Weil am Rhein Eine Institution wird 25 Jahre alt

Weiler Zeitung

Kesselhaus: Im Jahr 1995 wurde das letzte Mosaikstück für das soziokulturelle Zentrum eingesetzt

Weil am Rhein - Das Kulturzentrum Kesselhaus feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Die Geschichte und Entwicklung veröffentlichen wir in zwei Teilen (den zweiten Teil lesen Sie hier).

Am 13. Mai 1995 weihte der damalige Oberbürgermeister Peter Willmann die Ateliers im Kesselhaus und das Kulturcafé im Kesselhaus ein, das der erste Pächter Ahmet Keser noch „Emporio“ nannte. Damit war vor genau 25 Jahren das letzte Mosaikstück des soziokulturellen Zentrums im Friedlinger Areal der einstigen Seidenstoffweberei Schwarzenbach seiner Bestimmung übergeben worden.

Kulturamtsleiter Tonio Paßlick hatte im Jahr 1988 das Potenzial der Industriebrache mit seinen zur gleichen Zeit unter Denkmalschutz gestellten Sägezahndächern für die Kultur erkannt und die Verwaltungsspitze für die Verwirklichung eines urbanen Kulturzentrums gewinnen können.

Das Konzept hatte er an die Strukturen der soziokulturellen Zentren in Baden-Württemberg angepasst, um die Chance zu wahren, wie das Nellie Nashorn in Lörrach, die Gems in Singen oder das Tollhaus in Karlsruhe von Landeszuschüssen für die Soziokultur zu profitieren. Dazu kam es dann trotz der Besuche von Ministern für Wissenschaft und Kunst nicht. Grund waren die bereits bestehenden Kulturzentren, die bei den gedeckelten Zuschuss-Töpfen keine weiteren Antragsteller akzeptieren wollten.

Vielfältiges Konzept

Zum Konzept gehörte ein Veranstaltungsraum – nämlich der Theatersaal mit seinen 70 Plätzen im Kesselhaus, der einstigen Energiezentrale der Seidenstoffweberei, der bereits im September 1991 mit der Premiere des „Theaters im Kesselhaus“ eingeweiht wurde. Und Kreativräume sowie ein Treffpunkt, die dann vor 25 Jahren fertig wurden.

Dazwischen konnte der damalige Vorläufer der WWT (Weil am Rhein Wirtschaft & Tourismus) noch die Renovierung der Holzwerkstatt und Schlosserei im Sommer 1994 abschließen. Da die Maschinen dort noch aus der Gründerzeit der Weberei in den 20er-Jahren stammten, passte die Einrichtung eines Museums Weiler Textilgeschichte in das dezentrale Museumskonzept, mit denen der damals gerade frisch eingesetzte Kulturamtsleiter Paßlick im Herbst 1986 ein eigenes Profil für die Weiler Museen beschrieb.

Aber welche Kreativräume sollten entstehen? „Das Nordlicht ist optimal für ein Atelier.“ Mit dieser Empfehlung der bekannten Basler Künstlerin Mireille Gros, die seit den 70er-Jahren ein Atelier auf der Schusterinsel betrieb, besuchte Paßlick nach 1988 die verschiedenen „Zwischennutzungsprojekte“ in Basel und in anderen Städten, wo Industriebrachen einer neuen Verwendung harrten und von findigen Kulturschaffenden meist im Einvernehmen mit den Besitzern zu spannenden sozialen und kulturellen Biotopen umgebaut wurden. Dazu zählten das Warteck in Basel oder das Schlotterbeck-Areal.

Großes Interesse

Und das Interesse aus der Region war enorm groß. Noch während der städtische Bauamtsleiter Helmut Limberger die Herausforderung annahm, die großen leeren Shedhallen in Ateliers zu verwandeln, füllten sich die Akten mit Bewerbungen namhafter Künstler. Der damalige Oberbürgermeister Willmann vertrat ein finanzielles Mischkonzept, das dank des Nebeneinanders von Gewerbe und Kultur für die Künstler Sonderkonditionen mit subventionierter Miete vorsah.

Aus einer Idee war in knapp drei Jahren ein Vorzeigemodell geworden: Bildhauer, Videokünstler, Maler, Designer und Foto-Künstler bildeten eine internationale Ateliergruppe, die den Ruf von Weil am Rhein als Stadt der Kunst und des Designs durch das kreative, aktive Potenzial der Künstler ergänzte.

Ausstellungen wie „19+1“ oder Tage der offenen Tür, Reportagen in überregionalen Medien und Beiträge im öffentlichen Raum sowie Einladungen zu internationalen Ausstellungen förderten ein Image der künstlerisch inspirierten Kreativität, das sich auf die Akquise der Gewerbebetriebe positiv auswirkte.  So bekannte sich der damalige Geschäftsführer von TFL, Heider Krenz, ausdrücklich dazu, die Halle Süd wegen der Nähe zum Kulturbereich besonders attraktiv empfunden zu haben.

Zahlreiche Besuchergruppen aus dem In- und Ausland, Delegationen von anderen Städten oder auch Abgeordnete haben das Kulturzentrum Kesselhaus besucht, um Anregungen für eigene städteplanerische Konzepte mitzunehmen.  Der zweite Teil widmet sich unter anderem den Künstlern in den Ateliers.

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