Weil am Rhein Einzelhändler stehen unter Druck

Ingmar Lorenz
Die Corona-Lage stellt den Einzelhandel derzeit vor mehr als eine Herausforderung. Foto: dps/Christoph Soeder

Gewerbe: Weihnachstgeschäft läuft nur schleppend an / Auch Kunden sind teils frustriert

Der Druck auf den Einzelhandel ist groß. Das Weihnachtsgeschäft ist nur schleppend angelaufen, denn die Corona-Lage sorgt bei den Kunden für Verunsicherung. Zugleich machen den Händlern bisweilen auch die erforderlichen Kontrollen der Impf- und Genesenen-Nachweise zu schaffen, besonders wenn sich dabei der Frust der Kunden entlädt.

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein. Den schleppenden Start des Weihnachtsgeschäfts für den stationären Einzelhandel, auf den jüngst unter anderem der Handelsverband Deutschland und der Handelsverband Südbaden hingewiesen hatten, bestätigt die Händlervereinigung Weil-aktiv. „Die Verunsicherung bei den Kunden ist groß“, beschreibt Vorstandsmitglied Bernd Hörenz die derzeit schwierige Situation. Die Kunden seien zurückhaltender, was den Einkauf in den Ladengeschäften angeht. Fast unausweichlich damit verbunden sei, dass für den Einkauf der Weihnachtsgeschenke von vielen Kunden weiterhin verstärkt auf große Internet-Händler ausgewichen wird. Um zu beziffern, wie sich die Pandemie auf die Verkaufzahlen der Weiler Händler auswirken wird, sei es aber noch zu früh, sagt Hörenz.

Auch Baustellen sind ein Problem

Neben der Verunsicherung bei den Kunden komme spezielle für den Weiler Einzelhandel derzeit zudem das Problem der erschwerten Erreichbarkeit hinzu, weist Hörenz auf die Baustellen in und um Weil hin. Sein Blick auf die Wochen bis Weihnachten ist vor dem Hintergrund dieser Gesamtsituation wenig optimistisch.

Die Händler haben es kaum in der Hand, ihre Lage zu ändern und zu verbessern, denn die Maßnahmen, an die sie – beziehungsweise die Kunden – gebunden sind, werden auf politischer Ebene beschlossen. „Das ist Gesetzeslage. Daran gibt es nichts zu rütteln“, betont Hörenz.

Zugleich bringt es diese Konstellation mit sich, dass es die Händler sind, die die Reaktionen der Kunden auf die Maßnahmen und die entsprechenden Kontrollen direkt zu spüren bekommen. Diese Reaktionen haben es teils in sich, wie Sandra Müller vom Haltinger Geschäft Pippi-Lotta berichtet.

In ihrem Ladengeschäft gilt seit einiger Zeit die 2G-Regel. Eine Post-Stelle ist in ihrem Geschäft integriert, was zunächst die außergewöhnliche Situation nach sich zog, dass all jene, die das Geschäft für die Erledigung von Post-Geschäften betreten haben, von der 2G-Regel befreit waren, während diese zugleich für die Kunden im gleichen Geschäft, die etwa Kinderschuhe kaufen wollten, weiterhin Gültigkeit hatte. Müller entschloss sich daher, die Corona-Regelung in ihrem Laden zu vereinheitlichen. Logischerweise ging das nur in eine Richtung: Für jeden, der ihren Laden betritt, gilt nun die 2G-Regel. „Ich habe beschlossen, alle gleich zu behandeln“, fasst es die Inhaberin zusammen.

Frust entlädt sich bei den Händlern

Seitdem kommt es fast regelmäßig zu Konflikten, weil sich der Frust der Kunden bei ihr entlädt, beschreibt sie. Vor allem schlage ihr Unverständnis darüber entgegen, dass der 2G-Nachweis erbracht werden muss. Auf der anderen Seite herrsche aber auch Empörung, wenn Müller aus Sicht des einen oder anderen nicht schnell und hart genug durchgreift. „Ich werde von allen Seiten angegangen“, fasst Müller die Lage zusammen.

Zwar kann sie verstehen, dass viele Leute aufgrund der andauernden Corona-Situation angespannt und frustriert sind. Dass sie angeschrien und beleidigt werde, gehe aber eindeutig zu weit. Insgesamt wünscht sie sich, dass stärker reflektiert wird und die geltenden Regeln einfach eingehalten werden. „Ich will mich nicht dauernd rechtfertigen müssen.“ Schließlich sitzen bezüglich Corona alle im selben Boot. Alle müssten lernen, damit zu leben, sagt sie.

Was den Umsatz angeht, hofft Müller nur, die Zeit überbrücken zu können, bis sich die Lage – auf welche Art und Weise auch immer – wieder etwas normalisiert. Ein guter Tag ist es für sie allerdings derzeit nicht in erster Linie, wenn die Kasse klingelt, sondern wenn es keine Konflikte gibt und der Tag nicht mit Tränen endet.

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