Weil am Rhein Eine Reise durch die Barockmusik

Weiler Zeitung
Barocke Klänge mit historischer Flöte, Laute und Barockgitarre bot das Arcadia-Ensemble beim Neujahrskonzert in der Ötlinger Kirche. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Neujahrskonzert: Arcadia-Ensemble aus Freiburg gastiert in der Kirche in Ötlingen / Alte Instrumente

„Die Musik müsse vornehmlich das Herz rühren“ – dieses Motto des Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel Bach haben die beiden Musiker vom Freiburger Arcadia-Ensemble für das festliche Neujahrskonzert in der Ötlinger St. Galluskirche vorgegeben. Um es gleich vorwegzunehmen: Sie konnten dieses Motto auch einlösen.

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein-Ötlingen. Die Flötistin Ines Zimmermann und der Lautenist und Gitarrist Christian Zimmermann haben Werke des 18. Jahrhunderts in einer recht verstandenen Authentizität interpretiert. Die beiden Künstler, die europaweit konzertieren, wie Kulturamtsleiter Tonio Paßlick in seiner Begrüßung verriet, haben Kenntnis der historischen Musik und des spontanen Musizierens, der Kunst der Improvisation. Und das setzen sie differenziert im Klang um.

Abwechslung hatte dieser intime Neujahrsabend durch die verwendeten Instrumente, auf denen die beiden Musiker die verschiedenen Stilelemente bei ihrer Reise durch die Barockmusik entfalteten. Dabei gefielen zum einen die feinfühligen Interpretationen der Flötistin, die gleich ein ganzes Arsenal an alten Block- und hölzernen Traversflöten mitbrachte und darauf ein reiches Klangspektrum zauberte. Es waren Nachbauten von Flöten des 18. Jahrhunderts, zwei späte barocke Querflöten für den empfindsamen Stil. Auf ihnen hat Ines Zimmermann einen sehr schönen Ton erreicht.

Das war besonders stilvoll in einer Flötensonate von Wilhelm Friedemann Bach zu hören. Solistisch reizvoll war aber auch der Nachtigallengesang „Le Rossignol“ von François Couperin. Klangschön und in ausgefeilter Zwiesprache erklang eine Courante des damals berühmten Lautenisten Sylvius Leopold Weiss, von dem es heißt, er hätte zusammen mit Johann Sebastian Bach nächtelang um die Wette musiziert. Altmeister Bach hat zu dieser Courante noch eine Stimme dazugeschrieben, wahrscheinlich für Violine, aber auch gut für Flöte zu spielen.

Auch Christian Zimmermanns Instrumentarium war verschieden. Er nahm bald eine alte Barockgitarre zur Hand, bald eine moderne und die Laute, die sehr genau auf ein Stück wie „Greensleeves“ oder als Begleitung zur Blockflöte bei Telemann passte.

Laute und Barockgitarre

Reizvolle Stückchen mit eigenem Charakter und eigenem Charme sind die bekannten Folias von Komponisten wie Corelli oder Marais. Am bekanntesten sind aber die Canarios von Gaspar Sanz, hübsche Gitarrenstücke der Kunstmusik aus dem Geiste der Volksmusik. In diesen Werken griff Christian Zimmermann solistisch zur Barockgitarre, die er ebenso virtuos beherrscht wie die Laute. Dass der Bach-Zeitgenosse Weiss die Hochblüte der Lautenmusik des 18. Jahrhunderts verkörpert, war in einem affektreichen Stück wie dem „Prelude dans l’esprit italien(ne)“ zu erleben.

Einen Zeitsprung machten die Interpreten mit zwei Beispielen aus „Histoire du Tango“ von Astor Piazzolla, Originalkompositionen des Tango-Revolutionärs für die Besetzung Flöte und Gitarre. Bei dieser Hörreise nach Argentinien kam zur gestalterischen Feinarbeit noch die rhythmische hinzu – eine geglückte atmosphärische Annäherung an den speziellen Piazzolla-Tonfall.

Das Tangostück führte dankenswerterweise aus der etwas eng dimensionierten Klangwelt von Laute und Gitarre in zeitgenössischere Gefilde, wurde ebenso mit Wohlklang und Stilkompetenz vorgetragen wie die älteren Sujets, die das Duo Zimmermann so kenntnisreich in (Klang-)szene gesetzt hat.

Ihr Auftritt in Ötlingen muss den beiden Künstler gut gefallen haben. „Es war herrlich, hier zu spielen vor diesem Publikum“, zeigte sich Ines Zimmermann begeistert, „das ist ja ein richtiges Künstlerdorf!“

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