Weil am Rhein Epikur kommt in den Garten

Saskia Scherer
Die fünf Büsten von Chiara Heinzler, Hanna Michalek, Janine Paschek, Mina-Lou Schleith und Elisa Wais (von links) waren die Favoriten der Gartenbesucher. Foto: Saskia Scherer

Kant-Schüler gestalten Büsten im Kunstunterricht. Installation auf Landesgartenschaugelände.

Weil am Rhein - Mehrere Epikur-Büsten, kreiert von Schülerinnen des Weiler Kant-Gymnasiums, werden in Zukunft den Säulengarten auf dem Landesgartenschaugelände schmücken. Am Dienstagnachmittag wurden sie im Rahmen einer kleinen Feierstunde ausgewählt.

„Wäre ich Epikur, empfinge ich euch in meinem Garten“, begrüßte Kant-Lehrer und Initiator Martin Jösel die „Gartenfreunde und Freunde des Gestaltens von Büsten“ im Dreiländergarten. Anwesend waren vor allem die beteiligten Schüler des Kunst-Neigungskurses der Kursstufe 2 sowie der Philosophie-AG.

Vor 150 Jahren habe sich Friedrich Nietzsche, kurz bevor er Basel verließ, gefragt, wo man den Garten des griechischen Philosophen Epikur erneuern könne. „Die Antwort ist: hier“, freute sich Jösel. In einer Welt globaler Krisen tue es gut, im kommunalen Raum einen Ort zu haben, an dem man die Elemente wahrnehmen dürfe. Es gehe auch darum, für die Gestaltung der humanen Welt Verantwortung zu übernehmen.

Monatelang mit dem Thema befasst

Seit Beginn des Schuljahres haben sich die Schüler mit Epikur und den Büsten beschäftigt, berichtete Kunstlehrerin Barbara Hirn im Gespräch mit unserer Zeitung. „Zunächst fertigten sie Vorformen aus Ton an“, erzählte sie. Ein menschliches Gesicht auszugestalten sei gar nicht so einfach.

Die jungen Künstler wählten dann für sich einen Spruch oder Gedankengang des Philosophen aus und kreierten dazu eine Plastik. „Die Zitate sind auch teilweise in Schriftform auf die Schädel gewandert“, erklärte Hirn.

Hergestellt wurden sie aus Kanderner Ton. „Dieser ist besonders hoch brennbar“, wusste die Kunstlehrerin. Außerdem überzogen die Schüler ihre Werke mit einer Bronzeglasur. „Die Büsten müssen ja frostsicher sein.“ Des Weiteren sollte die Glasur für alle Skulpturen „funktionieren“, deshalb entschied man sich gegen Farbe – so dass die Formideen im Vordergrund stehen. Die intensive Arbeit umfasste rund zwei Monate. „Zu lange durfte es nicht dauern, sonst trocknet der Ton aus“, erklärte Hirn.

Freiheit und Genuss

Die Epikur-Büste von Mytran schmückt ein Strahlenkranz wie jener der Freiheitsstatue. „In mehreren Zitaten von Epikur geht es um Freiheit und Träume“, erklärte die Schülerin. Der Spruch, den sie auswählte, befasst sich auch mit dem Thema Unabhängigkeit. „Ich fand, das passt zum ,American Dream’“, meinte sie.

Auf Schülerin Hannas Büste steht „Die Lust ist Ursprung und Ziel des glücklichen Lebens“. „Dazu passt zwar vieles, aber da wir in einer Weingegend wohnen, habe ich mich für diese Art des Genusses entschieden“, erzählte sie. Der Kopf ihrer Büste ist geöffnet, im Inneren ist kein Gehirn zu finden – sondern Weintrauben. „Deshalb ist er glücklich und lacht.“ Ihre Skulptur wurde später übrigens mit Abstand zum Publikumsliebling gekürt.

Auch die Philosophie-AG des Kant-Gymnasiums hat sich mit Epikur auseinandergesetzt. „Wir haben überlegt, ob seine Gedanken auch für die Moderne noch gültig sind“, erklärte Leiter Sebastian Treyz. In moderne Phänomene wie Konsumwelt und Genusswelt habe man Epikurs Gedanken miteingebunden. „Das waren tolle Diskussionen.“

Besucher wählen ihre Favoriten

Anschließend lud Treyz die Besucher dazu ein, die insgesamt 20 Büsten bei einem Rundgang genauer zu betrachten – und auch gemeinsam zu philosophieren. Zum Schluss durfte jeder Besucher seinen Favoriten auswählen. Voraussichtlich die besten vier (oder auch fünf) werden im Dreiländergarten aufgestellt. Jösel freute sich über „eine Wahlbeteiligung von 100 Prozent“.

Umrahmt wurde das Treffen im zukünftigen Epikur-Garten von Gitarrenklängen, dazu gab es griechische Spezialitäten.

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