen, wie stark doch immer noch die Geschichtsschreibung des großen Kriegs 1914 bis 1918 von tradierten nationalen Erzählmustern beherrscht wird und darin die wichtigsten Differenzen für eine Überwindung zu finden sind“.
Krumeich konnte dazu seinen wissenschaftlich historischen Hintergrund, den er in zahlreichen erfolgreichen Büchern auch bereits belegt hat, anhand von Beispielen und Vergleichen sprachlich authentisch und verständlich deutlich machen. „Es ist modisch, von transnationalen Aktivitäten aller Art zu sprechen, also die nationalen Blickwinkel auf Gesellschaft und Geschichte zu überwinden. Aber ein solcher Wandel der Perspektive hin zu wirklichen Einsichten und internationalen Gemeinsamkeiten bleibt äußerst schwierig“, merkte Krumeich an. „Vielleicht lernen wir in unseren jeweiligen nationalen Erinnerungen dazu und können, wahrscheinlich bei der 200-jährigen Gedenkfeier, in gemeinsamer Erinnerungskultur der damaligen Ereignisse gedenken“, brachte er seine Hoffnung abschließend zum Ausdruck.
Begeisterten Applaus gab es für den Vortrag, und Dr. Uwe Kühl als Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte dankte Prof. Krumeich mit einem Weinpräsent. Beim anschließenden Sektempfang wurde neben weiterführenden Diskussionen auch zwanglos geplaudert, zudem signierte Krumeich fleißig Bücher.