Weil am Rhein Es ist die Zeit der Schnäppchenjagd

Marco Fraune
 Foto: Marco Fraune

„Sale“ ersetzt klassischen Winterschlussverkauf. Weiler Geschäfte gehen Mittelweg.

Weil am Rhein - 30 Prozent, 50 Prozent oder auch 70 Prozent: Zwar gibt es den Winterschlussverkauf (WSV) nicht mehr, doch die Rabatte auf Winterware schon. Dass die Preisreduzierung unter dem Schlagwort „Sale“ das ganze Jahr über präsent ist, wird von Weiler Geschäftsleuten kritisch bewertet. Hinzu kommt: Die Schweizer Einzelhändler eröffnen den Preiskampf im Dreiländereck extra früher.

110 Jahre nachdem im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) vom 7. Juni 1909 Saisonschlussverkäufe erstmals reglementiert worden ist, sind diese nach Belieben mittlerweile wieder erlaubt, was die seit 15 Jahren geltende Reform des Gesetzes ermöglicht hat. Und das hatte Folgen: „Böse Zungen sagen, Sale ist die bekannteste Marke Deutschlands“, weiß Michael Bernhardt von der Werbegemeinschaft des Rhein-Centers, in der rund 40 Geschäfte unter einem Dach sind. Soll heißen: Statt den WSV in der letzten Januarwoche und ersten Februarwoche sowie den Sommerschlussverkauf (SSV) in der letzten Juli-Woche und der ersten Augustwoche zu veranstalten, gibt es Rabattaktionen das ganze Jahr über in den Geschäften – mal mehr, mal weniger.

„Die ganze Branche stellt sich die Frage, ob der WSV und der SSV oder die Sale-Aktionen besser sind.“ Der Endverbraucher erwartet laut Bernhardt nun das ganze Jahr über Reduzierungen. Vor allem das Internet habe dazu beigetragen, wo Restposten stets reduziert zu haben seien.

"Preisaggressive Geschütze"

Im Rhein-Center könnten die Kunden aus der Schweiz und besonders aus Frankreich mit dem Begriff Sale mehr anfangen als mit dem WSV, sieht Bernhardt auch positive Aspekte. Negativ sei, dass der grenznahe Schweizer Einzelhandel teils schon Anfang Dezember eine Art WSV-Rabattschlacht begonnen habe. „Die haben preisaggressive Geschütze aufgefahren. Dem muss man sich auf deutscher Seite stellen.“ Zugleich leide bei zu viel Sale-Aktionen die Wertigkeit der Produkte.

In der Weiler Innenstadt versucht das Geschäft „Schöne Mode“ möglichst nicht zu oft und zu lange Sale-Aktionen anzubieten. „Wir übertreiben es nicht so, aber entziehen können wir uns nicht“, erklärt Jennifer Johann. Den Winterschlussverkauf fand sie daher besser, da gezielt von Kunden nun einmal gewünschte Rabatte für eine begrenzte Zeit gewährt wurden. „Jetzt wird alles wahllos Sale genannt, das endet eventuell in einer Preisschlacht.“ Noch in dieser Woche gewähre ihr Geschäft starke Preisnachlässe, denn die Frühjahrsmode soll danach auf die Fläche. Als Verkaufsargument soll dann die hochwertige Ware ziehen.

„Ohne Reduzierung geht es nicht. Man muss was machen“, hat Axel Teubner vom Modehaus Ermuth einen eigenen Weg gewählt. Wie schon seit sieben Jahren in seinem Geschäft in Staufen erfolgreich praktiziert, heißt es in Weil am Rhein nun für wenige Wochen „Sturm auf Ermuth“, Rabatte locken.

Die Zeiten ändern sich

Ein wenig trauert er dennoch dem WSV nach, da zuvor die Händler an einem Strang zogen. Doch die Zeiten würden sich auch wegen des Internets ändern. Es werde von den Kunden ein Stück weit erwartet, dass rabattierte Ware angeboten wird. Obwohl die Schweizer deutlich früher die starke Rabattphase einläuten, ging es bei Ermuth aber auch erst Mitte Januar los.

Vor 25 Jahren, als der Vater von Stefanie Schuster im Schuhhaus Wachenheim am Montagmorgen den WSV gestartet hat, gab es noch eine lange Schlange von Kunden, die ein Schuh-Schnäppchen ergattern wollten. Heutzutage gibt es vereinzelt Kunden, die schon vor Weihnachten nach dem Sale fragen. „Als Saisongeschäft ist es für uns schwieriger geworden“, erklärt Schuhaus-Inhaberin Schuster. So muss sie meistern, wann die beste Zeit ist, eine Schuhart günstiger zu verkaufen, schließlich werde es im Januar erst richtig kalt. Hinzu kommen die Schweizer Kunden, die schon von Rabattaktionen ab Dezember in Basel berichten.

Die Sale-Aktionen bietet der Fachgeschäft-Inhaberin zumindest mehr Spielraum, doch die Kunden seien angesichts der nicht mehr festgelegten Rabatt-Zeiten etwas verwirrter, bemerkt Schuster.

Preisreduzierungen sind nicht allein dafür ausschlaggebend, ob die Ware an den Kunden gebracht werden kann, verweist Kaufring-Geschäftsführer Michael Cornelius explizit auf die zuletzt niedrigen Temperaturen. So gebe es nur noch Restbestände bei den Winterjacken, Strickartikeln und Thermohosen. Insgesamt in allen Bereichen sei der Verkauf der Winterware gut gelaufen.

Ware muss reduziert werden

Sale ist für Cornelius nur ein anderer Name für WSV, es handele sich um eine Modeerscheinung. Zugleich gebe es auch im Kaufring mehr Rabattaktionen als zu Zeiten des WSV und SSV. Eingeschlichen habe sich dieses System insgesamt mit den Systemlieferanten, die sagen, dass Ware, die länger als zwölf Wochen liegt, reduziert werden muss.

„Unterjährige Angebote sind auch nicht verwerflich“, ergänzt Cornelius. Wenn man günstig Ware einkaufe, könne man den Preisvorteil auch an den Kunden weitergeben und für Frequenz im Geschäft sorgen. „Man sollte es mit den Rabatten nicht übertreiben, dann verliert man an Glaubwürdigkeit.“

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