Weil am Rhein Erleichterung in schwerer Zeit

Weiler Zeitung
Steffen Tschinkel freut sich gemeinsam mit seiner Frau Petra (rechts von ihm) über die Unterstützung der K+U-Mitarbeiter aus dem Rheincenter. Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Pflegefall: Kollegen und Betrieb unterstützen Petra Tschinkel

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Petra Tschinkel kann einmal einen Monat lang durchschnaufen. Seitdem ihr Mann Steffen nicht nur an den Rollstuhl gefesselt, sondern auch noch ohne einen Pflegedienst leben muss (wir berichteten), wusste sie nicht mehr weiter. Haushalt, Pflege von Mann und Vater sowie der Vollzeitjob haben sie an ihre körperlichen und mentalen Grenzen gebracht. Das haben auch ihre Kollegen in der Bäckerei K+U im Rheincenter bemerkt, die helfen wollen. Filialleiterin Silvia Mitterhuber hat nicht nur dafür gesorgt, dass die Spendenaktion „Helfen, helfen“ der Bäckerei 2000 Euro an das gebeutelte Paar zahlt, sondern das gesamte Team springt einen Monat lang für Petra Tschinkel ein, übernimmt deren Schichten. „So kann sie zu Hause bleiben, ohne finanziell etwas zu verlieren“, erklärt die Filialleiterin. „Man spürt schließlich die Belastung, der sie ausgesetzt ist.“

Die Berichterstattung unserer Zeitung über den Friedlinger, der den Pflegekraft-Mangel am eigenen Leib spürt (Ausgabe: 7. März), hat nicht nur bei den Kollegen von Petra Tschinkel für Gesprächsstoff gesorgt. Die Kollegin Tanja Klingele hatte den Bericht auch auf Facebook verlinkt, um möglicherweise doch noch eine Pflegekraft für den 57-Jährigen auftreiben zu können. „Ich bin überrascht worden von der großen Resonanz“, wurde der Artikel unserer Zeitung mehr als 100 Mal kommentiert, bevor der Administrator dann bat, nur noch private Nachrichten an Klingele zu schicken. Ein bis zwei Tipps konnten die Facebook-Schreiber beisteuern, ansonsten wurde in den Kommentaren vor allem über die politische Ebene des Pflegemangels diskutiert, da es letztlich auch andere Bürger in Weil treffen könnte, ohne einen Pfleger auskommen zu müssen.

Trotz des großen Einsatzes und auch weiteren Gesprächen mit der Krankenkasse konnte diese weiterhin noch keinen Pflegedienst anheuern, da einfach die Fachkräfte fehlen, berichtet Steffen Tschinkel. „Die können sich keinen Pfleger aus den Rippen schneiden.“ Nun prüft das Paar daher das Angebot, dass die Frau Geld für die Pflege bekommt und Arbeitsstunden reduziert. Eine gute Lösung sei dies aber nicht, da weiterhin bestimmte Handgriffe nur von einer Fachkraft dem Friedlinger helfen würden. „Wir hoffen noch“, hat Petra Tschinkel die Suche nach einer anderen Möglichkeit noch nicht beendet. Erst einmal will sie Geld und Auszeit dazu nutzen, mit klarem Kopf die Zukunft zu planen.

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