Weil am Rhein Expeditionen in die Farbe

Weiler Zeitung
Kontrapunkt und Bildkommentar im Raum: Keummi Paik-Bauermeister, Michael Jäger. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Ausstellung: Doppelschau mit Arbeiten von Keummi Paik-Bauermeister und Michael Jäger bei Stahlberger

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Wie eine Musterkollektion für zarte Pastellfarben mit farbigen Linien wirkt eine der Doppelseiten im Katalogbuch „Neue Arbeiten“ von Keummi Paik-Bauermeister. In der Ausstellung der Galerie Stahlberger hat man das Gefühl von Expeditionen in die Farbe. Der Raumeindruck ist ganz pastellig, wenn man die Kleinformate der in Emmendingen lebenden Südkoreanerin betrachtet.

Es ist eine von zwei malerischen Positionen, die die Weiler Galerie in ihrer neuen Schau „Farbkörper – Farbfelder – Farbtouristen“ im vierten Anlauf endlich zeigen kann. Die andere ist die von Michael Jäger, der in Köln lebt und seit 1985 immer wieder mal bei Stahlberger ausstellt, zuletzt zusammen mit Niels Tofahrn. Die Kombination mit Paik-Bauermeister ist überraschend stimmig und harmonisch.

Beide Künstler sind am ehesten der konkreten Kunst zuzuordnen, Paik der einfachen geometrischen Form, die sie mit lichten Tönen und Linienstrukturen kombiniert, sehr minimalistisch und reduziert; Jäger eher in dunkleren Farbtönen, amorphen Farbflecken und Gitterrastern. Beide Künstler sind „Farbtouristen“, eine Wortkreation von Jäger, die meint, dass beide auf der Suche nach Farben sind.

Keummi Paik-Bauermeister, eine ehemalige Dreher-Schülerin, die tägliche Naturstudien und -skizzen macht und einen Ast vor dem Fenster zeichnet (typisch für das Vorbild Peter Dreher, der Tag für Tag ein Glas gemalt hat), stellt gern Farbflächen neben- und übereinander. Stille Farben, aber doch voller Kraft in ihren grünblauen Farbnuancen. Die Rillen darin sind exakt von Hand gemalt, ein Freihandmalen mit dem Pinsel. Die Linien, die sie zieht, haben andere Farben als die Grundfläche, aber manchmal geht es ineinander über, und die Farben durchdringen sich, gerade wenn man einen Schritt zurücktritt. Dann scheinen die Flächen und Linien in Bewegung zu geraten und die Farben sich aufzulösen.

Man schaue sich nur einmal die beiden nebeneinander hängenden Bilder in verschiedenen Rosatönen an: ein Beispiel für vielfältige Farbvariationen. Es finden sich auch Arbeiten ohne diese Streifen. Thematisch verarbeitet werden aber immer zwei Farben, auf ganz eigene Art, fast schon in einer Art meditativer Konzentration und Stille.

Farbvariationen

Es ist eine sehr ruhige und sparsame Ausstellung – was für ein Kontrast zur vorigen mit Figur und Landschaft! Überraschenderweise ergeben sich bei Michael Jäger Berührungspunkte zu dieser fernöstlichen malerischen Meditationsübung. Jäger hat sich diesmal auf kleine Formate konzentriert, obwohl er große wandbeherrschende Arbeiten macht (eine frühe auf Holz von 1985 dominiert den hinteren Raum).

Wie man sieht, kann Jäger ebenso auf kleiner, reduzierter Fläche eine geballte Kraft entfalten. Streng-konstruktive Farbfelder kontrastieren mit organischen Formen. Teilweise geht der Maler aus der Fläche heraus mit pastosen, reliefhaften Strukturen. Hauptsächlich zeigt er die Serie „People“ mit glänzenden Lackschichten auf Stahl sowie Reminiszenzen an seine Hinterglasmalerei („Bells“).

Jeder der beiden Künstler hat seinen eigenen Raum, wobei der andere durch ein, zwei Werke bewusste Kontrapunkte oder Bildkommentare setzt. Durch diese überlegte und raffinierte Hängung treten ihre Arbeiten miteinander in Dialog, und es entsteht ein „Gespräch“ zwischen den Bildern.

Heinz Stahlhut vom Hans Erni-Museum Luzern forderte in seiner Vernissagerede die Betrachter auf, sich in die feinen Farbharmonien von Paik-Bauermeister zu vertiefen, den zarten Kontrasten nachzuspüren und in den Bildern von Jäger zu entdecken, wie sich minimale Räumlichkeit aufmacht. Seiner Empfehlung sollte man folgen: „Lassen Sie sich von den Farbfeldern und Farbräumen animieren, werden Sie selbst zu Touristen, zu Reisenden im Gebiet der Farbe!“   Bis 22. August, Di-Sa 16-18 Uhr

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