Weil am Rhein Es gibt Chancen im Bestand

Weiler Zeitung
Die drei Schwerpunkte bei der Wohnraumentwicklung. In Alt-Weil und Haltingen bestehen zudem Revitalisierungsmöglichkeiten historischer Bereiche. Foto: zVg

Analyse: Genug Möglichkeiten für Wohnraum-Plus in Bestands- und Neubaugebieten

Obwohl laut Prognose bis zum Jahr 2035 bis zu 3100 neue Wohneinheiten in Weil benötigt werden, ist eine Ausweisung von großen Neubaugebieten abseits auf der grünen Wiese offenbar nicht erforderlich. Vielmehr zeigt eine neue Potenzialanalyse, dass es genug Möglichkeiten in Bestands- und Neubaugebieten gibt. Die Schwerpunkte liegen am Rhein in Friedlingen, an der Breslauer Straße/Hohe Straße sowie in Otterbach. Die Politik wird sich in naher Zukunft damit befassen, da ein neuer Flächennutzungsplan ansteht.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Mit der zielgerichteten Entwicklung der drei Bereiche lassen sich laut dem Potenzialmodell-Ergebnisbericht zwischen 2270 bis 2950 Wohneinheiten in einer kurz- und mittelfristigen Umsetzungsperspektive realisieren (siehe Info-Kasten). Mario Flammann vom Stuttgarter Büro „Pesch Partner Architekten. Stadtplaner“ sprach bei der Vorstellung im Bau- und Umweltausschuss von einer „guten Nachricht“, da beispielsweise die große Freifläche zwischen Haltingen und Weil am Rhein unangetastet bleiben würde, womit wichtige Kaltluftströme nicht durchbrochen werden. So gebe es eine sehr gute Grundlage für eine vorausschauende Zielplanung und einen nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Flächenressourcen. Zugleich unterstrich er: „Die Siedlungs- und Innenentwicklung ist dabei grundsätzlich in Verbindung mit dem Ausbau, der Aufwertung und Qualifizierung von Grün- und Freiflächen zu sehen.“

In den Ortskernen

Zusätzlich zu den drei Schwerpunktbereichen sind auch Aktivierungsstrategien zur qualitativen Weiterentwicklung der zentralen Lagen in den Stadtteilen beziehungsweise historischen Ortskernen in den Empfehlungen zu finden. Als kurzfristige wirksame Impulsmaßnahme wird die Fläche Hauptstraße/Blauenstraße/Riedlistraße in Friedlingen angesehen, „deren Entwicklung an der Hauptstraße einen neuen Akzent setzen wird und zugleich die räumliche Verbindung zum neuen Wohnschwerpunkt am Rhein aufwertet. Die Potenzialflächenentwicklung Heldelinger Straße/Märktweg in Haltingen könne zur Stärkung der Ost-West-Verbindung beitragen. Ein Impuls für die Revitalisierung des historischen Ortszentrums könne durch die Verlagerung einer gewerblichen Nutzung (Pfädlistraße/Traubengase) gegeben werden. Weitere Wohnraumpotenziale würden in den historischen Ortskernen von Weil und Haltingen liegen. Revitalisierung ist ein Stichwort. Hier gibt es aber mehrere Knackpunkte, wie die komplexe Eigentümerstruktur oder die Berücksichtigung des Ortsbilds.

Bewertungen durch Politik

Wenig überrascht von den Ergebnissen der Analyse zeigte sich im Ausschuss Axel Schiffmann (UFW). Gut sei, dass man nicht alles zubetoniere. Zugleich weiß er um den absoluten Flächenmangel in Weil am Rhein. „Wir sind endlich.“ Daher gelte es, eine moderate Verdichtung vorzunehmen. Außerdem müsse der künftigen Generation auch noch ein Entwicklungshorizont geboten werden.

Als ein Werkzeug, mit dem man in den nächsten Jahren politisch arbeiten kann, sieht Grünen-Stadtrat Thomas Bayer das Potenzialmodell-Ergebnis an. Politik und Bürgerschaft würden in den nächsten Jahren dann entscheiden. „Der Plan wird in den nächsten Jahren weiter ausgearbeitet werden.“

Dass in der Gartenstadt keine Nachverdichtung eingeplant ist und auch im Bereich der zweigeschossigen Gebäude an der südlichen Schillerstraße keine Veränderungen vorgesehen sind, verwunderte Johannes Foege (SPD) ein Stück weit. Dies hängt laut dem Experten aber an der Besonderheit des Ensembles Gartenstadt beziehungsweise der Betrachtung der gesamträumigen Geschossigkeit.

Weil am Rhein (mcf). Zwar herrscht in Weil durchschnittlich eine Zweigeschossigkeit vor, in der Kernstadt und Friedlingen sowie in Haltingen-West sind es bis zu vier, vereinzelt bis zu sechs und mehr Geschosse, doch allzu hoch hinaus muss es laut der Potenzialstudie auch künftig in der Grenzstadt im Rahmen der vertikalen Verdichtung und Höhenentwicklung nicht gehen.

Potenziale für eine quartierbezogene Höhenangleichung werden für Bereiche in der Kernstadt und in Friedlingen sowie für Areale im Zentrum von Haltingen und in Alt-Weil (südlich des historischen Zentrums) auf drei bis vier Geschosse gesehen. Eine Angleichung der Geschossigkeit auf fünf bis sechs Geschosse könnten bei den Zeilenbauten entlang der Breslauer Straße, bei Bereichen in Friedlingen zwischen Steinackerstraße und Tullastraße in Richtug Rhein sowie in Hafennähe erfolgen.

Knapp 3000 Wohneinheiten lassen sich kurz- bis mittelfristig in Weil am Rhein laut der Studie realisieren.

Schwerpunkt 1: Eine kurzfristige Umsetzung von Flächen in der Bauleitplanung an der Hohen Straße und am Messeplatz sei bis 2025 möglich. Hinzu komme eine mittelfristige bauliche und freiräumliche Qualifizierung des Bestandsquartiers an der Breslauer Straße/Rudolf-Virchow-Straße bis zum Jahr 2030. Unterm Strich komme es so zur kurz- bis mittelfristigen Bereitstellung von zirka 950 Wohneinheiten im Bestand und bei Neubauten.

Schwerpunkt 2: Hier liegt der Fokus auf neuen Lagen am Rhein und der Stärkung des Übergangsbereichs nach Basel und Huningue. Durch die Verlagerung gewerblicher Betriebe (Kanalquartier und Tullastraße/Steinackerstraße) könnten neue Wohnstandorte entwickelt werden. Die Schaffung von rund 640 bis 900 Wohneinheiten bis 2030 wird hier ins Auge gefasst.

Schwerpunkt 3: Der Ausbau des grenzüberschreitenden Stadtquartiers könnte in Otterbach zwischen 680 bis 1100 Wohneinheiten möglich machen. Hierzu ist eine Entwicklung von Flächen zu einem neuen gemischt genutzten Stadtquartier auf dem Radar. Die vorbereitenden Planungen für die anstehende Transformation sind schon angelaufen.

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