Weil am Rhein „Erheblicher Beitrag zur Pflege klassischer Musik“

Weiler Zeitung
Gabriele Foege, Vorsitzende der Orchestergesellschaft Foto: Weiler Zeitung

Replik: Gabiele Foege antwortet international bekanntem Dirigenten Daniel Barenboim / Orchestergesellschaft als leuchtendes Beispiel

Weil am Rhein. Daniel Barenboim, ein argentinisch-israelischer Pianist und Dirigent, der zahlreiche internationale Ehrungen und Auszeichnungen, einschließlich des deutschen Großen Bundesverdienstkreuzes, erhielt, gab anlässlich seines 75. Geburtstags unserer Zeitung ein Interview, das wir im Kulturteil veröffentlicht haben. Dazu nimmt Gabriele Foege, Vorsitzende der Weiler Orchestergesellschaft, in einem Brief an Barenbroim Stellung. Auch unsere Zeitung erhielt den Brief. Nachstehend veröffentlichen wir einige Passagen daraus.

„Ihr Interview vom 15. November habe ich mit großem Interesse und viel innerer Zustimmung gelesen. Eine Passage regt mich jedoch an, zu widersprechen und zu ergänzen. Als Zitat wird ausgeführt: ’Und es gab da noch die Welt der Amateurmusiker, oft Ärzte, die einmal in der Woche zum Musizieren zusammenkamen. Das existiert heute praktisch nicht mehr – leider.’

Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, seit sechs Jahren als Vorsitzende die Orchestergesellschaft Weil am Rhein, ein Liebhaberorchester in Vereinsform, zu leiten, in dem ich seit nunmehr 39 Jahren als Violonistin mitwirke. In unserem Symphonie-Orchester, mit je nach Aufführung 65 bis 80 Musikern, pflegen wir ein Repertoire, das von der Klassik bis in die Moderne reicht. Wir haben uns darüber hinaus der Filmmusik geöffnet und Rock-Klassik gespielt. Damit haben wir uns weitere, vor allem jüngere Konzertbesucherschichten erschlossen, was gleichzeitig zu einer Verjüngung des Orchesters selbst führte.

Insgesamt kann ich deshalb Ihre pessimistische Einstufung des bürgerlichen Kulturbetriebs, die eher wehmütig, als ’Welt der Amateurmusiker’ beschrieben wird, nicht teilen.

Die Musiker der Orchestergesellschaft Weil am Rhein treffen sich in der Tat einmal wöchentlich zur Probe und bringen im Jahr zwei bis drei Konzerte mit abendfüllendem Programm zur Aufführung. Dies, um Ihr Interview aufzugreifen, belegt das weiterhin begeisterte Musizieren von nicht – oder nicht mehr – professionell Klassik interpretierenden engagierten Instrumentalisten und Vokalisten.

Nicht nur wir, sondern allein in Deutschland derzeit 816 Orchester, die im Bund Deutscher Liebhaberorchester einen Dachverband haben, leisten so einen erheblichen ortsnahen Beitrag zur Pflege der klassischen Musik.

Darüber hinaus wird in den meist kommunalen Musikschulen eine große Anzahl von jungen Menschen an Musik herangeführt, gefördert und für Landes- und Bundeswettbewerbe ausgebildet. Mit Musikschulorchestern treten sie an die Öffentlichkeit.

Ganz besonders teile ich Ihr Anliegen, mit Musik Völkerverständigung zu fördern und bewundere Ihr diesbezügliches Engagement.

Auf einer ganz kleinen Ebene, derjenigen des Dreiländerecks Deutschland, Frankreich, Schweiz bei Basel, hat unser Orchester sich seit 90 Jahren eine ähnliche Aufgabe gestellt. Bei uns spielen Musiker aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz (darunter auch einige Ärzte) unter einem französischen Dirigenten in einem in Deutschland registrierten Verein mit Aufführungsorten in allen drei Ländern. Unser Ziel ist es, das Erbe der klassischen Musik zu pflegen und mit preiswerten Konzerten ein großes lokales Publikum zu erreichen und zu begeistern.

Im kommenden Jahr 2018 werden wir mit einem großen Konzertprojekt ’Musik für Frieden und Völkerverständigung’ des Endes des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedenken und in zwei Aufführungen in Frankreich und einer in Deutschland das Requiem von Gustave Fauré, Revelge von Mahler und die „petite suite“ von Debussy, spielen.

Wir blicken mit Zuversicht, ja mit Begeisterung, auf das großartige Engagement nicht-professioneller, unentgeltlich zusammenwirkender Musiker, die so einen bedeutenden soziokulturellen Beitrag für unsere Gesellschaft erbringen. Die Welt der Amateurmusiker existiert heute – praktisch! Erfreulicherweise.“

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