Weil am Rhein Einer, der wie früher backen kann

Weiler Zeitung
Dieter Fuchs wollte auf der Bank vor seiner Bäckerei fotografiert werden: „So kennen mich die Leute“, sagte er. Foto: sc Foto: Weiler Zeitung

Jubilar: Bäckermeister Dieter Fuchs feiert 80. Geburtstag / Die Arbeit beginnt immer noch um 1 Uhr

Wer kennt Dieter Fuchs, den Bäckermeister aus Alt-Weil, nicht. Nach getaner Arbeit sitzt er vor seinem Geschäft auf der in den badischen Farben gestrichenen Bank und grüßt, hält ein Schwätzchen und ruht sich nach seinem anstrengenden Arbeitstag aus. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.

Weil am Rhein (sc). In Haltingen ist der Jubilar geboren und mit seiner Großmutter, Mutter und einem Bruder aufgewachsen. Der Vater ist im Krieg geblieben. Nach der Schule wäre er sehr gerne Landmaschinenmechaniker geworden. Zu dieser Zeit gab es kaum Lehrstellen, so dass er sich für eine Bäckerlehre beim Bäcker Reinacher in Hauingen entschied. Als Geselle arbeitete er zuerst in Basel, dann in Frankfurt, Furtwangen, Köln und Detmold. „Ich habe in dieser Zeit viel gelernt.“

Als Bäckerkochmaat ließ er sich von 1960 bis 1963 auf einem Frachtschiff anheuern. Auf dem Schiff sei alles „von Hand gemacht worden“, es habe keinerlei Hilfsmittel und Maschinen zum Backen gegeben, erinnert sich Fuchs. In dieser Zeit sei viel Urlaub zusammengekommen, den er nicht habe nehmen können. Also nutzte der junge Mann diese Urlaubszeit, um die Meisterprüfung als Bäcker in Weinheim zu absolvieren.

In der Bäckerei von Wilhelm Jung in Lörrach arbeitete der Jubilar ab 1966 als Backstubenleiter. Nebenher habe er als Fachlehrer an der Gewerbeschule unterrichtet. Ein Jahr später heiratete der tüchtige Mann. Heute ist er Vater von fünf Kindern.

1970 schließlich kaufte Fuchs die Bäckerei an der Hauptstraße in Alt-Weil. Zeitweise gehörten zur Bäckerei fünf Filialen, in denen 25 Mitarbeiter beschäftigt waren. Noch heute steht er in der Backstube.

Sein Alltag beginnt um 1 Uhr, gebacken wird bis 6 Uhr. Von klein auf habe er gelernt, dass es notwendig sei, zu arbeiten. Kein Wunder also, dass 350 Tage im Jahr in der Backstube des Fuchs-Bäckers gebacken wird.

Das Gedächtnis von Dieter Fuchs ist beeindruckend. Sämtliche Rezepte hat er im Kopf, auch das begehrte Linzertortenrezept seiner Großmutter, das sein Geheimnis bleibt. Sein Großvater sei der Dorfpoet in Haltingen gewesen, da sei auch bei ihm etwas hängen geblieben. Und so hat Fuchs gedichtet: „Warte nicht, bis die Politik entscheidet, tue heute selbst etwas, die Natur leidet.“ Diesen Spruch hat der Jubilar mit Leben gefüllt. In den vergangenen zehn Jahren habe er in seinem Betrieb 300 Tonnen CO2 eingespart. Auch hinsichtlich der Produktion legt der Bäckermeister Wert auf natürliche Zutaten, eine umweltschonende Herstellung und die Verwendung von Obst und Mehl aus der Region.

Naturnah backen, das sei ihm in die Wiege gelegt worden, schließlich sei er in der Landwirtschaft aufgewachsen, sagt der Jubilar. So wurde in seiner Bäckerei bereits vor Jahren das erste Demeter-Brot in der Region gebacken. 35 verschiedene Brotsorten, Kuchen, Gebäck und ein kleines Café findet der Kunde in der Hauptstraße 49 beim Fuchs-Bäcker.

„Ich bin zufrieden“, sagt der 80-Jährige. Das, was man arbeite, das müsse man auch leben. Der Kontakt und die positiven Rückmeldungen mit den vielen Stammkunden ersetzen die Tatsache, dass er aus beruflichen Gründen nie in einem Verein aktiv sein konnte. Auch für Hobbys blieb in seinem arbeitsreichen Leben kaum Zeit.

Da die Bäckerei seit 90 Jahren besteht, im kommenden Jahr 50 Jahre Bäckerei Fuchs in Alt-Weil gefeiert werden können sowie anlässlich seines runden Geburtstags will er einen Zustupf an die Bürgerstiftung überweisen.

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