Weil am Rhein „Es waren 50 wunderbare Jahre“

Siegfried Feuchter
Hans-Rudi Lienin, Zunftmeister und versierter Akteur auf der Narrenbühne, hört nach 50 Jahren auf. Am 11.11. hat er seinen letzten Auftritt. Foto: Siegfried Feuchter

Hans-Rudi Lienin, eine feste Größe bei der Weiler Narrenzunft, tritt nach 50 erfolgreichen Jahren von der Narrenbühne ab. Beim Fasnachtsauftakt am 11.11. in der Jahnhalle hat das närrische Urgestein seinen letzten Auftritt.

„50 Jahre sind genug“, sagt der versierte Bühnenakteur, der mit 17 Jahren seinen ersten Auftritt an einem Zunftabend hatte. Nicht nur die Besucher der Zunftabende und Fasnachtsauftakte, denen Hans-Rudi Lienin mit seinem ausgeprägten, zuweilen verschmitzten Humor in den fünf Jahrzehnten viel Freude bereitet hat, werden ihn vermissen, auch die Weiler Narrenzunft selbst.

Denn der 67-jährige selbstständige Altweiler Schreinermeister gehört zu deren Stützen. Seine Auftritte, seit 35 Jahren oft gemeinsam mit Peter Guggenbühler, mit dem er sich auch als Schnitzelbanksänger „D’Schnurefriedli un si Knecht“ einen Namen gemacht hat, waren in all den Jahren wichtiger Bestandteil der Zunftabende und beim Start in die neue Kampagne.

Ehrenamtlich stak engagiert

Über die Fasnacht hinaus engagierte sich der zweifache Familienvater ehrenamtlich stark: sei es 35 Jahre als Aktiver bei der Freiwilligen Feuerwehr und als langjähriger stellvertretender Obermeister der Schreinerinnung, sei es als Schriftführer des früheren Verkehrsvereins oder als Handballer beim ESV. Zahlreiche Ehrungen, unter anderem die höchste Auszeichnung des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte „E halbes Lebe“, sind Ausdruck seines verdienstvollen Wirkens für die Fasnacht und darüber hinaus.

Den Vater als Lehrmeister

Die Narretei war Hans-Rudi Lienin quasi in die Wiege gelegt. Denn sein Vater Karl-Frieder war Mitbegründer der Weiler Narrenzunft und auch langjähriger Akteur auf der Narrenbühne. Und nicht nur das: Er war seinem Sohn der wichtigste Lehrmeister. „Was er mir alles beigebracht hat, ist unbezahlbar“, sagt der scheidende Zunftmeister, der in den 50 Jahren unzählige Rollen verkörperte. Doch eine Rolle ist unverwechselbar mit seinem Namen verbunden: er verstand es stets trefflich, einen Schweizer zu mimen.

Hans-Rudi Lienin hat alle Facetten der Fasnacht kennengelernt, auch die als Straßenfasnächtler bei den Rhy-Waggis. „Das war eine Herzenssache.“

Musikalischer Autodidakt

Auch ist der Altweiler, der einst bei der Stadtmusik das Trompetenspiel erlernte, ein musikalisches Talent. Er kann Kontrabass, Schlagzeug und Akkordeon spielen – Instrumente, die er sich weitgehend als Autodidakt beigebracht hat. Sogar ein mit einem Ofenrohr zusammengebautes Alphorn spielte er schon auf der Narrenbühne. Die Musik liegt ihm im Blut, denn in jungen Jahren hat er mit seinem Vater und seiner Mutter auch zehn Jahre lang Tanzmusik gemacht als „Charly Lienin Trio“ mit zahlreichen Auftritten - auch in der Schweiz. „Es war immer lustig mit meinem Vater. Wenn wir irgendwo unterwegs waren, hatten wir stets die Instrumente dabei.“

Hans-Rudi Lienin, der viele Geschichten und Episoden erzählen kann, hat in den 50 Jahren alle bisherigen Oberzunftmeister erlebt. „Es war bei jedem eine schöne Zeit“, sagt er rückblickend und fügt hinzu: „Ich habe mich immer wohlgefühlt.“

Fasnächtler mit Herzblut

Wenn man die närrische Ulknudel, die für unzählige köstliche Narrenspäße auf der Narrenbühne gesorgt hat und darüber hinaus in seiner Schreinerwerkstatt Jahr für Jahr passende Kulissen für die Zunftabende beigesteuert hat, nach den Höhepunkten in seinem närrischen Leben fragt, dann kann er viele aufzählen. „Es waren 50 wunderbare Jahre, die ich nicht missen möchte und in denen ich so viele nette Menschen und Freunde kennenlernen durfte“, lautet sein Fazit. Und seine Zunftmeisterkollegen „mit dem souveränen Ozume Dietmar Fuchs an der Spitze“ bezeichnet er als „eine gute, harmonische Gemeinschaft“. In bester Erinnerung sind dem Fasnächtler mit Herzblut, der immer voller Ideen ist und auch improvisieren kann, zum Beispiel die Auftritte mit dem „Trio Caramba“, die musikalischen Nummern mit dem Trio „Ramba Zamba“, als Marionette und Clown mit weißem Akkordeon bei der Szene „Zytsprung“ oder die Nummer „Asterix und Obelix“ und der während der Coronazeit in seiner Werkstatt entstandene Beitrag „Pumuckl“.

„Es hat viel Spaß gemacht“

Die vielen Stunden, die er für die Vorbereitung der Fasnachtsauftakte und Zunftabende aufgewendet hat, zählte Hans-Rudi Lienin nie. „Es hat einfach viel Spaß gemacht.“ Seine Maxime lautete dabei stets: „Das Geschäft darf nicht darunter leiden.“ Und diesen Spagat zwischen Beruf, Ehrenamt und Hobby hat er dank straffen Zeitmanagements und dank der starken Rückendeckung durch seine Frau Kirsten stets hinbekommen.

Auch künftig mit Humor durchs Leben

Wenn Hans-Rudi Lienin nun das ereignisreiche Kapitel als Zunftmeister mit seinem letzten Auftritt am 11.11. abschließt, dann scheidet er zwar mit Wehmut, aber mit viel Vorfreude auf die zu gewinnende Freizeit. „In ein Loch falle ich bestimmt nicht, ich will noch einiges mit meiner Frau unternehmen“, sagt der 67-Jährige. Der Fasnacht wird er nicht vollkommen entsagen, denn als Schnitzelbanksänger wird man ihn weiterhin erleben. „Und mit Humor gehe ich auch künftig durchs Leben“, sagt Hans-Rudi Lienin augenzwinkernd, der immer einen Spruch auf Lager hat.

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