Weil am Rhein Etablierte Maßnahmen, neue Ideen

Marco Fraune
Verena Eyhorn ist seit einem Jahr Stadtjugendpflegerin in Weil am Rhein. Foto: zVg

Interview: Weiler Stadtjugendpflegerin Verena Eyhorn zieht nach einem Jahr positive Bilanz.

Weil am Rhein - Mit dem Ziel, die derzeitige Jugendkultur zu erreichen, ist Verena Eyhorn als Stadtjugendpflegerin gestartet. Gut ein Jahr später wollte unser Redakteur Marco Fraune wissen, was sich seitdem getan hat.

Sie sind seit rund einem Jahr im Einsatz. Macht es noch Spaß?

Selbstverständlich macht es noch Spaß. Die Arbeit als Stadtjugendpflegerin teilt sich in viele unterschiedliche Aufgabenbereich auf, wodurch es an Abwechslung nicht mangelt. Ich blicke auf ein erfolgreiches Jahr zurück, in dem wir mit unseren Angeboten wieder viele Kinder und Jugendliche erreichen konnten. Bereits seit Jahren etablierte Maßnahmen, aber auch viele neue Ideen wurden erfolgreich umgesetzt und angenommen.

Auf welche Arbeiten entfällt die meiste Zeit?

Auf das Koordinieren der Angebote in den Jugendhäusern und der Mobilen Jugendarbeit. Neben den finanziellen Ressourcen gilt es, hier auch die personellen Ressourcen sinnvoll einzusetzen, um den Kindern und Jugendlichen die benötigte Unterstützung bieten zu können.

Außerdem sehe ich es als Stadtjugendpflegerin auch als meine Aufgabe, mit der Jugend in Kontakt zu sein und somit ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erfahren. Um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, ist es unumgänglich, regelmäßig in den Jugendhäusern präsent zu sein. Mir ist es wichtig, die Wünsche nicht zu erahnen, sondern im Dialog mit den Kindern und Jugendlichen herauszuhören. Natürlich tragen meine Kollegen die Wünsche, die sie in der alltäglichen Arbeit aufschnappen, auch an mich weiter.

„Eine Herausforderung ist, die derzeitige Jugendkultur zu erreichen“, haben Sie zum Start Ihrer Tätigkeit gegenüber unserer Zeitung erklärt. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Das Team der Stadtjugendpflege, welches sich aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung und der Dieter-Kaltenbach-Stiftung zusammensetzt, hat im vergangenen Jahr trotz personeller Engpässe tolle Arbeit geleistet. Wir konnten eine Vielzahl an Angeboten schaffen, welche sehr gut von den Kindern und Jugendlichen angenommen wurden. Schön war zu sehen, dass auch neue Gesichter den Weg zu uns finden und zu regelmäßigen Teilnehmern an Projekten werden. Demnach fällt meine Zwischenbilanz positiv aus. Dennoch möchten wir den Bekanntheitsgrad der Stadtjugendpflege noch steigern. Damit wollen wir die Jugendlichen erreichen, die unsere regelmäßigen Angebote nicht benötigen. Sie sollen dennoch wissen, an wen sie sich in akuten Problemlagen wenden können.

Ein weiteres Ziel war, in die Jugendtreffs wieder Kontinuität zu bekommen. Wie erfolgreich waren Sie hier?

Dieses Ziel wurde definitiv erreicht. Wir konnten in allen Jugendtreffs größere Schließzeiten verhindern und eine Zuverlässigkeit in den Öffnungszeiten etablieren. Diesen Erfolg verdanke ich aber dem enormen Engagement des Teams, welches bei Engpässen immer bereit war, füreinander einzuspringen und Ausfälle aufzufangen. Seit September freuen wir uns über ein vervollständigtes Team, wodurch wir unsere Angebote wieder erweitern konnten.

Wie bewerten Sie die Angebote, die den Jugendlichen in Weil im vergangenen Jahr unterbreitet werden konnten?

Als sehr vielfältig. Jugendarbeit ist natürlich dafür da, den Jugendlichen Möglichkeiten einer sinnvollen Freizeitgestaltung zu bieten. Jedoch ist es auch unser Auftrag und unsere Intention, parallel Werte und Kompetenzen zu vermitteln. Dies haben wir durch die unterschiedlichen Angebote meines Erachtens nach erfolgreich geschafft. Spaß und Kompetenzentwicklung sind nicht immer leicht zu vereinen. Jedoch möchten wir den Jugendlichen hilfreiche Anreize mit auf ihren Weg des Erwachsenwerdens mitgeben. Im Kreativbereich konnten zum Beispiel Kinder und Jugendliche ihre Motorik verbessern, durch verschiedene Sportangebote und die Ausgabe von Obst und Gemüse konnte das Gesundheitsbewusstsein thematisiert und gestärkt werden. Außerdem konnte im Bereich Medien und Technik als Präventionsprojekt zum Umgang mit sozialen Netzwerken ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Medienkompetenz geleistet werden. Die Sozialkompetenz wurde sowohl durch verschiedene Gruppenangebote, als auch durch die tiergestützte Pädagogik in der Jugend- und Kindereinrichtung Haltingen gefördert.

Sie wollen Sprachrohr der Jugendlichen sein und ihnen immer eine Anlaufstelle bieten: Welche Wünsche der Jugendlichen gehen in diesem Jahr in Erfüllung?

Die Wünsche, die in unseren Möglichkeiten stehen, versuchen wir natürlich umzusetzen, wie es auch schon in der Vergangenheit war. Die Bedürfnisse, sich zu bewegen, einen Raum zu haben, um von der Schule abschalten zu können, die Freizeit sinnvoll zu gestalten, Hilfe beim Übergang von Schule und Beruf zu erhalten, werden wir natürlich weiterhin erfüllen. Diese konstanten Angebote sind sehr wichtig, um bei den Jugendlichen als Anlaufstelle wahrgenommen zu werden. Ziel für dieses Jahr ist es, die Jugendlichen auch in den Sommermonaten vermehrt zu begleiten. Dort halten sie sich weniger in den Jugendzentren auf. Deshalb möchten wir in dieser Jahreszeit vermehrt im öffentlichen Raum auf sie zugehen, Wünsche erfragen und Projekte und Angebote umsetzen.

In Friedlingen entsteht im Rahmen des Projekts „Juno II“ ein neues Jugendzentrum im Stadtteil. Welche Bedeutung hat das Vorhaben für die Stadtjugendpflege?

Das Projekt hat eine sehr große Bedeutung. Hier möchten wir die Wünsche der Jugend so gut wie möglich miteinbringen. Schon jetzt gab es Beteiligungsmaßnahmen, um die Wünsche der Kinder und Jugendlichen zu erfragen. Außerdem ist dieser Beteiligungsprozess wichtig, um bereits jetzt auf eine Identifikation der Jugendlichen mit dem neuen Jugendzentrum hinzuarbeiten. Wer mitgestalten darf, bindet sich stärker an das Neue. Deshalb ist es uns wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen merken, dass ihre Wünsche gehört werden und auch von deren Umsetzung erfahren. Gleichzeitig ist es aber auch ein Lernprozess, dass die Jugend ein Bewusstsein dafür bekommt, dass nicht alles von heute auf morgen umgesetzt werden kann und sie sich eventuell für die nächsten Generationen einsetzen und nicht mehr von den Ergebnissen profitieren. Unsere Aufgabe ist es, das Interesse aufrecht zu erhalten, jedoch überschwängliche Euphorie zu vermeiden, da ein bis zwei Jahre für Kinder eine sehr lange Wartezeit ist. Um daraus resultierende Frustration zu vermeiden, gilt es einen guten Mittelweg zu finden. Es ist auf jeden Fall schön zu sehen, wie engagiert die Besucher des jetzigen Jugendzentrums ihre Wünsche einbringen. Das macht es einfacher, das neue Jugendzentrum nach ihren Bedürfnissen zu gestalten.

Zum neuen Jahr wünscht man sich was: Was ist Ihr Wunsch für die Jugend?

Ich wünsche mir für die Jugend die Erkenntnis, dass man etwas bewirken kann, wenn man aktiv wird. Außerdem wünsche ich ihnen den Mut, für ihre Wünsche einzustehen und die Erfahrung, dass es eventuell eine Lösung für das zunächst scheinbar Unmögliche gibt.

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