Weil am Rhein Eine inspirierende Zeit in Afrika

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Karl-Heinz Niechoj, leidenschaftlicher Lehrer, engagierter Kommunalpolitiker und guter Afrika-Kenner, kann heute seinen 80. Geburtstag feiern. Foto: Siegfried Feuchter

Jubilar: Karl-Heinz Niechoj, passionierter Lehrer und langjähriger Kommunalpolitiker, 80 Jahre alt

Weil am Rhein-Haltingen - Wer Karl-Heinz Niechoj aus seinem bewegten Leben erzählen hört, dem fällt es schwer zu glauben, dass dieser Mann mit seinen zahlreichen Interessen nun schon 80 Jahre alt ist. Am heutigen Dienstag kann der frühere Studiendirektor des Weiler Kant-Gymnasiums und Leiter der Deutschen Auslandsschule in Namibia sowie ein guter Afrika-Kenner seinen runden Geburtstag feiern. Über Jahre war er Gemeinde- und Haltinger Ortschaftsrat sowie FDP-Vorsitzender.

Was Karl-Heinz Niechoj, ein aufgeschlossener und belesener Mensch mit kritischem Geist, auch immer anpackt, er macht es mit Herzblut und Leidenschaft. Das galt für seinen Beruf als Lehrer ebenso wie für sein langjähriges kommunales Engagement und seine zahlreichen Hobbys sowie neuerdings auch für seine Arbeit über die Geschichte und Bedeutung der Inka-Tapete. „Trotz einiger gesundheitlicher Wehwehchen habe ich mir meine Neugier und Freude am Leben bewahrt“, sagt der Jubilar.

Anwalt der Bürger

Zeitlebens hat sich der nach eigenen Worten „begeisterte Lehrer“ eingemischt, war kämpferisch und als Kommunalpolitiker auch streitbar. Doch er verstand sich bei seinem kommunalpolitischen Wirken von 1981 bis 1996 stets als Anwalt der Bürger. Und: „Ich wollte etwas vor der Haustür bewegen und mich für die Gemeinschaft einbringen.“ So trug beispielsweise sein Einsatz zusammen mit Dorothea Köbele zum Erhalt des Industriedenkmals „Glashaus“ auf dem Schetty-Areal bei.

Der Liberale, der für Adenauers Westeinbindung und Brandts Ostpolitik war und sich während der Referendarszeit in Freiburg-St. Georgen und Rottweil als Sprecher der Referendare erstmals „politisierte“, sagt zu seinem politischen Engagement: „Ich sah mich nie als Parteisoldat oder Apparatschik, sondern stets in der Gemeinde verortet.“

Verkrustungen, Hierarchien, weltferne Denk- und Verhaltensweisen sowie Opportunismus waren ihm immer fremd, ihm ging es stets um die Sache und um Offenheit. Der profilierte Stadt- und Ortschaftsrat, der auch zehn Jahre an der Spitze des Weiler FDP-Ortsverbands stand, hinterfragte vieles, eckte aber damit gelegentlich auch an. Stolz ist er darauf, dass er als „Zugereister“ akzeptiert wurde, besonders in seinem Lebensmittelpunkt Haltingen: „Hier habe ich mich immer frei und wohl gefühlt.“

Die Vita

Karl-Heinz Niechoj war ein Flüchtlingskind. Im oberschlesischen Beuthen geboren, musste er im Alter von vier Jahren zusammen mit seinen Eltern die Heimat verlassen. Die Familie verschlug es ins Münsterland nahe der holländischen Grenze.

Im Kohlenpott wuchs er auf und machte in Bochum am humanistischen Gymnasium sein Abitur, ehe es 1960 nach Freiburg und München zum Studium ging. Dazu gehörte auch ein Stipendium in Großbritannien.

Bevor Karl-Heinz Niechoj Geschichte, Englisch und Gemeinschaftskunde als Hauptfächer studiert und 1967 abgeschlossen hatte, studierte er einige Semester Archäologie, Geographie, Latein und Kunstgeschichte. Denn das Fach, das ihn eigentlich interessierte, gab es damals noch nicht: Kulturanthropologie. Die Wissenschaft vom Menschen und den verschiedenen Kulturen sollten ihn aber noch ein Leben lang begleiten.

Dem Kant-Gymnasium, in dem er von 1968 bis 1996 als Lehrer, Ausbilder, Fachleiter und Personalrat tätig war, ist er bis heute verbunden. Er war auch Dozentensprecher und Kuratoriumsvertreter der Volkshochschule unter dem damaligen Leiter Edgar Dietz.

Die Jahre in Afrika

Wie „ein geschenktes zweites Leben“ bezeichnet Karl-Heinz Niechoj im Rückblick seine Jahre in Afrika. 1996 hatte er die neue Herausforderung angenommen, was er heute als „Glück der späten Chance“ bezeichnet.

Er übernahm in Windhoek in Namibia die Leitung der Deutschen Auslandsschule. Sechs Jahre leitete er mit Erfolg diese große Schule. „Es war eine spannende und inspirierende Zeit“, sagt Niechoj und bezieht mit dieser Feststellung auch den Lebensabschnitt danach mit ein. Denn das Kapitel Afrika war nach Namibia noch nicht beendet, zu sehr faszinierten ihn das Leben und die Menschen in dem zweitgrößten Kontinent der Erde.

Als Pensionär verbrachte der Vater zweier erwachsener Kinder zusammen mit seiner Frau Evelin noch bis 2016 im Wechsel jeweils ein halbes Jahr in Haltingen und in Kommetjie südlich von Kapstadt. In dem Dorf direkt am Atlantik brachte er sich ein und gewann schnell Freunde.

Vor fünf Jahren brach das Ehepaar Niechoj das „Doppelleben“ ab und kehrte nach Haltingen in das Haus zurück, wo es seit 1973 lebt. „Hier fühlen wir uns daheim. Haltingen ist mein Lebensumfeld, Weil am Rhein mein Wohnort“, sagt Karl-Heinz Niechoj.

Langeweile kennt der Jubilar nicht, denn neben der Anthropologie interessiert er sich besonders für Kunst und Botanik. Zeitlebens malt er gerne, liest viel, liebt die praktische Arbeit in Haus und Garten und genießt die Gassigänge mit Sam und Neela, den beiden Hunden. Auch Kochen ist ihm Ausgleich und Entspannung.

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