Ein wenig trauert er dennoch dem WSV nach, da zuvor die Händler an einem Strang zogen. Doch die Zeiten würden sich auch wegen des Internets ändern. Es werde von den Kunden ein Stück weit erwartet, dass rabattierte Ware angeboten wird. Obwohl die Schweizer deutlich früher die starke Rabattphase einläuten, ging es bei Ermuth aber auch erst Mitte Januar los.
Vor 25 Jahren, als der Vater von Stefanie Schuster im Schuhhaus Wachenheim am Montagmorgen den WSV gestartet hat, gab es noch eine lange Schlange von Kunden, die ein Schuh-Schnäppchen ergattern wollten. Heutzutage gibt es vereinzelt Kunden, die schon vor Weihnachten nach dem Sale fragen. „Als Saisongeschäft ist es für uns schwieriger geworden“, erklärt Schuhaus-Inhaberin Schuster. So muss sie meistern, wann die beste Zeit ist, eine Schuhart günstiger zu verkaufen, schließlich werde es im Januar erst richtig kalt. Hinzu kommen die Schweizer Kunden, die schon von Rabattaktionen ab Dezember in Basel berichten.
Die Sale-Aktionen bietet der Fachgeschäft-Inhaberin zumindest mehr Spielraum, doch die Kunden seien angesichts der nicht mehr festgelegten Rabatt-Zeiten etwas verwirrter, bemerkt Schuster.
Preisreduzierungen sind nicht allein dafür ausschlaggebend, ob die Ware an den Kunden gebracht werden kann, verweist Kaufring-Geschäftsführer Michael Cornelius explizit auf die zuletzt niedrigen Temperaturen. So gebe es nur noch Restbestände bei den Winterjacken, Strickartikeln und Thermohosen. Insgesamt in allen Bereichen sei der Verkauf der Winterware gut gelaufen.
Ware muss reduziert werden
Sale ist für Cornelius nur ein anderer Name für WSV, es handele sich um eine Modeerscheinung. Zugleich gebe es auch im Kaufring mehr Rabattaktionen als zu Zeiten des WSV und SSV. Eingeschlichen habe sich dieses System insgesamt mit den Systemlieferanten, die sagen, dass Ware, die länger als zwölf Wochen liegt, reduziert werden muss.
„Unterjährige Angebote sind auch nicht verwerflich“, ergänzt Cornelius. Wenn man günstig Ware einkaufe, könne man den Preisvorteil auch an den Kunden weitergeben und für Frequenz im Geschäft sorgen. „Man sollte es mit den Rabatten nicht übertreiben, dann verliert man an Glaubwürdigkeit.“