Weil am Rhein Etwas Gutes für die Allgemeinheit tun

Weiler Zeitung
Engagieren sich in den drei Lions-Clubs: Marie-Claude Schmitter, Andreas Kasa und Christian Baumann. Foto: Marco Fraune Foto: Weiler Zeitung

Interview: Lions-Club-Mitglieder verfolgen keine wirtschaftlichen Interessen / Lions-Quest unterstützt Lehrer und hilft Schülern

Mit verschiedenen Maßnahmen erwirtschaften die drei heimischen Lions-Clubs finanzielle Mittel, um sie dahin zu bringen, wo sie dringend benötigt werden. Besonders im Blick ist die Jugend.

Weil am Rhein. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Lions-Clubs International hat Marco Fraune die Spitzen aus Weil am Rhein, Lörrach und Schliengen getroffen, die derzeitigen Präsidenten Marie-Claude Schmitter und Andreas Kasa sowie „Past Präsident“ Christian Baumann. Auch Vorurteile kamen dabei zur Sprache.

Lions-Club International wird 100 Jahre alt. Der Lions-Club Lörrach wurde 1958 gegründet, der in Schliengen 1996. Bei der Gründung des Weiler Lions-Club im Jahr 2005 fungierten die Lörracher und Schliengener als Geburtshelfer für die Weiler. Herr Kasa und Herr Baumann, sind Sie zufrieden mit Ihrem „Kleinkind“.

Angesichts der Gründung im Jahr 1958 kommt der Lörracher Club nun langsam ins „Rentenalter“. Worin liegt der Unterschied zwischen einem alten und einem neuen Club?

Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ hat anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Lions-Clubs beleuchtet, inwieweit der Club mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Eines davon laute, dass es sich um einen versnobten Zirkel handelt, in dem betagte Herren unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit Seilschaften pflegen. Sie, Frau Schmitter, sehen so gar nicht wie ein betagter Herr aus.

Sie, Herr Baumann, sind der älteste in unserer Runde. Fühlen Sie sich durch das Vorurteil angesprochen?

Können Sie sich erklären, woher das Vorurteil rührt?

Wenn Sie auf dem Weihnachtsmarkt in Ihren Ständen stehen, treten Sie in den direkten Kontakt mit dem Bürger. Wie sind die Rückmeldungen?

Wollen auch einige Interessierte selbst Mitglied werden.

Nur in Weil können Frauen Mitglied werden. Gibt es in Schliengen und Lörrach die Bestrebung, den Club für Frauen zu öffnen?

Nach den ethischen Grundsätzen, die für Mitglieder gelten, sollen sich diese den Problemen unserer Zeit stellen und uneigennützig an ihrer Lösung mitwirken. Wo drückt aktuell besonders der Schuh?

Was verbirgt sich hinter „Lions-Quest“ konkret?

Bügeln Sie ein Stück weit das aus, was in der Gesellschaft aktuell schief läuft?

Wie würden Sie die bisherigen Erfahrungen in aller Kürze zusammenfassen?

Bei welcher sozialen Kompetenz ist besonders eine Veränderung zu spüren?

Sie engagieren sich zusätzlich zu Ihren normalen Berufen kräftig. Wie schätzen Sie es ein: Ist es eine Aufgabe, bei der jeder Einzelne mehr helfen muss, oder würden Sie sich mehr staatliches Engagement wünschen?

Kommen wir dazu, was Sie für die Zukunft ins Auge fassen. Was würden Sie für den Weiler Bereich als künftige Aufgabe definieren?

Wie sehen Sie es für die Schliengener?

Läuft es in Lörrach gut, oder gibt es qualitativ oder quantitativ Entwicklungspotenzial?

Kasa: Ausgesprochen. Sowohl die Weiler als auch die Schliengener sind sehr aktive Clubs, die viel Gutes tun. Es ist sehr schön, wenn man sieht, dass das „Kind“ groß wird und die gleichen Ideen verfolgt. Viele Veranstaltungen organisieren wir auch gemeinsam.

Baumann: Auch wir sind sehr zufrieden. Es gibt überhaupt keine Konkurrenzsituation unter den Clubs. Wir machen einiges gemeinsam und verfolgen ähnliche Ziele.

Kasa: Das Alter spielt keine Rolle, weil wir uns weiterentwickeln. Wir schauen auch, dass wir junge Mitglieder dazubekommen. Wir profitieren zugleich von den Älteren, die ihre Erfahrung einbringen.

Schmitter: (lacht) Es geht nicht nur darum, inaktiv seinen Beitrag zu zahlen oder zu spenden, sondern darum sich für die Mitmenschen zu engagieren. Das ist die Hauptsache. Wir haben zwei mal pro Monat Zusammenkünfte, bei denen wir nicht nur miteinander essen, sondern auch Probleme in unserem Umfeld besprechen und Aktivitäten planen, um Beihilfe zu schaffen.

Baumann: Ich fühle mich nicht angesprochen. Denn wir haben keine persönlichen wirtschaftlichen Interessen. Unser gemeinsames Ziel ist es, in einem freundschaftlichen Miteinander etwas Gutes für die Allgemeinheit zu tun.

Kasa: Das liegt wohl an der europäischen Zurückhaltung. Insbesondere in den USA sind die Lions allgegenwärtig und sofort sichtbar.

Schmitter: Hier ist man irgendwie reservierter und diskreter (zeigt auf ihren kleinen Lions-Anstecker).

Baumann: Ich schließe mich der Meinung von Frau Schmitter und Herrn Kasa an. Ich glaube jedoch, dass die Clubs in der letzten Zeit offener geworden sind und auch zeigen, was sie machen.

Baumann: Wir haben vor allem viel positive Rückmeldungen zu unseren Schwerpunkt-Fördermaßnahmen „Lions-Quest“ und „Klasse 2000. Beispielsweise haben wir im vergangenen Jahr 31 Schulklassen mit „Klasse 2000“ gefördert – im Vorderen Kandertal, in Schliengen und auch in Kandern.

Kasa: Sehr selten. Man kann sich auch nicht selber bewerben, sondern man muss von Mitgliedern empfohlen werden.

Baumann: Gemäß Satzung sind wir offen für Männer und Frauen. Wir werden uns sicher in naher Zukunft mit dem Thema beschäftigen.

Schmitter: Bei der Gründung des Weiler Clubs war es von vornherein klar, dass es ein gemischter Club wird. Der Anteil von Frauen und Männern ist ausgeglichen, und wir haben nur gute Erfahrungen damit gemacht.

Kasa: International wird das immer mehr angestrebt. Und das wird bei uns in Lörrach genauso kommen.

Kasa: Wir haben beispielsweise jüngst erst das Frauenhaus unterstützt und die Kita „Der gute Hirte“ gefördert. Flüchtlinge war in den vergangenen beiden Jahren außerdem ein großes Thema. Insgesamt versuchen wir, überwiegend hier in der Regio zu spenden.

Schmitter: Wir leisten Unterstützung zum Beispiel an Schulen, wo wir dazu beitragen, dass jedes Kind ein Instrument spielen darf oder ein gesundes Frühstück bekommt, aber auch für die Hospizarbeit, für Menschen mit Behinderungen oder in Notsituationen.

Baumann: Unser Schwerpunkt im Schliengener Club ist das Thema Jugend. Zwei Drittel unserer Fördermittel fließen in die Präventionsprogramme „Lions Quest“ und „Klasse 2000“.

Baumann: Lions-Quest ist ein Weiterbildungsprogramm für Lehrerinnen und Lehrer mit dem Ziel, den Schülern wichtige Lebenskompetenzen zu vermitteln. Dies leistet einen Beitrag dazu, dass diese Schüler weniger Gewalt anwenden, weniger suchtgefährdet sind und ein besseres Gesundheitsverhalten zeigen.

Kasa: Wir wollen den Lehrern eine Hilfe zur Verfügung stellen. Von ausbügeln würde ich nicht sprechen.

Baumann: Der Erwerb von sozialen Kompetenzen wird immer mehr in die Schulen verlagert. Die Lehrpläne tragen dem noch nicht ausreichend Rechnung. „Lions-Quest“ hilft, Lücken zu schließen. Wir arbeiten mit den Universitäten in Bielefeld und jetzt mit Freiburg zusammen, die das Programm laufend auf den aktuellen Stand der Wissenschaft bringen.

Kasa: Man sieht, wie schnell die Seminare für Lehrer ausgebucht sind. Der Bedarf und der Wille der Lehrer sind da.

Baumann: Die Rückmeldungen sind äußerst positiv. Lions-Quest deckt offensichtlich ein echtes Bedürfnis ab. Das Interesse der Schulen in der Region ist sehr groß. So empfiehlt beispielsweise eine Schulleiterin, allen ihren Lehrerinnen und Lehrern „Lions-Quest“ zu besuchen.

Baumann: Man spürt eine positive Veränderung beim Umgang miteinander, man hört einander besser zu, und bei Meinungsverschiedenheiten wird nicht gleich mit Gewalt reagiert.

Baumann: Ich würde mir auf jeden Fall mehr staatliches Engagement für den gesamten Bildungsbereich wünschen. Andere Länder, die nicht so wohlhabend sind wie wir, tun prozentual deutlich mehr. Meine persönliche Schlussfolgerung daraus ist: Ich versuche selber etwas zu bewirken, indem ich bei den von Lions unterstützten Projekten mithelfe.

Kasa: Das kann ich nur voll und ganz unterstützen. Auch wir in Lörrach sind bei „Lions-Quest“ sehr aktiv. Ich sehe durch meine drei Kinder, wie viele Probleme es dort auf der Schule gibt. Das ist nicht mehr die schöne heile Welt. Mit den Problemen werden die Lehrer konfrontiert. Diese sind dankbar, dass wir ihnen mit dem Programm Möglichkeiten bieten, sich weiterzubilden. Vom Staat wird „Lions-Quest“ nicht nur anerkannt, sondern auch finanziell unterstützt. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Schmitter. Wir sind im Moment 30 Mitglieder und möchten daher noch etwas wachsen, aber nicht allzu schnell, sodass sich die jungen Mitglieder besser einleben können. Der Club sollte sich ein wenig vergrößern, damit wir all unsere Aktivitäten stemmen können. Schön wäre auch, grenzüberschreitend mehr mit den Lions zu bewirken. Gerade hier im Dreiländereck sollten wir noch mehr Gelegenheiten schaffen, um uns besser kennenzulernen.

Baumann: Wir haben vier große Aktivitäten, um Einnahmen zu erzielen: den Adventskalender, den Weihnachtsmarkt in Schliengen, das Golfturnier und das Konzert mit dem Verbandsjugendorchester Hochrhein in Schliengen. Wir haben die Abläufe dieser Veranstaltungen optimiert. Mehr können wir vom Aufwand her nicht leisten. Mit den aus unserem Aktivitäten erzielten Einnahmen wollen wir wie in der Vergangenheit Projekte in der Regio fördern mit Schwerpunkt Präventionsprogramme für Jugendliche. Unser Club hat derzeit 32 Mitglieder, und wir wollen nur vorsichtig wachsen.

Kasa: Man wünscht sich immer junge Mitglieder, doch das ist nicht so einfach. Ich glaube, bei jeder Vereinigung gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Dadurch, dass wir ein Freundeskreis sind, sind wir aber flexibel, um schnell zu reagieren. Wir versuchen auch, die kleineren Projekte zu bezuschussen. Dadurch, dass jedes Jahr der Präsident im Club wechselt, haben wir keinen Zehnjahresplan, sondern so fließen immer wieder neue Ideen und Schwerpunkte ein. Es geht darum, gemeinsam etwas zu schaffen und der Gesellschaft zu helfen.

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