Möglich gemacht wird dies durch das Integrationsgesetz, in dem mehr Rechtssicherheit in der Ausbildung verankert ist. Betriebe, die einen geduldeten Flüchtling einstellen, sollen sich darauf verlassen können, dass dieser nicht abgeschoben wird. Bei anschließender „ausbildungsadäquater Beschäftigung“ wird ein Aufenthaltsrecht für zwei weitere Jahre erteilt. Heike Pinkawa-Titze vom Willkommenskreis Weil am Rhein geht davon aus, dass zeitnah auch schriftlich grünes Licht für Abubacar Ceesay gegeben wird – ebenso wie für Ilyaas Hashi Abdi.
Denn der 22-jährige Somalier hat die beiden Geschäftsführer kurz vor dem Ausbildungsbeginn 2017 ebenfalls noch überzeugen können. „Er hat seine Arbeit gut gemacht und kann sogar besser Deutsch als Abu“, wollten Maik und Jörg Völke auch dieses Engagement belohnen. „Wir hatten früher schon zwei Lehrlinge und haben sie jetzt auch.“
Ilyaas Hashi Abdi, der in Monika Bieber vom Willkommenskreis eine wichtige Ansprechpartnerin hat, freut sich erst einmal, eine Chance zu erhalten. Ebenso wie sein ein Jahr jüngerer Mit-Azubi lebt er in einer Wohnung in Weil, nachdem zuvor die Notunterkunft am Sägischopf in Haltingen etwa zwei Jahre lang sein beengtes Zuhause war. Zuerst hatte der 22-Jährige es mit einem Praktikum in einer Bäckerei in Haltingen versucht, doch das gefiel ihm nicht. Als Marita Bonaventura ihn zur Lackiererei vermitteln konnte, blühte der junge Somalier auf. Was in fünf Jahren sein wird, wenn die 3+2-Regel abläuft, darüber macht er sich noch keine Gedanken. „Ich habe keine Angst.“ Bei Völkle & Völkle wartet das Geschäftsführer-Duo ab, was die Zukunft bringt. „Wir hoffen, dass die beiden die Chance nutzen.“ Wichtig sei erst einmal, dass weiter Deutsch mit Unterstützung des Helferkreises gelernt wird, unterstreicht Maik Völkle. Alemannische Ausdrücke zählen ebenso dazu wie das Fachvokabular.
Helferkreis begleitet
„Wir übernehmen gegenüber den Betrieben auch eine Verantwortung“, fühlt sich der Helferkreis verpflichtet, die jungen Leute weiter zu begleiten und zu unterstützen. Insgesamt sieben junge Flüchtlinge, die zuvor in der Notunterkunft in Haltingen lebten, befinden sich in verschiedenen Betrieben in Ausbildung, weiß Pinkawa-Titze. Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit seien dabei zentral. Dass Unternehmen keine passenden Azubis und Gesellen finden, sei der Hauptgrund, die 3+2-Regel zu nutzen. Hinzu komme aber ebenso die Motivation, den jungen Leuten mit einer fundierten Ausbildung eine bessere Zukunft zu ermöglichen. So will die Haltinger Lackiererei den beiden Azubis auch den Führerschein finanzieren. „Wir springen ein, aber sie müssen das Geld zurückbezahlen.“
Die jungen Flüchtlinge freuen sich über die Unterstützung und die Möglichkeit, die Zukunft zu gestalten. „So wie es jetzt ist, ist es gut“, meint Abubacar Ceesay. „Mein Traum ist, eine Familie zu gründen“, blickt Ilyaas Hashi Abdi noch weiter in die Zukunft.