Weil am Rhein Einsatz über die Grenze hinweg

Weiler Zeitung

Erfahrungen: Ranger Yannick Bucher erzählt von der Arbeit im Landschaftspark Wiese in Zeiten von Corona

Das schöne Frühlingswetter treibt die Menschen auch in Zeiten der Corona-Krise vor die Tür. Das bemerken auch die Ranger im binationalen Landschaftspark Wiese. Yannick Bucher berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung von den Erfahrungen und Veränderungen, die er und sein Team bei ihren Touren durch den Park gemacht haben.

Von Alisa Eßlinger

Weil am Rhein . Der Landschaftspark Wiese ist in Zeiten von Corona zum beliebten Ausflugsziel geworden. Doch die höhere Anzahl der Besucher im Landschaftspark bedeute für die Tierwelt ein großes Störungspotenzial. „Viele Vögel suchen jetzt ihre Nistplätze, doch da die Menschen versuchen, Abstand zu halten, gehen sie auch abseits der Wege und stören damit die Vögel dabei, einen Ort für ihre Nester zu finden“, erklärt Bucher.

Auf Natur achten

In der Kiesgrube Käppelin zum Beispiel gilt ein Wegeverbot, um die Menschen aus der Natur fernzuhalten. Beim Landschaftspark ist es jedoch nicht offiziell verboten, daher ist den Rangern wichtig, dass man beim Rausgehen den Abstand nicht nur zu anderen Personen wahrt, sondern auch auf die Natur und Landwirtschaft achten sollte. Daher sind die Spaziergänger angehalten, die Waldränder nicht zu betreten, und die Hundebesitzer sollten vermehrt auf ihre Hunde achten, da sich Tiere dort zurückziehen. Ein Nachteil sei auch die fehlende Gebietskenntnis der Menschen: „Manche kennen sich nicht aus und laufen direkt in das Trinkwasserschutzgebiet“, schildert Bucher.

Corona-Richtlinien

„Wir haben auch den Auftrag, die Corona-Richtlinien einzuhalten und die Besucher darauf hinzuweisen“, berichtet Bucher. Da werden auch mal Gruppenansammlungen angesprochen. „Die Stimmung ist relativ gut und die Menschen sind zugänglich“, findet Bucher. Über Ostern seien viele an der frischen Luft gewesen, aber es gab keine großen Probleme, obwohl die Regeln strenger geworden sind, sagt er.

Dabei müssen die Ranger gebietsabhängig unterscheiden. Das ist manchmal nicht so leicht: „Je nachdem, in welchem Land wir unterwegs sind, gelten andere Regeln. Die Richtlinien wechseln ständig und die Länder sind unterschiedlich streng. Da kommt man schon schnell mal durcheinander“, erklärt Bucher. So sind zum Beispiel in der Schweiz fünf Personen zusammen erlaubt, aber in Deutschland nur zwei.

Als die Grenzen geschlossen wurden, seien die Überschreitung deutlich stärker gewesen. Ein Autofahrer sei über das Grundwasserschutzgebiet gefahren, um den Zoll zu umgehen, weiß der Ranger noch. „Andere wussten nicht, wo genau, die Grenze verläuft. Da mussten wir auch mal einen Radfahrer, der aus Grenzach-Whylen von der Arbeit kam, ansprechen. Das war sein normaler Arbeitsweg, den er durch die Grenzschließung eigentlich nicht mehr fahren durfte“, erzählt Bucher.

Er weiß aber auch, dass die tägliche Routine dadurch nicht mehr möglich ist und dass dies manchen nicht ganz bewusst ist. Mittlerweile sind die Grenzen deutlich durch Absperrbänder und -gitter markiert, sodass die Übertritte deutlich geringer geworden seien. Aber dafür sei ohnehin die Polizei zuständig – „wir schauen nur, dass die Corona-Richtlinien eingehalten werden“, erklärt der Ranger.

Ranger als Anlaufpunkt

Die Ranger sind häufig auch Anlaufpunkt für die Besucher des Parks. „Viele beschäftigen die Regeln und sie fragen nach, was sie noch dürfen und was nicht“, berichtet Bucher. Aber auch Lebensgeschichten werden den Rangern erzählt. „Gerade ältere oder alleinstehende Menschen sind froh, jemanden zum Reden zu haben. Aber auch mit dem ein oder anderen Besucher, den wir sensibilisieren wollen, kommen wir ins Gespräch“, erklärt er. „Ein älterer Herr hatte uns beispielsweise eine interessante Geschichte zur Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs erzählt. Damals haben sie über den Park Kaffee oder auch Kleidungsstücke aus der Schweiz nach Deutschland geschmuggelt.“

Arbeit weiter möglich

Treffen an der Grenze gibt es noch viele, gerade Pärchen und Freunde nutzen den Landschaftspark, um sich am Absperrband zu treffen. „Das ,Gundele Quartett’ übt regelmäßig im Landschaftspark“, erzählt Bucher.

„Auch wir hatten schon Angst, dass wir unsere Arbeit nicht mehr auf der anderen Länderseite weiter ausführen können“, schildert der Ranger. Er selbst ist Schweizer und müsste dann alleine den einheimischen Bereich und seine zwei Kollegen den deutschen übernehmen. „Das wird aber nicht angestrebt, wir wollen schließlich länderübergreifend zusammenarbeiten“, sagt Bucher. „Wir hoffen, dass eine solche Krise nicht mehr auftaucht, aber wir sind auch froh, dass es erst eineinhalb Jahre nach dem Beginn des Ranger-Projekts passiert ist“, meint er weiter. „So hatten wir Zeit, Erfahrungen zu sammeln und die Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Ordnungsamt aufzubauen. Das hat uns die Arbeit in der Krisenzeit deutlich einfacher gemacht.“

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